Velbert. „PEKA Spritzguss“ war der Pionier im Velberter Gewerbegebiet Talstraße und baut nun dort auch als letzte. Das Know-how ist hoch spezialisiert.
Die Firma „PEKA“ hat im Velberter Gewerbegebiet Talstraße vor gut zwei Jahrzehnten als erste neu gebaut, und sie baut aktuell dort auch als letzte. Genauer gesagt macht der Spezialist in Sachen Kunststoff-Spritzguss nach einer vor fünf Jahren erfolgten Erweiterung für die Montage und Lagertechnik plus Büroräumen an der Konrad-Zuse-Straße nunmehr schon den dritten Schritt. Auf dem 1600 qm großen Grundstück gleich nebenan entstehen für den noch jungen Unternehmenszweig „PEKA Medical“ in einem dreigeschossigen, energieschonenden Neubau 820 qm Produktionsfläche für FFP 2-Masken mit ca. 30 Arbeitsplätzen zuzüglich drei Verwaltungsflächen von jeweils 260 qm, wie Firmenchef Ralf Peter beim Ortstermin mit der WAZ erzählt.
Vorteile des Velberter Standorts
„PEKA“ habe schon mit dem ersten Kaufvertrag die Option für diesen dritten Schritt gehabt, berichtet Frank Schmidt von der „Aufbereitungs- und Entwicklungsgesellschaft Velbert“. Ralf Peter ist seit zehn Jahren alleiniger Geschäftsführer und Inhaber der Firma, in deren Namen die Gründer von 1988, Peter und Karrenberg, stecken. Früher gab es drei Produktionsstätten: an der Wall-, Siemensstraße und Auf’m Angst. Ein großer Vorteil des Standorts Talstraße, unterstreicht der Unternehmer und gelernte Kaufmann (58), sei die Ebenerdigkeit. Und die Nähe zur A 535 und A 44: „Wir sind in drei Minuten auf der Autobahn.“
Tragkraft und Flexibilität
Die „PEKA Spritzguss GmbH“ ist in erster Linie Lieferant für die Automobilindustrie. Aber eben nicht nur; vielmehr fertigen die rund 50 Mitarbeiter auch für eine „namhafte Koffer-Manufaktur“. Dabei kommt eine der Spezial-Kompetenzen der Velberter zum Tragen. Die Rede ist von der 2 K-Technik. Sie bringt für den Koffergriff zwei Kunststoffe unterschiedlicher Härten zusammen, die sowohl die notwendige Festigkeit bringen als auch die erwünschte Flexibilität. Dadurch schneidet der Griff nicht ein. Der Schriftzug für den Koffer wird mittels Laserbeschriftung im Spritzverfahren hergestellt. Das ist die zweite Besonderheit.
Gewicht und Rohstoffe sparen
Im Automotive-Bereich fertigt „PEKA“ für Kfz-Hersteller wie BMW oder VW-Group und liefert weltweit. „Alles aus Kunststoff, Interieur und Exterieur für Automobile“, fasst Ralf Peter die Produktpalette zusammen – und kommt umgehend zur dritten Spezialität, dem GID-Verfahren. Hier werden z. B. Griffe für die Mercedes G-Klasse mittels Gas-Innen-Drucks mit ca. 300 bar hohlgespritzt. Das spart Gewicht, reduziert Rohstoffverbrauch. Apropos Ressourcen: „Bei den meisten Kunststoffen, die wir verarbeiten, werden im Produktionsprozess die Überschüsse zu 100 Prozent recycelt.“
Hohe Schule beim Spritzguss
Viertens macht das Velberter Unternehmen Filterelemente für die Filtration, beispielsweise von verschmutztem Wasser. Und zwar unvorstellbar fein und mikroskopisch klein im My-Bereich, wobei hier ein Mikrometer gerade mal 0,001 Millimeter entspricht. „Das erfordert ganz spezielle Werkzeuge und Kunststoffe“, erläutert der Chef beim Rundgang und sei „schon die hohe Schule beim Spritzguss“. Umso bemerkenswerter, da die Firma in den Anfängen ausschließlich Deckel für Verpackungshülsen gemacht hat.
Abhängigkeit kritisch hinterfragt
„Man kommt in Krisenzeiten eben manchmal auf interessante Gedanken“, schildert Ralf Peter sodann die Entstehung von „PEKA Medical“. In der Pandemie habe sich ein Netzwerk entwickelt mit einer Gruppe von acht ganz verschiedenen Selbstständigen, „unterschiedlicher geht gar nicht“. Zudem sei man auf den Trichter gekommen, dass Import von Masken nicht unbedingt eine schlaue Lösung sei, und habe sich auch Gedanken über die Abhängigkeit von China gemacht.
800.000 Stück im Monat
Das Ergebnis: Die Produktion – „Deutsche Herstellung und deutsche Materialien“ – läuft schon; eine Anlage schafft rund 800.000 FFP 2-Masken im Monat. Die Acht sind allesamt Teilhaber der „Medical“-Unternehmung und haben auch schon weitere Produkte in ihren Köpfen. „Ein Vorzeige-Unternehmen“, lobt Frank Schmidt „PEKA“, das „aus dem eigenen Saft neue Ideen kreiert“.
Beispielhafte Reaktivierung einer alten Industriefläche
Die alte Weisheit, der zufolge gut Ding Weile haben will, gilt auch und gerade für das Gewerbegebiet Talstraße. Mit dem letzten Puzzleteil, dem aktuellen „PEKA“-Bauvorhaben, ist das Areal jetzt ausgereizt und komplett genutzt. Man habe sich das Ganze ursprünglich ein bisschen schneller vorgestellt, räumt Frank Schmidt ein, „dafür ist die Qualität aber besser geworden“. Man habe ja schließlich bestimmte Vorstellungen bei der Auswahl und Ansiedlung der Betriebe gehabt, sagt der (rein nebenamtliche) Geschäftsführer der Ende der 1990er Jahre eigens für die Areale Talstraße mit mehr als 100.000 qm und Hoch-/Milchstraße (50.000 qm) gegründeten „Aufbereitungs- und Entwicklungsgesellschaft Velbert“ (AEV), der nunmehr nach erfüllter Mission zum AEV-Liquidator wird. Der Auftrag in Tönisheide ist schon längst erledigt.
25 Firmen und Unternehmen
Wo einst genau wie in Tönisheide August Engels/Mittelmann Guss produzierten, arbeiten heute nordöstlich der Velberter Innenstadt 25 verschiedene Firmen und Unternehmen. „Das Gewerbegebiet ist ein tolles Beispiel für die Reaktivierung einer alten Industriefläche“, erklärt Dirk Lukrafka beim Ortstermin. So traurig das Aus für die Gießereien und ihre Belegschaften damals auch gewesen sei, fügt der Bürgermeister hinzu, „wir hätten sonst keine Fläche für die Entwicklung gehabt“.
Areal an der Langenberger Straße entwickeln
Als der erste Kaufvertrag unterzeichnet worden sei, erinnert Anne van Boxel, hätten sich noch große Reste der Gießereien auf dem Gelände befunden. Sie verweist auf die Auskunft ihres Wirtschaftsförderer-Kollegen Schmidt, dass in ihrer Datenbank über 100 Firmen aufgelistet seien, die in Velbert auf Standort-Suche seien. Deshalb sei die Entwicklung an der Langenberger Straße mit dem Flächennutzungs- und Bebauungsplan „Große Feld“ umso wichtiger. Er spreche immer wieder mit Leuten, bestätigt Ralf Peter, die nach etwas Neuem suchten und erklärtermaßen in Velbert bleiben wollten.