Velbert-Mitte. Angehende Einzelhändler vom Berufskolleg haben Passanten in der Velberter City befragt, wie zufrieden sie sind. Manche Ergebnisse überraschen

Die Velberterinnen und Velberter wissen nicht, was sie wollen. So könnte man – zugespitzt und etwas polemisch – die Ergebnisse einer Umfrage zusammenfassen, die angehende Einzelhändler vom Berufskolleg Niederberg (BKN) in der Velberter Innenstadt durchgeführt haben.

Warum? Ganz einfach. Gefragt danach, welche Geschäfte aus der neuen Stadtgalerie den Kunden besonders wichtig sind, schneiden Modegeschäfte wie Jack & Jones (etwa 2 Prozent der Befragten) oder Mensing (rund 6,5 Prozent) nicht besonders gut ab. Gleichzeitig vermissen aber rund ein Fünftel der Befragten Modegeschäfte in der Innenstadt.

Einige Ergebnisse der Umfrage überraschen

Leon Jané (links im Bild) war irritiert von einigen Ergebnissen der Umfrage, die er und seine Mitschüler vom Berufskolleg Niederberg in der Velberter Innenstadt durchgeführt haben.
Leon Jané (links im Bild) war irritiert von einigen Ergebnissen der Umfrage, die er und seine Mitschüler vom Berufskolleg Niederberg in der Velberter Innenstadt durchgeführt haben. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

„Das hat uns auch irritiert“, sagt Leon Jané, einer der Schüler aus der Klasse 17EH des BKN, die die Umfrage ausgearbeitet und durchgeführt hat. „Denn eigentlich gibt es doch genug Bekleidungsgeschäfte.“ Marcus Stimler von der Industrie- und Handelskammer (IHK) glaubt die Antwort zu kennen: „Wir haben offenbar ein Marketingproblem: Die Kunden nehmen die Wirklichkeit anders wahr, als sie tatsächlich ist.“

Auch andere Ergebnisse überraschen: So vermissen von den 156 befragten Passanten lediglich acht Prozent ein Kino in der Innenstadt, fast ein Drittel ist vollkommen zufrieden mit dem Angebot. Das drückt sich auch in den Schulnoten aus, die die Velberter der Fußgängerzone verpassen: Gut die Hälfte vergeben eine „1“ oder „2“.

Verzahnung von Online und stationärem Handel

Ein anderer wichtiger Punkt ist die Verzahnung von Online-Angeboten und stationärem Handel. Rund 70 Prozent halten es für unwichtig, dass die lokalen Händler auch einen Onlineshop vorhalten. „Ich würde auch eher zu den 70 Prozent gehören“, sagt BKN-Schülerin Vanessa Kanis.

„Wenn ich in der Stadt bin, dann möchte ich da auch einkaufen. Und viele Geschäfte bieten den Service, Waren, die nicht vorrätig sind, nachzubestellen.“ Ein Mitschüler ergänzt: „Wenn ich online bestelle, dann möchte ich die Ware auch nach Hause geliefert bekommen und nicht erst in die Stadt fahren, um die Sachen abzuholen.“

App könnte Angebot in Velbert auflisten

Die Berufsschüler der Klasse 17EH macheim Sommer ihre Abschlussprüfung. Sie alle machen eine Ausbildung im Einzelhandel.
Die Berufsschüler der Klasse 17EH macheim Sommer ihre Abschlussprüfung. Sie alle machen eine Ausbildung im Einzelhandel. © Sascha Döring

Was sich die angehenden Einzelhändler hingegen gut vorstellen können ist ein Angebot, wie es etwa in Mettmann bereits zu finden ist: Eine App, in der die Händler ihr Sortiment vorstellen. Wer beispielsweise nach Pullovern sucht, gibt den Begriff als Suchwort in der App ein und bekommt dann alle lokalen Geschäfte aufgelistet, die Pullover anbieten.

So etwas in der Art findet auch Björn Musiol vom Handelsverband sinnvoll. Entweder eine solche App oder zumindest eine Optimierung für Online-Suchmaschinen. „Wenn ich in die Suchmaske zum Beispiel die Begriffe Jeans und Velbert eingebe, dann muss ich ganz oben in der Trefferliste lokale Händler finden – und nicht etwa den Onlineshop oder eine große Kette.“

Berufsschüler sollen Ergebnisse dem WiFö-Ausschuss vorstellen

Was den Velbertern – rund 60 Prozent der Befragten gehen zwei oder drei Mal pro Woche in die Innenstadt zum Einkaufen – besonders wichtig ist: Beratung, Kundenservice und Freundlichkeit. Auch das haben die Berufsschüler abgefragt.

Die Förderer des Projekts

Das Projekt wird gefördert von dem Verein „Velbert-in“ mit dem Vorsitzenden Hans-Jürgen Rauch sowie der Industrie- und Handelskammer, dem Handelsverband und der Velbert Marketing GmbH. Aktuelle Informationen zu „Velbert-in“ gibt es auf www.velbert-in.de.

Die Klasse 17EH des Berufskollegs Niederberg von Lehrerin Eva Grieger besteht aus angehenden Einzelhandelsfachkräften. Sie schließen im Sommer ihre Ausbildung ab und bekamen durch die Umfrage die Möglichkeit, Marktforschung einmal praktisch zu erproben.

Die Ergebnisse fand auch Stefan Schuster sehr erhellend. Er vertrat die Wirtschaftsförderung der Stadt Velbert bei der Präsentation und lud die Schüler dazu ein, ihre Ergebnisse auch dem Ausschuss für Wirtschaftsförderung vorzustellen, „also den Politikern, die letztlich auch Entscheidungen treffen.“

Das war dann eine weitere Überraschung für die angehenden Einzelhändler. Den Mienen nach zu urteilen werden sie die Einladung annehmen.