Langenberg. Dennis Nagel saniert gemeinsam mit seinen Mitarbeitern ein altes Haus in Bonsfeld. Eine Besonderheit wird der neue Turm auf dem Erker.

Die Fassade weiß-grau, hinter den Fenstern ist es leer. kein Vorhang, nichts. Nur die Pizzeria im Erdgeschoss hat geöffnet. Etwas trostlos wirkt das Eckhaus an der Bonsfelder Straße 25, die Verzierungen an den Fenstern lassen erahnen, dass das Gebäude auch bessere Zeiten gesehen hat.

„Seit vielen Jahren steht das Gebäude schon leer“, sagt Dennis Nagel, der neue Eigentümer. „Und ich habe einfach Spaß daran, alte Häuser wieder in Schuss zu bringen.“ Also sei er eines Tages in die Pizzeria gegangen und habe sich die Kontaktdaten des Eigentümers geben lassen. Jetzt gehört ihm das mehr als hundert Jahre alte Eckhaus.

Haus bekommt wieder einen Turm

So könnte das Eckhaus einmal aussehen, wenn es fertig saniert ist.
So könnte das Eckhaus einmal aussehen, wenn es fertig saniert ist. © privat | Dennis Nagel

Nun also läuft die Sanierung: Gemeinsam mit seinen Mitarbeitern Markus Balzer und Daniel Kistemann ist er dabei, die Wohnungen und den Gewerberaum im Erdgeschoss links wieder herzurichten. Etwas ganz Ähnliches hat er schon in Neviges gemacht: Dort hat er das ehemalige Gassmann-Haus saniert.

Doch bevor es ins Innere geht, blickt Nagel erst einmal an der Fassade nach oben, zeigt auf den Erker an der Hausecke: „Der bekommt wieder einen Zwiebelturm“, sagt er mit leuchtenden Augen. Denn den gab es einst auf dem Erker, was alte Fotos bezeugen.

Recherche für die Genehmigung

„Das war aber gar nicht so einfach, die Genehmigung vom Denkmalamt zu bekommen“, sagt Dennis Nagel. Denn dort sei man davon ausgegangen, „dass der Turm im Krieg zerstört worden ist.“ Doch der neue Eigentümer recherchierte, fand Fotos aus den 1950ern. „Und die zeigen das Haus mit Zwiebelturm.“

Also gab es die Genehmigung doch. Warum das Haus heute nur ein ganz normales Dach auf dem Erker hat, weiß Dennis Nagel nicht genau. „Ich vermute, dass der Zwiebelturm aus Altersgründen hätte restauriert werden müssen“, sagt er. „Wahrscheinlich hat man dann damals gedacht, dass ein Rückbau günstiger ist.“

Turm wird in einem Stück geliefert

Das Treppenhaus wird auch bearbeitet – der PVC-Boden kommt weg, das Holzwerk wird freigelegt.
Das Treppenhaus wird auch bearbeitet – der PVC-Boden kommt weg, das Holzwerk wird freigelegt. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Nun bekommt der Erker also wieder seinen krönenden Abschluss, „allerdings wird der neue Turm nicht genau so aussehen, wie der ursprüngliche.“ Wer sich mit der Historie des Hauses beschäftige solle merken, dass der Turm eben nicht mehr der originale ist, so die Auflage der Denkmalbehörde.

Das Spannende: Der Turm wird nicht nach und nach aufgebaut, sondern in einem Stück gefertigt und dann per Kran auf den Erker gesetzt. Diese Arbeit übernimmt Dennis Nagel aber nicht selbst: Die Zimmerei Benn aus Wuppertal fertigt das Grundgerüst, eindecken und verkleiden übernimmt der Dachdecker Felix Baumer, ebenfalls aus Wuppertal.

In der zweiten Junihälfte sollen die Arbeiten am Dach beginnen und dauern etwa sechs Wochen. Der neue Turm wird voraussichtlich Ende Juli fertig sein und dann auch installiert.

Türen werden aufgearbeitet

Durch die hölzerne Eingangstür – eine von zwei Türen, die noch im Original erhalten sind und die noch aufgearbeitet werden – geht es ins Treppenhaus. Hohe Bögen überspannen den Flur. „Den PVC-Boden machen wir ab, legen das Holzwerk frei“, sagt Dennis Nagel. Auch der noch im Originalzustand erhaltene Steinboden wird aufgearbeitet.

„Ende der 1970er oder Anfang der 1980er ist hier das letzte Mal saniert worden“, sagt Dennis Nagel auf dem Weg nach oben in die erste Etage. „Seit dem ist leider nicht mehr viel passiert.“ Nach rechts geht es in die Wohnung, 150 Quadratmeter groß, „und schon vermietet“, freut sich der Sanierer. Er zeigt nach oben, die Decke ist niedrig. „Die sind abgehängt worden“, erläutert er. Im Flur wird sich daran auch nichts ändern.

Stuck reparieren

Das fehlende Stück der Stuckverzierung wird noch ergänzt.
Das fehlende Stück der Stuckverzierung wird noch ergänzt. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Doch in den großzügigen Räumen, deren Fenster Richtung Bonsfelder Straße weisen, ist wieder die Originaldecke zu sehen. Stuckverziert. „Das arbeiten wir wieder auf“, sagt Nagel. Eigentlich eine Aufgabe für einen Stuckateur. Doch der gab auf, weil das Material nicht hielt.

„Mein Kollege Markus Balzer hat recherchiert und eine Firma gefunden, die eine Art Knetmasse anbietet.“ Damit konnte er einen Abdruck der Verzierungen unter der Decke erstellen. Dieser wird nun aufgegossen, anschließend wird das Element an der Decke befestigt.

Ergänzt wird die Wohnung durch einen Balkon, der den kompletten – recht überschaubaren – Hinterhof überspannen wird. Die Pizzeria bekommt zudem eine neue, moderne Abluftanlage, von außen wird dann davon nichts mehr zu sehen sein.

Tauben haben im Dach genistet

Das Dach muss gemacht werden, Tauben nisten zwischen den Balken.
Das Dach muss gemacht werden, Tauben nisten zwischen den Balken. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Im zweiten Ober- und im Mansardengeschoss sind jeweils zwei Wohnungen, der Spitzboden wird nicht ausgebaut. Hier oben wird deutlich, was jetzt ganz schnell erledigt werden muss: „Schauen Sie“, sagt Dennis Nagel und zeigt auf die marode Decke. „So sieht es aus, wenn hier jahrelang nichts passiert.“

Was er meint: Überall sind Löcher, das Balkenwerk des Daches ist sichtbar. Tauben nisten in dem undichten Spitzboden, „zwei- bis dreihundert Tauben müssen hier im Lauf der Zeit gehaust haben“, sagt er. „Hier was zu machen ist also zwingend erforderlich.“

Gut vier Monate Zeit hat Dennis Nagel dafür noch. Denn zum 1. Oktober sind bereits vier der fünf Wohnungen vermietet. „Grundsätzlich“, sagt er lachend, „ist es immer gut, eine Deadline zu haben.“ Weil sonst vermutlich die Verlockung zu groß wäre, zu trödeln.

Förderung vom Land

Die Sanierung bekommt Dennis Nagel gefördert, und zwar aus einem Programm des Landesministeriums für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung. Die Zusage hat er Ende letzter Woche bekommen.

Die Gestaltung des Treppenhauses und der Fassade – natürlich in Abstimmung mit der Denkmalbehörde – übernimmt das Langenberger Unternehmen Dohm & Huly.