Langenberg. Die Stadtwerke Velbert beginnen den Glasfaserausbau in Langenberg. Besonders das Gymnasium dürfte sich freuen.

Ein Bagger vor der Alten Kirche, daneben ein bunt bemalter VW-Bus-Oldie und ein Foodtruck – wer an diesem Mittag durch Langenberg spazierte, entdeckte einige ratlose Gesichter. Doch die Langenbergerinnen und Langenberger sind ja nicht scheu und fragen nach: „Was ist denn hier los?“

Los geht hier bald die Buddelei, denn die Stadtwerke Velbert setzen den Ausbau des Glasfasernetzes fort. Mit Langenberg Süd, Südost und Südwest sind auch drei Gebiete in der Senderstadt an der Reihe, gleichzeitig startet der Ausbau in zwei weiteren Bereichen in Velbert-Mitte. „Bis zu 10.000 Wohneinheiten können so ans Netz angeschlossen werden“, teilen die Stadtwerke mit.

Los geht es im Mai

Start der Bauarbeiten soll Anfang Mai sein, die ersten Nutzer können – so ist es jedenfalls geplant – Ende des dritten Quartals das Angebot nutzen. Vorausgesetzt, die Hauseigentümer schließen so genannte Grundstücks- und Gebäudenutzungsverträge (GNV) ab.

„Ohne die geht nichts“, sagt Martin Kaczor, zuständig für den Bereich Breitband bei den Stadtwerken. Die GNV ist nötig, damit der städtische Versorger den Hausanschluss legen kann. „Bis zu einer Länge von 50 Metern Zuführung ist das kostenfrei“, heißt es von Seiten der Stadtwerke.

Mitarbeiterinnen der Stadtwerke Velbert informieren am Infostand vor der Alten Kirche Langenberg über den Ausbau des Glasfasernetzes.
Mitarbeiterinnen der Stadtwerke Velbert informieren am Infostand vor der Alten Kirche Langenberg über den Ausbau des Glasfasernetzes. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Am besten solle man sich früh entscheiden, rät Martin Kaczor. „Dann können die Tiefbauer entsprechend planen.“ Wer sich erst später entscheide, müsse mit Kosten rechnen. „Wir werden einen nachträglichen Anschluss wohl noch in diesem Jahr kostenpflichtig machen müssen“, sagt der Stadtwerke-Mann und nennt unter anderem steigende Baukosten als Grund.

Anschluss von Süden her

Zurück zu den eigentlichen Arbeiten. Allein schon der Anschluss von Langenberg ist ein echter Kraftakt: Dreieinhalb Kilometer lang ist die Anbindung und erfolgt über Windrather und Nordrather Straße. Das dürfte vor allem das Gymnasium freuen, liegt es doch gleich am Anfang des Ausbaugebietes.

„Wir arbeiten an einer Lösung, damit die Schule schon früher als die anderen ans Netz gehen kann“, verspricht Martin Kaczor. Die Stadtwerke „peilen einen Anschluss zum Start des neuen Schuljahres, spätestens im Laufe des ersten Halbjahres des neuen Schuljahres an“.

Felsiger Boden und viele Genehmigungen

Der Weg dorthin ist allerdings nicht ganz so einfach: „Wir haben es mit teils schwierigen Bodenbedingungen zu tun“, erläutert Kai-Uwe Dettmann, Technischer Geschäftsführer der Stadtwerke und zuständig für den gesamten Netzbereich sowie die Abteilungen Planung, Bau und Hausanschlusswesen.

Schwierig heißt im Falle Langenbergs: felsig. Dort hinein Leitungen zu verlegen, ist aufwendig. „Außerdem sind jede Menge Genehmigungen einzuholen“, ergänzt Martin Kaczor. Die Bahnlinie muss gequert werden, außerdem insgesamt sieben Mal ein Bach. Also sind Deutsche Bahn, Wasser- und Umweltbehörde involviert.

Der „comBERT“-Bus der Stadtwerke wirbt in ganz Velbert für den Netzausbau.
Der „comBERT“-Bus der Stadtwerke wirbt in ganz Velbert für den Netzausbau. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

„Außerdem müssen die Eigentumsverhältnisse berücksichtigt werden“, sagt Kai-Uwe Dettmann. Manche Grundstücke sind städtisch, manche privat, manche gehören dem Kreis. „Die Vorbereitung der Arbeiten laufen dementsprechend schon länger, zehn Monate sind wir schon dran.“

Materialmangel trifft Stadtwerke nicht

„Interessant“ werde es auch, wenn es ums Material für den Ausbau geht, sagt Martin Kaczor. „Die Einschläge kommen näher.“ Zwar hätten die Stadtwerke gut vorgesorgt, für den Ausbau in diesem Jahr sollte das Material reichen.

Aber: „Wir merken die Auswirkungen von Corona und des Krieges in der Ukraine.“ Kupfer selber sei nicht das Problem, „aber für die Ummantelung wird Erdöl benötigt.“ Hinzu komme, dass gerade deutschlandweit das Glasfasernetz ausgebaut werde, „da wird viel Material verbraucht.“

Rückmeldungen sind zufriedenstellend

Die Rückmeldungen aus der Bevölkerung zum neuen Netz sind zufriedenstellend, sagt Kai-Uwe Dettmann. 2000 aktive Kundinnen und Kunden gebe es bereits, dazu kommen noch rund 1000 Beauftragungen. Auch die Nachfrage am Infostand vor der Alten Kirche ist groß.

Der Ausbau ist auch ein Schritt Richtung Zukunft“, wirbt der Technische Geschäftsführer. „Das Internet der Dinge, intelligente Verkehrssteuerung oder autonomes Fahren – da kommen Unmengen an Daten zusammen.“ Um die ohne Verzögerung weiterleiten zu können, sei Glasfaser unabdingbar.

Velberter Netz ist unabhängig

Der Vorteil in Velbert sei, so erläutert es Kai-Uwe Dettmann, „dass hier das Netz komplett eigenfinanziert ist.“ Das sei deutschlandweit „relativ einmalig“, aber: „Am Ende haben wir ein Netz, das komplett uns gehört.“ Beim Einsatz von Fördermitteln gebe es Restriktionen, die fallen in Velbert weg.

„Und wir sind unabhängig“, hebt Kai-Uwe Dettmann hervor. Dafür „bauen wir nun eigene Kompetenzen auf, um eigene Leute bereitzuhalten.“ Das funktioniere nicht immer fehlerfrei, gibt der Technische Geschäftsführer zu, „aber wir schlagen uns insgesamt ganz gut.“

Stadtwerke investieren 100 Millionen Euro

In den Ausbau des Glasfasernetzes in (Gesamt-)Velbert investieren die Stadtwerke rund 100 Millionen Euro, davon gut ein Drittel, 32 Millionen Euro, in diesem Jahr.Acht Ausbaugebiete sind für 2022 vorgesehen, in dreien laufen die Arbeiten schon. 60 Kilometer Tiefbautrasse legen die Stadtwerke dabei, 40 davon in Langenberg.Die Vorarbeiten haben bereits vor zehn Monaten begonnen.