Neviges. Besitzer ließ die Fassade nach dem Vorbild alter Fotos restaurieren. Mitte des Jahres zieht ein Weiterbildungsinstitut ein.

Es war ein mühseliger Weg. Und er hat Dennis Nagel so manche Nerven und viel Geld gekostet. Ihm gehört das Gebäude, in dem früher das beliebte Kaufhaus Gassmann war. Aber das Ergebnis entschädigt für all die Mühen. Die neue Fassade an der Bernsau-/Elberfelder Straße begeistert nicht nur Nicole Klimmek, die in der Fußgängerzone mit ihren Kindern Matti und Lenya unterwegs ist. "Das ist toll geworden, sieht richtig vornehm aus. Wie ein schönes, altes Hotel." Tochter Lenya (8) schaut noch einmal in Richtung des repräsentativen Hauses aus der Gründerzeit. Und bringt es kurz und knackig auf den Punkt. "Das hat sich gelohnt." Sie möchten keine Nachrichten aus Neviges, Langenberg und Velbert verpassen? Dann abonnieren Sie unseren Newsletter.

Eine Million Euro Gesamtkosten

Insgesamt rund eine Million Euro lässt es sich Dennis Nagel kosten, jenes Haus, das ihn seit jeher schon als Kaufhaus Gassmann fasziniert hat, auf Vordermann zu bringen. Der Geschäftsführer der Nagel Vermögensverwaltung GmbH mit Sitz in Düsseldorf hat 15 Jahre in Neviges gelebt. Als das Kaufhaus im Januar 2019 seine Pforten schloss und die Immobilie danach verkauft wurde, schlug er zu. Es sei eine Herzensangelegenheit gewesen. Und das merkt man ihm an. Häufig ist er selbst vor Ort, packt mit an. Nagel ist niemand, der die Dinge im Anzug und vom Schreibtisch aus regelt. Dass seine Lieblingsfarbe bei der Fassade - ein dunkles Weinrot - bei der Denkmalbehörde auf wenig Gegenliebe stieß, hat er verwunden. Die nun gewählte Farbkombination aus zartgelbe Wand und grünen Schlagläden ist einem glücklichen Zufall zu verdanken. Denn bei der Stadt Velbert stieß Dennis Nagel mit Carla Sondermann auf jemanden, dem ebenfalls sehr an diesem Haus gelegen ist.

Engagierte Bau-Aufsicht

"Das hat jetzt nichts mit meinem Beruf zu tun, das ist rein privat. Aber Neviges und seine Geschichte, vor allem auch die des Kaufhauses Gassmann, das ist mein Hobby", erzählt die Mitarbeiterin im Bereich Bauaufsicht. Als Dennis Nagel zu ihr ins Büro kam und die Akten einsehen wollte, "da hab ich gedacht: Was will der mit meinem Kaufhaus?", erinnert sie sich lachend. Und Dennis Nagel ergänzt grinsend. "Ja, das war schnell klar, das war eigentlich ihr Kaufhaus."

Nun ist Gassmann zum Leidwesen vieler Nevigeser Geschichte, voraussichtlich Mitte des Jahres ziehen die neuen Mieter ein: Ins Erdgeschoss kommt das Wuppertaler Co-Working Space "Codeks", das mobile Arbeitsplätze für Freiberufler zur Verfügung stellt,  oben zieht das Wuppertaler Weiterbildungsinstitut WBS ein. Die Planung habe sich ein wenig verzögert, so Dennis Nagel: "Ursprünglich hatten wir als Mietbeginn den 1. April ins Auge gefasst, aber das schaffen wir nicht. Wir gehen jetzt davon aus, dass es aber am 1. Juni auf jeden Fall klappt.

Fassade in klassischem Gelb

Aber zurück zum Zusammentreffen damals im Büro der Bauaufsicht. Schnell hatte Carla Sondermann den Besitzer der Gassmann-Immobilie überzeugt, wie dieser schöne, etwas herunter gekommene Bau seine alte Würde wieder erlangen könnte: "Das helle Gelb ist eine klassische Farbe. Und da es auch ein edles Gebäude ist, passt das einfach." Anhand von alten Fotos ließ Dennis Nagel die Fassade wieder so herrichten, wie sie einst war, inklusive der wieder angebrachten Schlagläden.

Stuck wieder herausgearbeitet

Auch die kunstvollen Stuckarbeiten kommen nun wieder zum Vorschein. Wie mühevoll dies war, davon kann Bauleiter Markus Balzer ein Lied singen: "Au Mann, ich bin jetzt urlaubsreif." Denn nicht nur außen, vor allem auch innen hat sich viel im ehemaligen Gassmann getan. Nagel: "Wir haben die Zwischendecken raus genommen, unten sind die Räume jetzt wieder fünf Meter hoch, das ist ein ganz neues Raumgefühl." Die Nevigeser jedenfalls sind ganz begeistert vom neuen Glanz des alten Hauses. Gemüsehändler Mesut Ardic, der wenige Meter weiter sein Geschäft hat: "Ich bin ganz neidisch, ich will es bei mir auch schön machen."

Zur Info. Dennis Nagel lässt sein Gebäude bei Einbruch der Dunkelheit anstrahlen. Damit entspricht er mit einem eigenem Lichtdesigner dem Wunsch der Stadt Velbert, im Rahmen des "Master Plan Licht" Akzente zu setzen.