Velbert-Neviges. Bunte Blumen, bunte Figuren: In der Krise genießen die Besucher das Flair des Frühlingserwachens am Hardenberger Schloss in Neviges ganz bewusst.

„Alles wird teurer, da hatte ich meine Bedenken, ob die Leute was kaufen wollen. Wenn die Deutschen das Wort Krise hören, sind die wie Eichhörnchen und bringen alles auf die Seite“, so die Erfahrung von Brigitte Kebrich. Beim Frühlingserwachen am Hardenberger Schloss am Samstag wurde die Pflanzenhändlerin aus Jülich eines anderen belehrt. „Blumen kaufen ist wie Hunger: Ich tue mir was Gutes. Wenn dann noch die Sonne scheint, ist es perfekt. Man merkt, dass die Leute was Buntes und was für Herz haben möchten.“

Das bestätigt Julia Dalbeck, die an dem Blumenstand zugeschlagen hat: „In diesen Krisenzeiten müssen wir uns was Gutes tun, um auf andere Gedanken zu kommen. Das Wetter reizt dazu, was Blühendes zu kaufen, das tut der Seele gut“, ist die Heiligenhauserin überzeugt. Die Gärtnerin Kebrich warnt allerdings vor Rückschlägen des Winters: „Es gibt immer noch Nachtfröste. Deshalb habe ich nur Sachen mitgebracht, die winterhart sind.“

Ausstellende Künstlerinnen und Künstler in Velbert erklären ihre Werke

Blecharbeiten verkauft Robert Freund an seinem Stand.
Blecharbeiten verkauft Robert Freund an seinem Stand. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

In der Vorburg geht es mit Blumen weiter, die keine Minustemperaturen befürchten müssen, weil sie nie verwelken: Karin Zeitz fertigt Kunstblumen an, die erst auf den zweiten Blick als solche zu erkennen sind. „Türkränze sind sehr gefragt“, stellt die Wuppertaler Kunsthandwerkerin fest, die sich künftig mehr auf die Malerei verlagern möchte, weil die filigrane Arbeit des Blütenformens ihre Hände zu sehr beansprucht. Beate Neumann lässt Blüten auf Teller, Tassen, Kannen und anderem Geschirr sprießen. „Ich kaufe weißes Porzellan und bemale es mit lustigen Kindermotiven, aktuell auch Osterhasen und natürlich Blumen. Sehr begehrt sind Vergissmeinnicht: Blau auf Weiß sieht immer sehr frisch aus.“

Eine Riesenauswahl an Bürsten aller Art und in allen Formen hält Jürgen Steder bereit. Wer denkt, dass jetzt zum Frühjahrsputz der Bedarf an Reinigungshilfen besonders groß ist, irrt: „Geputzt wird immer“, stellt der Händler fest. Allerdings lassen sich mit den Produkten, die zumeist aus Deutschland von kleinen Familienbetrieben und Manufakturen kommen und aus Naturmaterialien bestehen, sensible Gegenstände behutsam vom Staub befreien: „Das ist ein Wiener Wand- und Deckenbesen, ursprünglich dafür geschaffen, den Stuck zu reinigen, aber er ist genauso gut für kostbares Parkett geeignet“, versichert Jürgen Steder.

Breites Angebot für die Besucherinnen und Besucher

Tonarbeiten gab es natürlich ebenfalls zu sehen.
Tonarbeiten gab es natürlich ebenfalls zu sehen. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Er schwört auf das Haar der Kaschmirziege, wenn es darum geht, Kunstgegenstände abzustauben. „Unsere Flaschenbürsten haben eine Spitze aus Wolle, damit lassen sich auch ganz besonders empfindliche Gefäße sauber kriegen, ohne dass Kratzer entstehen.“ Naturprodukte haben es Sandra Pomorin angetan: „Mein Steckenpferd ist Wollwalk. Da habe ich Sachen von der Babygröße bis zu XXL. Die Wolle hält schon warm und ist zugegebenermaßen für die jetzt kommende Jahreszeit nicht optimal. Aber ich habe auch andere Sachen, wie die Rapskissen. Die sind mit dem Samen von Raps befüllt, in der Mikrowelle erhitzt lange warm halten. Umgekehrt geht es auch: Aus dem Tiefkühlfach eignen sie die Kissen zum Beispiel als kühlender Wadenwickel.“

Für den beruhigenden Schlaf empfiehlt sie Zirbelkissen, gefüllt mit Spänen jener Kiefernart, die in den Alpen in Höhen über 2000 Meter wächst und deren Duft für einen beruhigende Tiefschlaf sorgen soll. Den erhofft sich siebenjährige Linus eher von einem blauen Traumfänger: „Der fängt die bösen Träume auf, die habe ich schon oft gehabt.“

Lob der Händler

Viele Händler lobten die gute Mischung des Angebotes beim Hardenberger Frühlingserwachen und den moderaten Eintrittspreis von drei Euro. „Bei der Landpartie auf Schloss Wolfsburg werden glatt zwölf Euro verlangt“, so der Holzdesigner Thomas Beck aus Münster.

50 Aussteller aus ganz NRW waren zum Handwerkerkunstmarkt am Hardenberger Schloss gekommen, der viele Besucherinnen und Besucher angezogen hat.