Velbert. Comedy in Krisenzeiten – diese Herausforderung haben Bora Ahmet Altun und seine „Schlüssel Comedy“-Gäste erfolgreich gemeistert.

Kann man in diesen Tagen eine Comedy-Veranstaltung durchführen? Und kann man als Gast die Nachrichten aus der Ukraine und die Corona-Neuigkeiten für eine gewisse Zeit nach hinten schieben und einfach unbeschwert lachen? Bora Ahmet Altun meint, dass das geht. Und tut direkt etwas Gutes: Der gesamte Erlös der Schlüssel Comedy, die am Samstagabend erstmals im Bürgerhaus stattfand, wird an die UNO-Flüchtlingshilfe gespendet. Respekt! Und Respekt für einen großartigen Abend im Bürgerhaus. Drei Stunden Comedy mit durchweg guten bis überragenden Gästen – plus Kilian.

Abdel Boudi interagiert mit dem Velberter Publikum

Den Anfang macht bei der Schlüssel Comedy, die endlich wieder mit festem Dach über den Köpfen stattfindet, Abdel Boudi, der strahlende Berliner. Durchaus überrascht stellt er fest, dass Velbert wie Berlin sei. Es gebe herumstrolchende Kinder, vorgebeugte ältere Herren mit Gebetsmütze und Gebetskette und eine ganze Menge Vorurteile. Der schwarz gekleidete Typ mit braunen Augen, dunklem Vollbart und Cap interagiert immer wieder mit dem Publikum. Was für einen Job er hätte, lässt er die Zuschauer raten. Klar: Telefonverkäufer. Und aus dieser Lebensepisode berichtet er mit ghanaischem, vietnamesischem, indischem und Berliner Dialekt, überwiegend zum Thema Rechnungsunklarheiten. Missverständnisse vorprogrammiert.

Kein Job von Dauer, daher probiert er sich als Taxifahrer, der kein Deutsch kann und ein distinguiertes Münchener Paar zum BER fährt. Sein bayerischer Akzent ist großartig, den Job war er anschließend los. Nun ist er ein überaus sympathischer Stand-up-Comedian. Es bleibt zu hoffen, dass er noch Erfahrungen als Autoverkäufer, Friseur und Dönerverkäufer macht und diese auf die Bühne bringt.

Abdel Boudi beherrscht viele Dialekte und begeisterte die Besucher bei der „Schlüssel Comedy“ in Velbert.
Abdel Boudi beherrscht viele Dialekte und begeisterte die Besucher bei der „Schlüssel Comedy“ in Velbert. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Der Poet unter den Künstlern: Patrick Salmen überzeugt

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Patrick Salmen ist der Poet unter den Künstlern, der Feingeist zwischen chaotischer studentischer Altbau-WG sowie Gabionenwand- und Schotter-umrandeter Doppelhaushälfte im Neubauviertel. Salmen beobachtet: „Ich esse wenig Fleisch, wenn dann nur Gutes.“ Dieser Satz, sagt er, habe seinen Ursprung in der WG und ist nun auf dem Gasgrill in der Garage von Volker gelandet, der zu einem Männerabend geladen hatte. Der Poetry-Slamer liest aus seinem Buch über Volker und seine Frau vor. Sein Zynismus gehe im manchmal auf den Keks, bestätigt er und lebt seitdem zufrieden zwischen den Welten, solange dort keine Faschisten agieren. Er führt unsere Dialoge ad absurdum, wenngleich sie so realistisch wirken. Bravo!

Latina obenrum – untenrum Gelsenkirchenerin

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Was wäre die Schlüssel Comedy ohne Quotenfrau? Und so hat Bora dieses Mal Lisandra Bardel eingeladen – eine Berlinerin, die sich mit den Herkunftsfragen der typisch Deutschen beschäftigt. Die krampfhafte Suche nach der fast schon pietätvoll-richtigen Frage, woher sie bzw. im zweiten Anlauf die Eltern ursprünglich käme. Unterm Strich ist Halb-Kubanerin und Halb-Deutsche. Latina? Rhythmus? Bett? Sie stellt klar: Latina sei sie obenrum und unten Gelsenkirchenerin.

Sieht nicht so aus, ist aber witzig: Martin Niemeyer

Die Schlüssel Comedy

Die nächste Schlüssel Comedy startet am 14. Mai um 19 Uhr. Spielplatz für die Lachmuskeln wird erneut das Bürgerhaus an der Offerstraße sein. Karten gibt es online auf der Seitewww.boracomedy.de.Die Show wird seit Beginn durch Ehrenamt und Sponsoren getragen.

Martin Niemeyer sieht nicht aus, als wäre er witzig und stellt fest: Ihr habt gute Laune! Das habe er auch gehabt, bis er ein Spannbettlaken falten und ein Backblech in der Spüle putzen sollte. Der Senior der Comedians denkt laut über Gästehandtücher und Serienmörder nach. Überlegt, welches Haustier er seinen Kindern geben kann und kommt auf eines das, nicht so lange lebt. Meerschweinchen? Besser ein krankes Meerschweinchen? Ach, er fühlt sich wie eines der braunen Schilder auf der Autobahn: Wenn du nichts anderes zu tun hast, kannst du abfahren, aber es wird nicht gesagt wo. Offensichtlich und hörbar: Der Hamburger Niemeyer schafft es die Zuschauer ununterbrochen glucksen und lachen zu lassen. Sein trockener gedankenlastiger Humor ist ein Angriff des Serienmörders auf die Lachmuskeln. Großartig.

Kilian erhält einen Newcomer-Spot von Bora

Und wer ist nun Kilian? Kilian passt in die Kategorie Martin Niemeyer, ist Zuschauer und erhält von Bora spontan einen Newcomer-Spot. Tolle Geschichte, souverän erzählt, lediglich die Pointe könnte spannungstechnisch perfektioniert werden, geht aber schlecht: Schließlich ist seine Frau dabei und es geht um die Frage: Warum schlafen Frauen beim Fernsehgucken ein, stören sich aber am Stand-by-Licht beim Schlafen?