Velbert. Seit 20 Jahren gibt es Wellcome, die praktische Hilfe nach der Geburt in Velbert. Acht Engel helfen frischgebackenen Eltern ehrenamtlich.
Willkommen, kleiner Engel. Die Freude ist groß, wenn das Kind endlich auf der Welt ist. Doch nicht immer ist das Mutterleben tiefenentspannt. Das Baby weint, es schläft gerade dann nicht mehr, wenn man sich nach einer unruhigen Nacht mal eben hingelegt hat.
Die Oma ist aber leider nicht in Reichweite, der Papa ist arbeiten und als Mutter sehnt man sich einfach mal danach, durchzuatmen. Dann sind die Wellcome-Engel vom SKFM für die jungen Familien da. Aber auch bei Arztbesuchen oder einfach zur Unterstützung begleiten derzeit acht Frauen Familien mit Säuglingen ab der Geburt bis zum ersten Lebensjahr.
Die Hilfe für junge Eltern gibt es seit 20 Jahren
Seit zwanzig Jahren gibt es nun„Wellcome“, ein ehrenamtliches Angebot vom SKFM. „In der Regel ist unsere Unterstützung auf ein Zeitfenster von drei bis vier Monaten angelegt“, erklärt Kirsten Sme, die Koordinatorin des Angebots vom SKFM. Petra Derkum, ein Engel der ersten Stunde, erinnert sich noch genau daran, wie sie vor 20 Jahren von diesem Ehrenamt gelesen hat und ihr sofort klar war, „das möchte ich machen.“
Denn Babys fand sie schon immer toll. „Aber so etwas wie Säuglingsschwester gab es ja nicht als Ausbildung, da hätte man erst normale Krankenschwester werden sollen und Kindergärtnerin, da hat mir das Arbeitsamt damals von abgeraten, weil ich Einzelkind war, also wurde ich Bankkauffrau.“
Doch ihre Berufung hat sie mit diesem Ehrenamt gefunden. Einmal in der Woche geht die 63-jährige Frau zu Familien und begleitet sie im Alltag. „Ich habe eine Frau mal zu ihrem Rückbildungskurs begleitet“, erinnert sie sich, „weil das Baby immer so viel weinte.“ Ist das nicht auch mal anstrengend?
Petra Derkum schüttelt den Kopf, ihre Augen strahlen. „Niemals. Ich habe es bislang immer geschafft, dass die Kleinen bei mir ruhig waren.“ Sicher ist es auch die Ruhe, die Petra Derkum ausstrahlt. Denn im Gegensatz zu den teilweise gestressten Müttern, ist die Auszeit für sie, die Zeit mit dem Kind.
Abschied nehmen fällt schwer
Abschied zu nehmen, das fällt dann aber auch dem Wellcome-Engel schwer. Denn nach dem ersten Lebensjahr endet das Angebot. In den vielen, regelmäßigen Besuchen baut sich natürlich eine enge Beziehung zwischen den Familien und den Ehrenamtlern auf. „Mit vielen Familien habe ich aber auch nach der Zeit noch Kontakt, mit einer Familie bin ich sehr gut befreundet.“ Doch einen Wermutstropfen hat das Ganze: „Die Eltern erinnern sich natürlich noch Jahre später an mich, die Kinder aber nicht.“
Dennoch erfüllt das Ehrenamt Petra Derkum sehr und sie freut sich jedes Mal darüber, einer neuen Familie mit Rat und Tat zur Seite stehen zu können, freut sich über die Dankbarkeit und natürlich das Babylachen.
Angebot ist kostenfrei und für jeden zugänglich
Kirsten Sme, die Koordinatorin des Angebots, erklärt „die Eltern können schon vor der Geburt auf uns zukommen. Das Angebot ist kostenfrei.“ Wichtig ist ihr auch, dass es sich bei der Hilfe nicht „um eine Kontrolle durch das Jugendamt handelt“, denn „das hat da gar nichts mit zu tun.“ Einen Wellcome-Engel in Anspruch nehmen, kann jede Mutter (oder Vater), wenn Unterstützung gewünscht ist.
„Es handelt sich dann um eine feste Bezugsperson, die dann nach Absprache regelmäßig kommt.“ Wichtig ist, dass der Engel „natürlich zuverlässig ist“, betont Kirsten Sme. Zudem müssen die Ehrenamtler ein erweitertes Führungszeugnis vorlegen und „Erfahrung mit Kindern haben. Das müssen nicht unbedingt eigene Kinder sein“, sagt Sme „vielleicht ist man in einer großen Familie aufgewachsen und hat schon mal die Geschwister betreut oder aber hat Erfahrungen mit Säuglingen durch Geschwister.“
Und noch etwas ist, neben der Freude daran, sich mit Babys zu beschäftigen, wichtig: „Man sollte natürlich Verständnis für die Mutter haben“.
Derzeit gibt es acht Wellcome-Engel, die jungen Eltern als ehrenamtliche Hilfe zur Seite stehen. „Ein Anruf genügt“, wirbt Kirsten Sme dafür, das Angebot des SKFM wahrzunehmen. Wer übrigens nach einem Jahr die Familie nicht verlassen möchte, kann danach Leih-Omi oder -Opi werden.