Neviges. Mit Kind und Kegel nach Velbert-Neviges pilgern: In der Wallfahrtszeit gibt es Angebote auch für Familien – und zu Pfingsten eine Premiere.

Wenn Weihbischof Wilhelm Zimmermann am 1. Mai um 11.30 Uhr die Wallfahrtszeit im Mariendom eröffnet, dann freuen sich die drei Abbés der Glaubensgemeinschaft St. Martin als Nachfolger der Franziskaner auf eine Premiere: ihre erste „normale“ Wallfahrt in Neviges. „Wir sind ja im September 2020 hier eingezogen, also mitten in der Pandemie. Da war ja nicht viel los“, erinnert sich Abbé Phil. Zwar fiel die Wallfahrt im letzten Jahr nicht komplett aus, doch die bekannten Pilgergruppen – wie etwa die Kroaten, Dülmener oder Schlesier – hatten 2021 mussten absagen. Doch jetzt wird wieder nach Neviges gepilgert. „Ich bin sehr gespannt, ich habe ja schon viel davon gehört“, so der Kaplan, der allgemein eine Aufbruchstimmung in der Gemeinde bemerkt hat. „Ostern waren die Kirchen bereits viel voller, das ist schon eine große Freude.“

Die Freude bewahren

Eine Vereinigung päpstlichen Rechts

Die drei Abbés folgten den sechs Franziskanerbrüdern, die Neviges nach einem Beschluss der Provinzleitung verlassen. Der Orden habe Nachwuchsprobleme, so hieß es, die Entscheidung falle im Rahmen einer umfassenden Strukturveränderung. Damit endete eine 343-jährige Tradition in Neviges.

Nachdem die katholische Kirchengemeinde Maria, Königin des Friedens, übergangsweise von Pastor Daniel Schilling von der Gemeinde Peter und Paul in Ratingen geleitet wurde, zogen im September 2021 die drei Geistlichen der französischen Glaubensgemeinschaft St. Martin in das Kloster Neviges. Abbé Thomas , Abbé Ignace und Abbé Phil.

Die Gemeinschaft St. Martin ist kein Orden, sondern eine Vereinigung päpstlichen Rechts, gegründet 1976 in einem vom heiligen Franziskus geprägten Kapuzinerkonvent. Das Mutterhaus ist in Evron in Westfrankreich. Das Durchschnittsalter der 115 Diakone und Priester liegt bei 34 Jahren.

„Bleibe, meine Freude“, so lautet auch das diesjährige Motto der Wallfahrt, was sich angesichts dessen, was sich gerade in der Welt so abspielt, zunächst ein bisschen befremdlich anhört – und gerade deshalb gewählt wurde: „Mitten in den Wirren des Ukrainekrieges und auch der Ungewissheit, wie es im Herbst mit Corona weitergeht, ist es wichtig, dass wir Freude bewahren. Ja, dass wir uns Freude erarbeiten.“ Freude in der Kirche zu empfinden, auch Lebendigkeit, miteinander zu reden, zu beten und auch zu feiern, das sollen in der diesjährigen Wallfahrtssaison nicht nur die bekannten Pilgergruppen, die traditionell seit Jahrzehnten nach Neviges kommen.

Messen auf dem Marienberg

Beten im Grünen: Auf dem Marienberg wird in der Wallfahrtszeit wieder jeden ersten Sonntag im Monat eine Messe gehalten.
Beten im Grünen: Auf dem Marienberg wird in der Wallfahrtszeit wieder jeden ersten Sonntag im Monat eine Messe gehalten. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

„Mit Kindern oder auch ohne, bei der Familienwallfahrt Christi Himmelfahrt sind alle willkommen“, kündigt Abbé Phil an. Und wenn er strahlend von einem großen Picknick auf den Wiesen hinter dem katholischen Kindergarten spricht, davon, dass alle auf dem Marienberg zu einem Impuls zusammenkommen, dann ist ihm die Vorfreude auf diesen Tag anzumerken. Danach werde Kardinal Rainer Maria Woelki im Mariendom das Pontifikalamt halten. Auf dem Programm der „Wallfahrt der Familien“, wie es offiziell heißt, stehen diverse Workshops, angekündigt ist auch eine spezielle Betreuung für Kinder. Der Marienberg ist während der gesamten Wallfahrtszeit bis zum 30. Oktober ein wichtiger Ort: „Jeden Sonntag gibt es dann wieder um 17 Uhr hier oben eine Messe“, sagt Abbé Phil. Daher haben auch viele freiwillige Helfer der Gemeinde an einem Wochenende den Gärtner Massimiliano Valeriano dabei unterstützt, alles herzurichten, etwa die Holzbänke auf dem Platz vor dem Altar zu reinigen und vieles mehr.

Pfingsttreffen der Jugend

Auch im Pilgerhaus wird ein Teil der Jugendlichen zu Pfingsten übernachten.
Auch im Pilgerhaus wird ein Teil der Jugendlichen zu Pfingsten übernachten. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Was es noch gibt: „Ein zweitägiges Pfingsttreffen der Jugend, mit Übernachtung im Pilgerhaus, im Pfarrheim Glocke und der Turnhalle an der Tönisheider Straße“, so der Kaplan. „Wir hoffen auf 150 bis 200 Jugendliche, wir können aber mehr.“ Das Pfingsttreffen ist ein Projekt der Loretto-Gemeinschaft, einer aus Österreich stammenden katholischen Bewegung. „Die Loretto-Gemeinschaft kam auf uns zu. Ursprünglich findet das nur in Salzburg statt, inzwischen auch in anderen Orten.“

Wallfahrten mit Musik und Tanz

Einen Tag später, Pfingstmontag, 6. Juni, ist die Wallfahrt der Kroaten: Zwar wird dann wohl nicht mehr, wie viele Nevigeser noch heute schwärmen, wie vor 30 Jahren das ganze Dorf auf den Beinen sein, doch fleißig gegrillt haben auch die kleineren Pilger-Gruppen bisher immer. Auch ging sehr auf den Wiesen an der katholischen Kita immer sehr fröhlich und gesellig zu. Die Polen-Wallfahrt ist für den 18. Juni terminiert und die Dülmener haben für den 25. Juni ihr Kommen angekündigt. Wenn am 31. Juli die Schlesier zur „Mutter-Anna-Wallfahrt“ kommen, darf man sich wieder auf viel Musik und Tanz auf dem Pilgerplatz freuen. Vor allem für die Familienwallfahrt, so Abbé Phil, gebe es schon viele Anmeldungen.