Neviges. In die Räume des früheren Café Paaß zieht das „Wohnzimmer Neviges“. Die neuen Pächter versprechen feine Torten, frische regionale Kost und mehr.
Sie können es kaum erwarten, richtig loszulegen. „Wir sind so wahnsinnig glücklich, das hier ist mein Baby. Die Endorphine sind extrem hoch“, sagt Bianca Thomalsky, strahlt dabei über beide Backen und legt erstmal die dicke Maler-Quaste beiseite. Gemeinsam mit ihrem Partner Jaso Sopala hat die 41-Jährige das frühere Café Paaß gepachtet, das die Zwei jetzt zum „Wohnzimmer Neviges“ umgestalten, so der neue Name. Aus Altersgründen hatten sich Konditormeister Tilman Paaß und Ehefrau Magdalena in vierter Generation nach 110 Jahren Familientradition zurückgezogen, die letzten zwei Jahre war hier bis zur Schließung Ende Februar 2022 das Nostalgie-Café beheimatet.
Tradition und Moderne verbinden
Spezielles zur Eröffnung
Das „Wohnzimmer Neviges“, Klosterstraße 4, öffnet voraussichtlich am 30. April mit einer Spezialkarte. Öffnungszeiten von 9.30 bis etwa 18.30 Uhr. Im Sommer gibt’s Gegrilltes auf der Terrasse.
Es ist geplant, dass die Stadt Velbert hier einen Stand mit Info-Material macht. Und das „Wohnzimmer“ dazu Wandertüten zusammenstellt, gefüllt etwa mit selbst gebackenen Müsli-Riegeln.
Kaffeetrinken, Essen gehen, Freunde treffen, aber auch einfach mal in Ruhe bei einer Tasse Kaffee ein Buch oder Zeitung lesen – das „Wohnzimmer Neviges“ soll ab dem 30. April ein Wohlfühl-Ort für alle Generationen werden, so schwebt es dem aus Hattingen stammenden Pächter-Paar vor. Tradition mit Moderne verbinden, Gemütlichkeit ausstrahlen, aber dabei nicht plüschig wirken, und vor allem Speisen bester Qualität anzubieten – all das soll das „Wohnzimmer Neviges“ ausmachen.
Renovierung läuft auf Hochtouren
Zum Konzept: Einiges bleibt vertraut, viel Neues kommt hinzu in dem inklusive Backstube und Küche über 400 Quadratmeter großen Café mit den zwei Eingängen an der Bernsaustraße und Klosterstraße. Zurzeit läuft die Renovierung auf Hochtouren und ist Chefsache im doppelten Sinne: Denn Jaso Sopala ist praktischerweise seit 20 Jahren Raumgestalter mit eigener Firma und zuständig für Trockenbau, Malerarbeiten und Bodenbeläge. Eine bronzefarben-erdige Wand im hinteren Raum ist bereits fertig – ein Bereich von vielen. „Hier soll jeder sein persönliches Lieblings-Eckchen finden“, so Bianca Thomalsky, die ebenfalls kräftig mithilft.
Bereiche zum Wohlfühlen
„Es wird verschiedene Farben und Stil-Richtungen geben, aber mit ganz sanften Übergängen“, kündigt sie an. Was bleibe, seien die Kronleuchter am Eingang Klosterstraße, ebenso die vertrauten hellen Stühle aus der Paaß-Ära. Die übrige Ausstattung bleibt noch geheim, verraten sei nur so viel: Der Marmorboden im vorderen Teil bleibt, „aber wir werden auch hochwertigen Holzboden einsetzen“, kündigt der Fachmann Jaso Sopala an. Vorn an der großen Kuchentheke am Eingang Bernsaustraße soll es ab dem 30. April wieder Kuchen und Torten für den Außer-Haus-Verkauf geben.
Eigene Köchin und Konditorin
Für beide ist es das erste gemeinsame gastronomische Projekt, sie hätten jedoch jeder für sich Erfahrung in der Gastronomie gesammelt, berichten sie. Von Haus aus Gesundheits-Coach, lege Bianca Thomalsky beim Essen besonderen Wert auf Qualität, beide verlassen sich im „Wohnzimmer“ auf Fachkräfte: Eine angestellte Konditorin zaubere künftig Torten, Gebäck und Pralinen, für alles Deftige sei eine Köchin zuständig – das Pächter-Paar werde aber vor Ort sein. „Wir werden keine große Karte haben, aber alles sehr hochwertig und hausgemacht. Das Fleisch beziehen wir von einem Bauernhof in Sprockhövel, der in Langenberg schlachten lässt. Uns ist auch Tierwohl wichtig. Die Eier kommen vom Bio-Bauernhof, die handgemachten Nudeln aus der Toscana“, kündigt Bianca Thomalsky an. Es werde vegetarische Gerichte geben, aber auch mal „Schnitzel oder Braten, eben gutbürgerlich“. Und: Wer hier frühstücke, dürfe sich neben Brötchen auf selbst gebackenes Brot freuen.
Beide sind begeistert von Neviges
Wie die Zwei nach Neviges fanden? „Wir haben hier Freunde, das ist so ein hübsches Dorf. Mir ist das Café schon öfters aufgefallen, ich dachte oft: Was für ein toller Standort, so nahe am Dom. Und gerade am Wochenende gibt’s viele Ausflügler, das ist hier eine interessante Ecke.“ Als jene Freunde dann vom „Aus“ des Nostalgie-Cafés erzählten, „da gab es kein Halten mehr“, sagt die Hattingerin und lacht. Beim Start in die Selbstständigkeit wurde das Paar von der Stadt Velbert im Rahmen des NRW-Förderprogramms unterstützt, dafür verzichtet der Vermieter auf einen Teil der Kaltmiete. „Mit der Stadt hat das toll geklappt, vor allem Frau Rulf von der Wirtschaftsförderung war großartig“, so Bianca Thomalsky. Das Ehepaar Paaß jedenfalls ist froh, so engagierte Nachfolger gefunden zu haben, denn ihr früheres Café, das sei für sie weit mehr als nur eine Immobilie. Magdalena Paaß: „Die zwei machen das mit so viel Idealismus wie wir früher, das ist schön. Wenn gewünscht, stehen wir Ihnen auch mit Rat und Tat zur Seite.“