Neviges. . Das Traditions-Café Paaß schließt zum 30. Dezember 2018. Konditormeister Tilmann Paaß führt den Betrieb in vierter Generation.
„Es ist eine ,Vernunftentscheidung’“, sagt Magdalena Paaß, dabei glitzern ihre Augen verdächtig. Nicht etwa eine Entscheidung des Herzens. Das gehört nach wie vor den Gästen, all den Kunden, die hier seit Generationen Domspitzen, Stachelbeer-Baiser und mehr kaufen. Am 30. Dezember schließt das Café Paaß an der Klosterstraße, nach 110 Jahren geht eine Ära zu Ende. In vierter Generation verwöhnte Konditormeister Tilmann Paaß nicht nur Nevigeser mit seinen Köstlichkeiten.
Angestellte muss sich nach 25 Jahren einen Job suchen
Man sieht ihm sein Alter nicht an, die Leidenschaft für seinen Beruf hat Tilmann Paaß (80) jung gehalten. Nach wie vor ist er mit Leib und Seele Konditormeister. Erklärt begeistert, warum er immer wieder gerne seine kleinen Florentiner zaubert, nicht zu vergessen den berühmten Baumkuchen. Springt auf wie ein junger Hüpfer, wenn ein Gast das Café betritt, saust wieselflink zum Ofen mit den zartbraunen Spekulatius. Manches bleibt eben Chefsache. Nein, leicht habe man sich die Entscheidung aufzuhören, wahrlich nicht gemacht.
„Wir gehen, wenn der Dom Geburtstag hat“
Am 30. Dezember gehen die Lichter aus
Das Café Paaß, Klosterstraße 4, hat bis zum 30. Dezember zu folgenden Zeiten geöffnet: Dienstag und Mittwoch: 12 bis 17 Uhr. Samstag: 11 bis 17 Uhr, Sonntag: 10 bis 17 Uhr.
Mittwoch und Donnerstag: Ruhetag.
Alle Spezialitäten wie Domspitzen oder Baumkuchen gibt es bis dahin zu kaufen.
„Aber irgendwann muss Schluss sein. Meine Frau und ich hatten uns schon letztes Jahr überlegt: Wir gehen, wenn der Dom Geburtstag hat.“ Wo sie doch den Familienbetrieb in vierter Generation in jenem Jahr übernommen hatten, in dem der Mariendom auch geweiht wurde. 50 Jahre Dom, 50 Jahre Café Paaß. Jetzt fällt der Vorhang. „Alles im Leben hat seine Zeit“, so steht es auf dem Zettel an der Tür, der die Gäste über den Abschied informiert.
Kunden kommen auch aus Düsseldorf und Essen
Mit ihrem Examen in der Tasche wollte die Lehrerin Magdalena einst Deutsch und Englisch am Gymnasium lehren, doch dann verlor sie im Sommer 1967 ihr Herz auf einem Schützenfest an den jungen Konditormeister. Seitdem steht die heute 73-Jährige als Seele des Hauses hinter der Kuchentheke, packt im Akkord Zitronenrolle, Teegebäck und Frankfurter Kranz ein. „Die Leute kommen von überall her, wir haben auch viele Stammkunden aus Düsseldorf und Essen.“
Es gibt noch keinen Nachfolger für das Café
Und viele treue Gäste, die mit Blick auf Kloster und Pfarrkirche mittags ihren Rheinischen Sauerbraten schmausen. „Die Sauce mit Johannisbeer-Gelee verfeinert. Immer noch ein Renner“, wie Tilmann Paaß stolz sagt. Was er und seine Frau sich wünschen: „Ein Nachfolger, das hier muss Gastronomie bleiben. Ich hatte mir da ein wenig mehr Unterstützung der Stadt Velbert gewünscht.“
Endlich mehr Zeit für das Enkelkind und für Freunde
Bei aller Wehmut freut sich das Ehepaar nicht nur auf mehr Zeit für Enkel Maximilian. Magdalena Paaß: „Wir haben ja am Wochenende immer gearbeitet, hatten nie Zeit für Freunde. Ich möchte so gerne mal wieder in ein Konzert in die Tonhalle oder in die Stadthalle Wuppertal.“ Das verstehen auch die vielen Stammkunden, die mehr noch als die Domspitzen die Familie Paaß vermissen werden.