Velbert. Der 34-jährige Velberter Cüneyt Söyler kandidiert am 15. Mai erstmals für den Landtag. Dort kennt sich der Sozialdemokrat aber schon bestens aus.

Den Düsseldorfer Landtag kennt Cüneyt Söyler schon ziemlich gut. Schließlich war er mehrere Jahre lang seine Arbeitsstelle, als der Velberter das Büro des Landtagsabgeordneten Volker Münchow leitete. Nun bewirbt sich der 34-jährige Sozialdemokrat selbst um einen Sitz im NRW-Parlament. Am 15. Mai kandiert er direkt im Wahlkreis Mettmann IV, der die Städte Velbert, Wülfrath und Teile Mettmanns umfasst.

Velberter hat sechs Wochen Urlaub für den Wahlkampf genommen

Momentan ist der Velberter im Büro der Staatssekretärin und Bundestagsabgeordneten Kerstin Griese (SPD) beschäftigt, hat aber seinen vollen Jahresurlaub genommen, um sich ganz seinem Wahlkampf widmen zu können. Warum will er nun in die erste Reihe? „Ich war immer schon politisch engagiert. Bei meiner Arbeit habe ich gesehen, was im Argen liegt, was besser werden muss“, sagt der Kandidat im Gespräch mit der WAZ. Auf dem Weg zur Kandidatur für die SPD hat Söyler bereits einen Sieg errungen. In einer Kampfkandidatur hat er sich in seiner Partei gegen seinen ehemaligen Chef Volker Münchow und gegen den SPD-Fraktionsvorsitzenden im Velberter Rat, Rainer Hübinger, durchgesetzt.

Mit sieben Jahren aus der Türkei nach Velbert gekommen

Eine gewisse Beharrlichkeit begleitet ihn bereits seit seiner Kindheit. Mit sieben Jahren kam der kleine Cüneyt mit Mutter und Geschwistern zu seinem Vater nach Velbert, der hier als Schlosser arbeitete. Er sprach kein Wort Deutsch, als er in der Nordstadt eingeschult wurde. „Weil mein Freund nach der Grundschule auf die Gesamtschule wollte, ging auch ich dorthin, was sich im Nachhinein als großes Glück erwiesen hat“, sagt Söyler heute. Er baute dort sein Abitur und begann ein Politikstudium an der Uni Duisburg/Essen. „Während des Studiums habe ich bei einem Hamburgerbräter gejobbt für wenig Geld, ich war froh, überhaupt etwas zu verdienen“, sagt er im Rückblick. Damals habe er Erfahrungen fürs Leben gesammelt. Nach dem Masterstudium ging es dann von der Theorie in die praktische Politik.

Beim Besuch von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (r.) in den Wieland-Werken waren Cüneyt Söyler und seine Chefin, SPD-MdB Kerstin Griese, mit dabei.
Beim Besuch von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (r.) in den Wieland-Werken waren Cüneyt Söyler und seine Chefin, SPD-MdB Kerstin Griese, mit dabei. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Bildung unabhängig von Herkunft, Wohnort und Einkommen

Aus eigener Erfahrung weiß Söyler, wie wichtig Bildung ist: „Und zwar unabhängig von Herkunft, Wohnort und Einkommen der Eltern“. Alle Schulen sollten gut ausgestattet werden mit Personal, aber auch mit Technik. „Schnelles Internet und Tablets für alle“, lauten seine Forderungen. „Aber im Grunde genommen beginnt die Bildung ja bereits im Kindergarten, auch hier muss dringend das Personal aufgestockt werden. So könnten Helferinnen beispielsweise die Erzieherinnen entlasten“, führt er weiter aus.

Die soziale Frage unseres Jahrhundert

Die Wahl am 15. Mai

Die Wähler und Wählerinnen im Wahlkreis 40 (Mettmann IV) haben bei der Landtagswahl 2022 zwei Stimmen. Mit der Erststimme wählen sie einen Direktkandidaten. Der Kandidat mit den meisten Stimmen (einfache Mehrheit) zieht für fünf Jahre als Abgeordneter in den Landtag ein. Mit der Zweitstimme wählen die Velberter und Velberterinnen ihre favorisierte Partei und damit die entsprechende Landesliste. Die Zweitstimme entscheidet über die Mehrheitsverhältnisse im Landtag.

Es treten direkt an: Martin Sträßer (CDU); Cüneyt Söyler (SPD); Thomas Sterz (FDP); Dr. Esther Kanschat (Grüne); Birgit Onori (Linke); Josef Ehrentraut (AfD); Martin Schwarz (Piraten); Marcel Stubbe (Bündnis C); Horst Dotten (Internationalistisches Bündnis).

Die WAZ stellt in loser Folge die Kandidaten der im Landtag vertretenen Parteien ausführlicher vor, bereits erschienen ist schon der Text über Martin Sträßer.

Ein ganz besonderes Anliegen ist Söyler auch das Wohnen: „Bezahlbare Wohnungen für alle, das ist die soziale Frage unseres Jahrhunderts“. Die Lage auf dem Wohnungsmarkt verschärfe sich immer weiter, selbst in Velbert werde es schon schwierig, eine Wohnung zu finden. Es müssten Rahmenbedingungen geschaffen werden, die das Bauen erleichtern, die Genehmigungsverfahren sollten digital werden. In den nächsten Jahren müssten in NRW 100.000 neue Wohnungen gebaut werden, davon etwa ein Viertel mit Sozialbindung. Und auch junge Familien sollten sich den Traum von den eigenen vier Wänden erfüllen können, findet der Landtagskandidat.

Söyler möchte auch mehr Menschen zum Umstieg in Bus und Bahn bewegen – aus Klimagründen, für Velbert sieht er noch einigen Verbesserungsbedarf, was die Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr angeht.

Eines ist ihm ganz wichtig: „Wir müssen den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft stärken und Gemeinsamkeiten in den Vordergrund stellen.“ Es gehe nicht um die Herkunft des Einzelnen, sondern um die gemeinsame Zukunft.

Nur Platz 116 auf der Landesliste

Wie seine Zukunft aussieht, entscheidet sich am 15. Mai. Seine Chancen, das Mandat direkt zu holen, schätzt er 50:50 ein, Und der Velberter muss direkt in den Landtag einziehen, mit Listenplatz 116 hat er sonst nur wenig Chancen auf einen Sitz im Parlament.