Velbert. Steffi und Matthias haben ein Handicap, beide stehen unter Betreuung. Sie lieben sich und sind Protagonisten des Films „Ich liebe auch“.

Eigentlich sind sie ein ganz normales Paar. Sie haben sich kennengelernt, verliebt, sind zusammengezogen und haben schließlich geheiratet. Doch Steffi und Matthias mussten den Standesbeamten erst überzeugen, dass er sie traut. Denn das junge Paar hat ein Handicap, die beiden leben in einem Haus der Lebenshilfe. Der 39-Jährige und die 35-Jährige wirken in einem Film des Medienprojektes Wuppertal mit, „Ich liebe auch“ heißt er und handelt von der Liebe von Menschen mit Handicap. Drei Paare und ein Single berichten über ihre Liebesbeziehungen, ihre Erfahrungen mit Sexualität und wie es ist, keinen Partner zu haben.

Drei Tage lang geschrieben

Steffi und Matthias sind schon lange ein Paar. Kennengelernt haben sie sich in der Werkstatt für Behinderte. Doch dann zog Steffi nach Norddeutschland, man verlor sich aus den Augen. Nach einer gescheiterten Beziehung und mit einem gebrochenen Arm kehrte sie schließlich zurück nach Velbert. Matthias hatte gerade zu der Zeit sein erstes Handy bekommen. „Irgendwie ist er an meine Handy-Nummer gekommen“, sagt Steffi. Dann schrieb er Steffi an. Drei Tage lang ging es nahezu pausenlos hin und her. „Und dann stand er plötzlich bei mir auf der Matte“, sagt sie. Er half ihr, den Alltag mit dem Gipsarm zu bewältigen. „Er hat mit sogar die Haare gewaschen“, berichtet sie stolz.

Keine Ruhe in der WG

Seitdem sind die beiden ein Paar, lieben sie sich. Matthias wohnte erst in einem Wohnheim, später in einer WG. Doch das war auf Dauer nichts. „Wir hatten nie unsere Ruhe, ständig kam jemand vorbei und oft wurden wir um 5 Uhr von den Betreuern geweckt, obwohl wir frei hatten“. Der Wunsch nach einer eigenen Wohnung reifte, in der sie allein sein konnten, wenn sie wollten. Im neuen Haus der Lebenshilfe gab es dann eine passende Wohnung für sie.

Auf Mallorca verlobt

Auf einer Reise am Strand von Mallorca haben sich die beiden schließlich verlobt. Dass mit der Hochzeit gestaltete sich dann schwieriger. Steffi ist immer noch empört: „Der Standesbeamte wollte uns nicht trauen, weil Matthias nicht geschäftsfähig ist. Als ob Menschen mit Handicap nicht heiraten könnten.“

Standesbeamter wurde überzeugt

Doch Matthias’ Mutter, die auch seine Betreuerin ist, ließ nicht locker und kämpfte für die junge Liebe. Als schließlich noch ein Gutachten beigebracht wurde, ließ sich auch der Standesbeamte überzeugen. In der Vorburg von Schloss Hardenberg gaben sie sich 2020 das Ja-Wort. Die kirchliche Hochzeit folgte in diesem August, Steffi ganz in Weiß. Getraut wurde sie von einem Pfarrer, der früher ihr Nachbar war. „Anschließend haben wir bis nachts um ein Uhr gefeiert“, erinnert sich Matthias. Schon am nächsten Morgen ging es auf Hochzeitsreise nach London.

„Wir streiten uns nie“

Seit zwei Jahren wohnen sie nun allein in ihrer Wohnung im Lebenshilfehaus. Beide gehen sie arbeiten, er noch in Werkstatt, Steffi macht gerade ein Praktikum in einem Seniorenheim. Dreimal in der Woche schaut einer ihrer Betreuer vorbei. „Den Haushalt schaffen wir ganz alleine. Aber beim Finanziellen und beim Schriftkram brauchen wir Hilfe“ erklärt Steffi. Sie gehen gemeinsam einkaufen, kochen gern zusammen und versorgen ihre kleinen Mitbewohner – drei Meerschweinchen. Harmonisch geht es bei ihnen zu: „Wir streiten uns nie. Nur am Anfang gab es ab und zu Zoff“, versichern beide einmütig und strahlen sich dabei an.

Zusammen mit Behinderten

Der Film „Ich liebe auch“ wurde vom Medienprojekt Wuppertal gedreht. Drei Paare – davon zwei aus Langenfeld – und ein Single berichten über ihre Liebesbeziehungen, ihre Erfahrungen mit Sexualität und wie es ist, keinen Partner zu haben. Die Filmreihe ist zusammen mit Menschen mit Behinderung entstanden.

Der Film ist per Stream oder per Download oder auch als CD beim Medienprojekt zu erhalten.