Velbert. Die neue Autobahn-Brücke Putschenholz ist fast fertig. Die Arbeiten liegen im Zeitplan und sollen spätestens im Oktober abgeschlossen werden.
Sie war ein zentrales Bauwerk der neuen – zweispurig ausgebauten – Bundesstraße 224n, als diese 1974 für den Verkehr freigegeben wurde: die 64 Meter lange Spannbeton-Brücke Putschenholz, die die Schmalenhofer Straße kreuzt. 45 Jahre später war das Ende der 64 Meter langen Brücke mit ihren zwei getrennten Überbauten – mittlerweile zur Autobahnbrücke der A 535 „aufgestiegen“ – dann besiegelt, da sie laut Landesbetrieb Straßen.NRW zum einen nicht mehr den Anforderungen an das heutige Verkehrsaufkommen entsprach, zum anderen Schäden aufgetreten waren, die eine Reparatur unwirtschaftlich bis unmöglich machten.
NRW-Verkehrsminister war zu Gast in Velbert
Seit dem Frühjahr 2020 wird nun gebaut. Und sogar der damalige NRW-Verkehrsminister und heutige Ministerpräsident Hendrik Wüst stattete der Baustelle einen Besuch ab. Grund hierfür: Das erstmals in Nordrhein-Westfalen eingesetzte „Road Zipper“-System, mit dem die Verkehrsführung zweimal täglich so verschoben werden kann, dass in die jeweils verkehrsreichere Richtung zwei Spuren zur Verfügung stehen, in die andere Richtung nur eine.
Grund hierfür: Die gesamte zur Verfügung stehende Fahrbahnbreite betrug zehn Meter – bot also nur Platz für drei Spuren, was bei rund 35.000 Fahrzeugen, die die Baustelle innerhalb von 24 Stunden passieren, zu Staus geführt hätte, hätte man sich für eine Fahrtrichtung entscheiden müssen. Günstig war und ist der „Road Zipper“-Einsatz mit rund zwei Millionen Euro jedoch nicht.
Derzeit wir mehr unter als auf der Brücke gearbeitet
Nun können die Autofahrer und auch die Anwohner langsam aufatmen. „Die neue Brücke ist sozusagen fertig“, sagt Christian Bouten, verantwortlicher Projektingenieur und Bauoberleiter bei der Autobahn GmbH, die als Nachfolger von Straßen.NRW seit 2021 für die Autobahnen in Nordrhein-Westfalen verantwortlich ist.
Aktuell sei beim Durchfahren der Baustelle nur wenig Bautätigkeit zu sehen, räumt Bouten ein. Derzeit passiere mehr unter der Brücke, wo die lediglich für den Bau erstellten Betonfundamente abgetragen werden. Oben müsse man hingegen auf beständig besseres Wetter warten „damit die Versiegelung aus Flüssigkunststoff aufgetragen werden kann.“ Diese Schicht soll die Brücke vor eindringendem Wasser schützen. „Stehende, sich stauende Nässe ist der größte Feind von Brücken“, so der Bauoberleiter. „Daher legen wir großen Wert darauf, dass diese Schicht optimal aufgetragen wird.“ Hierfür musste man sich sogar die Zustimmung des zuständigen Verkehrsministeriums einholen, denn der normalerweise hierfür verwendete Harz sei aktuell schwer bis gar nicht lieferbar, so Bouten.
Materialknappheit macht sich auch beim Brückenbau bemerkbar
Insgesamt mache sich die Materialknappheit auch beim Brückenbau bemerkbar. „Wir müssen viel langfristiger – mehrere Monate im voraus – planen“, sagt Bouten, damit es nicht zu Verzögerungen durch Lieferengpässe komme. Auch seien viele Baustoffe im Einkauf deutlich, deutlich teurer als noch vor zwei, drei Jahren. Diese Steigerungen müsse – wie vertraglich vereinbart – aber nicht die Autobahn GmbH (und damit der Steuerzahler) tragen, sondern die Baufirma. Und so liege man finanziell noch gut im Rahmen, sagt Bouten. Insgesamt ist die Maßnahme mit rund elf Millionen Euro kalkuliert – inklusive Neubau von Schallschutzwänden und Sicherungsmaßnahmen.
Schallschutzwand: Bau soll im Mai oder Juni starten
Die Autobahn A 535
Die A 535 ist im Bundesverkehrswegeplan als durchgängige Autobahn von Wuppertal nach Essen vorgesehen. Teilstücke dieser Autobahn wurden ab den 1970er-Jahren als autobahnähnlich ausgebaute Bundesstraßen fertiggestellt, so etwa die B 227 zwischen Essen-Kupferdreh und Essen-Rellinghausen oder als B 224 zwischen dem Dreieck Velbert-Nord und Wülfrath.2007 wurde zunächst der Abschnitt zwischen Sonnborner Kreuz und Wuppertal-Dornap als Autobahn umgewidmet. Die Abschnitte bis Velbert-Nord folgten dann. Die A 535 ist 14 Kilometer lang und hat sechs Anschlussstellen.
Der Schallschutz ist es auch, der die Bauarbeiten noch etwas in die Länge zieht. Dieser soll im Mai – spätestens im Juni – starten. Vorher habe die Firma keine Kapazitäten, sagt Bouten. Im Anschluss werde dann die Verkehrsführung ein letztes Mal vor der endgültigen „Freien Fahrt“ geändert. Zwischen Nord- und Südfahrbahn werden Beton-Schutzwände errichtet. Dafür wird der Verkehr dann – ohne „Road Zipper“ – auf jeweils zwei Spuren rechts außen daran vorbeigeführt.
Unter der Brücke, die übrigens zweieinhalb Meter breiter als das bisherige Bauwerk ist, wird parallel gearbeitet. Straße und Gehwege werden neu gemacht,, „außerdem werden in enger Abstimmung mit der Stadt und den Technischen Betrieben Kabel für die Beleuchtung neu gezogen“, so Bouten.
Insgesamt liege man mehr als gut im Zeitplan. Das ursprünglich geplante Fertigstellungsdatum 31. Oktober werde auf jeden Fall gehalten, „vielleicht werden wir sogar eher fertig“, macht Bouten den Autofahrern Hoffnung.
Video: Der „Road-Zipper“ im Einsatz
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