Neviges. Seit 50 Jahren ist das Jugendzentrum in Velbert-Neviges feste Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche. Das Jubiläum wird eine Woche lang gefeiert

Für viele Kinder und Jugendliche im Siepen ist es eine zweite Heimat. Ein Ort, wo immer irgendjemand ist – zum quatschen, spielen, feiern oder einfach nur zum gemeinsamen abhängen. Das städtische Jugendzentrum an der Lessingstraße ist seit 50 Jahren eine feste Institution im Viertel. Das runde Jubiläum wird im September ordentlich gefeiert, und das fast eine Woche lang. Von Montag, 26. September, bis Samstag, 1. Oktober, gibt es auf dem Bolzplatz an der Goethestraße jede Menge Programm mit Konzerten, Kabarett, vielen Aktionen und natürlich einem großen Kinderfest.

Kinder haben in Neviges Mitspracherecht

Eine besondere Feier für eine besondere Einrichtung – dabei ist der Flachbau an der Lessingstraße eher von schlichter Schönheit. Es kommt eben auf die inneren Werte an. Wer braucht schon ein schickes Haus, wenn es drinnen urgemütlich ist? Regale vollgestopft mit Spielen, viel Platz zum feiern und tanzen, gemütliche Ecken zum Quatschen und, na klar, der Kicker darf nicht fehlen. Hier ist nichts von oben aufgestülpt, hier reden die Kinder mit – auch wenn es darum geht, dass das neue Mädchenklo unbedingt rosa werden müsse, wie Corinna Schulz, Mitarbeiterin im Jugendzentrum, seufzend sagt.

Voller Engagement seit 31 Jahren

Boxen macht Spaß: Zum festen Programm des Jugendzentrums gehört auch jedes Jahr der Mädchentag.
Boxen macht Spaß: Zum festen Programm des Jugendzentrums gehört auch jedes Jahr der Mädchentag. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Seit 31 Jahren hält die 55-Jährige hier den Laden in Schwung, zurzeit mit ihrer engagierten Kollegin Laura Gundermann. 31 Jahre im Team Karnevalsfeiern und Ferienaktionen stemmen, Feste organisieren und mit Spaß mitfeiern, einfach da sein, wenn Kinder mal Trost brauchen oder auch kundtun: Lass mich heute bloß in Ruhe, sprich mich nicht an. Dass sie schon als Studentin hier gejobbt hat und dann 1991 direkt im Anschluss bei der Stadt Velbert ihre erste die feste Stelle bekam, das sei ein echter Glücksfall gewesen, erinnert sich Corinna Schulz, die seit ihrem ersten Arbeitstag 1991 „nie mehr weg wollte“, wie sie spontan sagt: „Das sind einfach tolle Kinder hier.“

Schon die Eltern spielten hier

Gemütlich ist es im Jugendzentrum an der Lessingstraße. Bei der Einrichtung haben die Kinder und Jugendlichen ein Mitspracherecht.
Gemütlich ist es im Jugendzentrum an der Lessingstraße. Bei der Einrichtung haben die Kinder und Jugendlichen ein Mitspracherecht. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Seit fünf Jahrzehnten gehen hier ganze Familien ein und aus – und vor allem kommen sie immer wieder, wie Corinna Schulz lächelnd erzählt. „Das ist schon drollig. Wir haben hier überwiegend Kinder von Eltern, die hier auch schon ihre Zeit verbrachten. Man kennt sich, alle haben eine feste Bindung, das ist schon schön“ Und so feiern Eltern auch schon mal gern ein bisschen mit, wenn sie ihren Nachwuchs bei der Karnevalsfeier nach der letzten Polonaise abholen – wo sonst trifft man so viele Leute auf einen Schlag? Eines ist dem Team nicht nur beim Stichwort „Feiern“ wichtig: „Ohne Ehrenamt geht es nicht.“

Turbulente Anfänge

Wenn in der letzten Septemberwoche auf dem Bolzplatz an der Goethestraße ordentlich gefeiert wird, dann können auch jene stolz sein, die einst für diesen Jugendtreffpunkt hart gekämpft haben. „Endlich ein Haus der offenen Tür für die Jugendlichen!“ – so titelt die „Velberter Zeitung“ am 9. Dezember 1972. Dem vorausgegangen war ein zähes Ringen: Nach der Schließung des Supermarktes stand der etwa 200 Quadratmeter große Flachbau an der Lessingstraße leer und sollte abgerissen werden.

Jugendpfleger setzte sich ein

Doch nicht mit „Die Siepener“: Der gleichnamige Rocker-Club hatte das leerstehende Gebäude besetzt und eine Weile für sich genutzt. Zeitgleich suchten „The Strangers“, ein Club mit etwa 90 Jugendlichen aus dem Siepen, eine feste Bleibe, einen Treffpunkt. Der damalige Jugendpfleger der Stadt, Johannes Zbrug habe sich wohl damals sehr dafür eingesetzt, erzählt Corinna Schulz. Zur Jubiläums-Sause auf dem Bolzplatz werden auch einige „Siepener“ und „Strangers“ kommen und helfen, so Corinna Schulz. „Das sind zum Teil mittlerweile Großväter.“ Aber wer einmal hier war, der kommt eben wieder.

Kleine Auswahl aus dem Festprogramm

Seit jeher ist das Jugendzentrum Heimat vieler Rockbands, die im Keller proben. Viel Musik in jeder Form gibt’s daher auch in der Jubiläumswoche auf dem Bolzplatz Goethestraße vom 26. September bis zum 1. Oktober. Hier eine kleine Auswahl aus dem Festprogramm: Los geht es am Montag, 26. September, mit Heiko Fängers und seinem „Ingas Garten“, das Kinderkonzert ist für Kita-Kinder gedacht. In Kooperation mit dem Kulturrucksack Velbert/Heiligenhaus kommt für Teenies im Alter von zehn bis 15 Jahren von 16.30 bis 18.30 Uhr die RAP School NRW. Mit der „Party im Zelt“ endet der erste Tag, hier sind alle Helfer und auch Besucher herzlich eingeladen.

„Die große Nein-Tonne“, Theater für Selbstbewusstsein, ist am Dienstag von 9 bis 14 Uhr auf dem Bolzplatz zu Gast, gedacht für Vorschulkinder. Im Laufe der Woche gibt es unter anderem eine mobile Schmiede, Kabarett mit Eva Knapp, Zumba und Ballett mit „Lolas Tanzschule“, und am Freitag, 30. September, ab 18 Uhr ein großes Livekonzert mit den Hausbands „Red Gain, „HardNberg“ und „FuseOneSix“. Alle Musiker sind ehemalige Besucher des Jugendzentrums. Am Samstag, 1. Oktober, spielen dann ab 18 Uhr „Projekt X“, „Fire Bulls“ und die „Old-Stars Band“. Auch die drei haben sich in der Lessingstraße gegründet.