Sie sind glückliche Eltern von zwei gesunden und munteren Kindern. Alles scheint perfekt, wenn da nicht die große Distanz zu den Großeltern wäre.
Da die Kinder aber auf Opa und Oma, die doch mal spontan zum Plätzchenbacken vorbei kommen könnten, nicht verzichten möchten, sind sich alle einig: Eine Lösung muss her. Und die ist laut Sozialdienst katholischer Frauen und Männer Velbert (SKFM) und Freiwilligen Agentur Velbert ganz simpel: Eine Leihoma oder ein Leihopa.
„Bei der Geburt von Noah haben wir die Broschüre „Herzlich willkommen“ der Stadt bekommen. Da ist uns das Angebot der Leihgroßeltern aufgefallen“, so Mutter Manuela Schneider. Der Grund für die Suche ist, dass der Großteil der Verwandtschaft in Sachsen lebt, der in Velbert lebende Großvater dieses Jahr verstorben ist und die Großmutter Vollzeit arbeiten muss. „Gerade der Verlust des Opas war für unseren Sohn Justin sehr schwer“, berichtet die Mutter.
„Wir hatten es schon einmal fast geschafft, die Familie in Kontakt mit einer Leihoma zu bringen. Leider war für die Oma in spe die Bindung so stark, dass sie Angst hatte, ihren eigenen Enkel zu vernachlässigen“, bedauert Sygun Büchsenschuß, die das Ehrenamt beim SKFM koordiniert. Wer jetzt glaubt, die Familie suche für die beiden Söhne einen Aufpasser, der irrt: „Justin und Noah freuen sich, wenn die zukünftige Oma oder der Opa mit ihnen Plätzchen backen, malen, spazieren gehen und Spaß haben“, sagt Manuela Schneider, während der zehn Monate alte Noah auf dem Schoß sitzt, strahlt und quietscht.
Seit 1945 hilft der SKFM unter anderem bei der Kinderbetreuung, unterstützt Jugendliche beim Weg in die Selbstständigkeit oder vermittelt Familien und Leih-Großeltern – dieser Service läuft seit rund drei Jahren. Aktuell leider nicht mehr so erfolgreich wie zu Beginn, weiß Sygun Büchsenschuß: „Wir haben vier Familien auf der Warteliste, aber momentan leider keine ehrenamtlichen Großeltern.“ Das kann sich die beim SKFM arbeitende Ehrenamtlerin nur so erklären, dass viele älteren Menschen gar nicht von der Einrichtung cht wissen. „Auch wir profitieren von der Bereicherung. Man kann sich austauschen und voneinander lernen“, fügt Manuela Schneider an.
In erster Linie freut sich aber der sechsjährige Justin, wenn er dem zukünftigen Opa oder der Oma zeigen kann, wie er mit dem Fußball den Gegner austrickst.