Velbert. Angehende Einzelhandelskaufleute vom Berufskolleg Niederberg haben in Velbert-Mitte Passanten befragt. Die Zufriedenheit mit den Angeboten sinkt.

Was denken Passanten eigentlich über die Einkaufsmöglichkeiten in Velbert? Dieser Frage sind die angehenden Einzelhandelskaufleute, die am Berufskolleg Niederberg den schulischen Teil ihrer Ausbildung absolvieren, nachgegangen. Insgesamt 175 Personen wurden von den Schülerinnen und Schülern an verschiedenen Stellen entlang der Friedrichstraße befragt.

Die Schüler erfragten unter anderem, wie die Stadtbesucher angereist sind (jeweils rund 37 Prozent zu Fuß und mit dem Auto, 26 Prozent mit dem ÖPNV), wie wichtig ihnen in den Läden Beratung ist (für mehr als die Hälfte der Befragten „sehr wichtig“ oder „wichtig“) und wie sauber sie die Stadt empfinden (66 Befragte gaben „weniger sauber“ oder „gar nicht sauber“ an).

Spannend die Frage, welche Geschäfte oder Dienstleistungen sich die Befragten wünschen. Hier liegen „Bekleidungsgeschäfte“ (knapp 30 Prozent der Befragten wünschten sich das) unangefochten an der Spitze der Wunschliste, gefolgt von Restaurants, Elektrofach- und Schuhgeschäften. Auch „Läden für junge Leute“ wurden mehrfach gewünscht.

Die Schüler berichteten auch von ihren eigenen Eindrücken

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Bei der Präsentation der Ergebnisse, die auch Marcus Stimler, Zweigstellenleiter der Industrie- und Handelskammer in Velbert, Anne van Boxel von der städtischen Wirtschaftsförderung sowie Stefan Schuster vom Stadtmarketing interessiert verfolgten, berichteten die Schüler auch von ihren persönlichen Eindrücken und Wünschen: Mikael Khan, der seine Ausbildung bei einem Mobilfunkanbieter an der Friedrichstraße macht, sagte: „Seit H&M weg ist, kommen kaum noch Jugendliche in die Stadt, weil es für sie so gut wie nichts mehr gibt. Die fahren jetzt alle nach Essen.“

Auch Kayed Amedovski, Charlotte Kotthaus und Acelya Yilmaz (v. l.) haben Passanten in der Velberter Innenstadt befragt.
Auch Kayed Amedovski, Charlotte Kotthaus und Acelya Yilmaz (v. l.) haben Passanten in der Velberter Innenstadt befragt. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Schülerin findet, dass es in Velbert einfach keine Wow-Effekte gibt

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„Velbert hat eigentlich gutes Potenzial“, meinte Kayed Amedovski. Er würde dabei auf eine Stärkung der Einkaufsstraße setzen – Einkaufszentren wie die Galerie seien nicht mehr zeitgemäß. Das sah Acelya Yilmaz anders: Es sei doch gut, wenn man alles unter einem Dach habe und nicht weite Wege zurücklegen müsse. Am besten direkt noch ein paar gute Restaurants dabei – dann würde man auch länger verweilen. Dafür brauche es aber auch eine gute Auswahl an Läden. Und die Friedrichstraße müsse attraktiver gestaltet werden, so die Schülerin weiter – beispielsweise mit Licht. „Im Moment gibt es kaum Gründe, nach Velbert zu fahren, es gibt nichts Lebendiges, nichts Originelles, keine Wow-Effekte.“

Mikael Khan stellte gemeinsam mit seinen Mitschülern die Ergebnisse der Befragung vor.
Mikael Khan stellte gemeinsam mit seinen Mitschülern die Ergebnisse der Befragung vor. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Die „Extrablatt“-Belebung wird als „punktuell“ empfunden

Das Café Extrablatt habe die Innenstadt schon etwas belebt, sagte Mikael Khan – aber nur sehr punktuell. Die Passanten würden von dort aus nicht nach oben oder unten durch die Fußgängerzone gehen. Es gebe eben nicht die Geschäfte, die zum Bummeln verleiten würden.

Diese Eindrücke der Schüler spiegelt auch das Ergebnis auf die Frage „Wie zufrieden sind sie mit den Einkaufsmöglichkeiten in Velbert?“ wider: Nur sieben Prozent der Befragten sind „sehr zufrieden“, weitere 24 Prozent „zufrieden“ und 30 Prozent „durchschnittlich zufrieden“. Dem gegenüber stehen 24 Prozent “weniger zufriedene“ und 15 Prozent „gar nicht zufriedene“ potenzielle Kunden. Damit fällt der Durchschnittswert schlechter aus als noch im Januar 2020, als BkN-Schüler zuletzt eine ähnliche Befragung gemacht hatten.

Nicht nur umliegende Städte sind Konkurrenz, sondern auch das Internet

Dabei sind – auch das ist ein Ergebnis der Befragung – nicht nur die umliegenden Städte eine Konkurrenz, sondern auch das Internet: 58 Befragte gaben an, dass sie seit der Corona-Pandemie mehr im Internet einkaufen würden. Ein weiteres Ergebnis, das nachdenklich stimmt: Die Freundlichkeit im Velberter Einzelhandel beurteilten die Befragten eher durchschnittlich: Knapp 39 Prozent gaben die Schulnote drei, 31 Prozent eine zwei, 15 Prozent verteilten die Bestnote, ebenfalls 15 Prozent jedoch eine vier und schlechter.

„Das sind für uns wichtige Erkenntnisse, die wir mitnehmen und in unsere Bemühungen, Velbert noch attraktiver zu machen“, einfließen lassen werden, bedankte sich Anne van Boxel bei den Schülern und Klassenlehrerin Eva Grieger, die die Befragung initiiert hatte.

>>>Die Einzelhandelskaufleute von morgen

Die Klasse 17EH des Berufskollegs Niederberg von Lehrerin Eva Grieger besteht aus angehenden Einzelhandelsfachleuten.

Sie schließen im Sommer ihre dreijährige Ausbildung ab.

Die Befragung ermöglichte es, Marktforschung und -beobachtung einmal praktisch zu erproben.