Velbert-Langenberg. Die Richtfunkanlage des WDR in Langenberg soll abgerissen und das Gelände in den ursprünglichen Zustand versetzt werden. Doch es gibt ein Problem
Matschig ist der kaum zu erkennende Weg, Herbstlaub verdeckt die Rinnen, die dicke Reifen in den Untergrund gegraben haben. Dann taucht ein moosbewachsener Maschendrahtzaun auf, das Tor verschlossen. Dahinter duckt sich ein Backsteinbau in den Wald, ein Turm erhebt sich über die Wipfel.
„Das ist die alte Richtfunkanlage des WDR“, erläutert Hermann-Josef Schmitz. Der ist Vorsitzender des Verkehrs- und Verschönerungsvereins Langenberg (VVV), dem das Gelände hier oben auf dem Hordtberg gehört. „Nur“, fährt er fort, „die braucht heute niemand mehr.“
Technik der Anlage in Velbert-Langenberg ist überholt
Denn längst ist diese Technik überholt, setzt der WDR auf Glasfaser, Kabel und Satellit. Genau deswegen wird die Anlage auch nicht mehr benötigt und soll nun abgerissen werden. „Im Vertrag steht, dass bei Rückbau das Gelände in seinen ursprünglichen Zustand versetzt werden soll“, führt Hermann-Josef Schmitz aus.
Doch genau da gibt es ein Problem. „Es weiß keiner mehr, wie das hier mal aussah“, sagt er lachend. Denn Turm und Technikhaus stünden schon „sehr, sehr lange“ hier, mitten im Wald. „Mindestens 70 Jahre“, schätzt der VVV-Vorsitzende.
Was befindet sich unter der Erde?
Trotzdem gab es bereits ein Treffen vor Ort – mit Stadtförster Peter Tunecke und Vertretern der Kölner Rundfunkanstalt. Ergebnis: „Wir treffen uns noch mal“, sagt Hermann-Josef Schmitz augenzwinkernd. Denn es wisse nicht nur keiner, wie das Gelände vor dem Bau der Richtfunkanlage ausgesehen habe.
„Wir wissen auch nicht, was uns unter der Oberfläche erwartet.“ Die Fläche innerhalb des Zauns, rund um das Technikgebäude und den Turm, sind asphaltiert. „Ob es da noch Kellerräume oder Kabelstollen gibt?“, fragt sich Schmitz. „Das werden wir wohl erst erfahren, wenn der Abriss beginnt.“
Förster soll Areal bepflanzen
Wie es danach weitergeht? „Das ganze Gelände muss mit Mutterboden aufgefüllt werden, dann ist Peter Tunecke an der Reihe und bepflanzt den Bereich.“ Ging es nach ihm, sagt Hermann-Josef Schmitz, dann würde auch der Weg zur Richtfunkanlage verschwinden.
„Geht aber nicht“, sagt er. Denn: „Peter Tunecke braucht den Weg als Rückegasse.“ Aber, fährt er fort, der Stadtförster, der eng mit dem VVV zusammenarbeitet, habe ihm versprochen, „den Weg so zu gestalten, dass niemand Lust dazu bekommt, dort reinzufahren.“
Eine Alternative zum Abriss gebe es auch nicht, erläutert Hermann-Josef Schmitz. Zwar obliege die Pflege des Geländes den Betreibern des Kletterparks. Und sei auch kurz überlegt worden, das Gebäudeensemble in den Park einzubinden. „Aber das lohnt sich nicht, der Turm ist einfach zu weit vom Rest der Kletterstrecken entfernt.“
Anlage war früher rund um die Uhr bemannt
Ein Blick zurück: Einst, so erinnert sich der VVV-Vorsitzende, war die Richtfunkanlage sogar bemannt. „Rund um die Uhr“, sagt Hermann-Josef Schmitz. Der Turm sei sogar verkleidet gewesen. „Alles, was in Köln produziert worden ist, lief über Langenberg, wurde von hier verteilt.“
Dazu mussten die Sendemasten in einem bestimmten Abstand verteilt über das ganze Land stehen. „Der Weg, den die Signale dann nahmen, war irre“, erzählt Schmitz. Übertrug der WDR beispielsweise per Ü-Wagen aus dem Langenberger Bürgerhaus, „dann ging das Signal erst nach Köln. Dort wurde die Sendung produziert, dann ging das Signal zurück nach Langenberg und wurde über den Sender verteilt.“
Theoretisch, sagt er, würde die Technik noch immer funktionieren. „Es ist ja alles noch da.“ Nur sei diese Art der Übertragung eben inzwischen völlig veraltet. Wann genau der Abriss beginnt, steht noch nicht genau fest. Ursprünglich geplant gewesen sei, „dass wir zum 31. Dezember fertig sind“, sagt Schmitz. „Aber das“, fügt er schmunzelnd an, „werden wir wohl nicht halten können.“
>>>Der Richtfunk
Als Richtfunk wird eine drahtlose Nachrichtenübertragung mittels Radiowellen bezeichnet, die von einem Ausgangspunkt auf einen definierten Zielpunkt gerichtet ist.
Durch Konzentration der Sendeleistung in dieser Richtung genügen für den Richtfunk vergleichsweise niedrigere Sendeleistungen.
Die erste Richtfunkverbindung zur Übertragung eines analogen Fernsprechkanals wurde 1931 zwischen Calais in Frankreich und St. Margaret’s Bay bei Dover in England in Betrieb genommen.