Velbert. Der schwedische Textilhändler Hennes & Mauritz verlässt Velbert – und das bereits Anfang März. Die Stadtverwaltung bedauert die Entscheidung.

In den Schaufenstern zur Friedrichstraße wirkt alles wie immer. Nur wer die H&M-Filiale betritt, findet die Hinweise: „Wir gehen neue Wege! Komm mit!“ ist auf recht kleinen Schildern zu lesen. Und erst wer genauer hinschaut, erfährt dann auch, dass der schwedische Textilhändler Velbert verlassen wird. Und das bereits Anfang März. Der darauf angesprochene Mitarbeiter zuckt bei der Frage nach dem „Warum?“ die Schultern: „Weg aus Velbert“, sagt er dann nur.

Begründung: Zu hohe Kosten, zu wenig Umsatz

Eine H&M-Sprecherin wird auf Anfrage der WAZ deutlicher: „Der Grund für die Schließung unseres Geschäfts in Velbert ist ein ungesundes Verhältnis zwischen Profitabilität und Kosten.“ Heißt: Die Filiale wirft aus Unternehmenssicht bei zu hohen Kosten zu wenig ab für den Textilgiganten, dessen Umsatz für das Jahr 2019 mit 232 Milliarden schwedischen Kronen – umgerechnet 22,2 Milliarden Euro – angegeben wird.

Die nächstgelegenen Filialen sind 20 Kilometer entfernt

Den Kunden teilt H&M auf den „Komm mit!“-Hinweiszetteln indirekt mit, dass die Filialschließung doch kein Problem sei – sie könnten ja die Filialen in den City-Arkaden in Wuppertal oder am Limbecker Platz in Essen besuchen. Dass die Fahrstrecke mit dem Auto in die eine wie in die andere Richtung rund 20 Kilometer beträgt und man mit öffentlichen Verkehrsmitteln mehr als 45 Minuten unterwegs wäre, wird indes nicht erwähnt.

H&M-Tüten wird es ab Anfang März in Velbert nicht mehr geben: Hennes & Mauritz schließt die Filiale an der Friedrichstraße.
H&M-Tüten wird es ab Anfang März in Velbert nicht mehr geben: Hennes & Mauritz schließt die Filiale an der Friedrichstraße. © dpa | Eduardo Parra

Sozialplan für die Mitarbeitenden in Velbert

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33 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind nach H&M-Angaben aktuell in der Velberter Filiale tätig. Diese habe man ermutigt, sich intern auf offene Stellen zu bewerben, so die H&M-Sprecherin. Außerdem sei ein Sozialplan zum Ausgleich der wirtschaftlichen Nachteile durch die Schließung für die Mitarbeitenden verhandelt worden.

Ob sich H&M zu einem späteren Zeitpunkt eine Rückkehr nach Velbert vorstellen könnte – beispielsweise in die gerade von einem neuen Eigentümer übernommene Stadtgalerie – beantwortet das Unternehmen nur allgemein: „Selbstverständlich möchten wir immer dort sein, wo unsere Kundinnen und Kunden sind und prüfen deshalb attraktive Angebote für Standorte.“

Das „H&M“-Logo wird Anfang März von den Schaufenstern des Ladenlokals an der Friedrichstraße 200 in Velbert verschwinden. Das Unternehmen schließt die Filiale.
Das „H&M“-Logo wird Anfang März von den Schaufenstern des Ladenlokals an der Friedrichstraße 200 in Velbert verschwinden. Das Unternehmen schließt die Filiale. © dpa | Hauke-Christian Dittrich

Gerüchte hielten sich seit längerer Zeit

Im Velberter Rathaus ist man über die Standortaufgabe nicht völlig überrascht: „Die Gerüchte halten sich bereits seit geraumer Zeit“, sagt Stadtsprecher Hans-Joachim Blißenbach. Allerdings hätte man sich gewünscht, dass H&M dies dann auch offiziell kundtut. Blißenbach: „Der Textilhändler hat sich bis zuletzt sehr bedeckt gehalten und weder die Standortaufgabe bestätigt noch dementiert. Nach unserer Information waren der Immobilieneigentümer und H&M noch in Verhandlungen.“

Das Unternehmen Hennes & Mauritz

Am 4. Oktober 1947 eröffnete Erling Persson im schwedischen Västerås sein erstes „Hennes“-Geschäft, in dem er Damenbekleidung verkaufte. Hennes ist schwedisch und bedeutet „für sie“ oder „ihres“.

1968 wurde der Jagdbekleidungshändler Mauritz Widforss übernommen, der Herrenbekleidung im Sortiment führte.

Heute hat das Unternehmen Filialen in rund 60 Ländern und hatte 2019 etwa 179.000 Mitarbeiter.

Stadt Velbert bedauert die Konzern-Entscheidung

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Die Entscheidung von H&M, die Velberter Filiale zu schließen, „ist sehr bedauerlich und hinterlässt gerade an dem jetzigen Standort eine Lücke“, sagt Blißenbach. Seitens der Stadt Velbert werde der Bedarf für das Kleidungssegment allgemein und für den Textilhändler H&M im Speziellen weiterhin gesehen. Blißenbach: „Wir hoffen, dass in der nun freiwerdenden Immobilie oder in der Stadtgalerie ähnliche Angebote geschaffen werden können. Dies ist zugegebenermaßen in der momentanen Entwicklung des Textileinzelhandels nicht einfach.“

Auch andere Städte sind von Schließungen betroffen

Auch in vielen Ruhrgebiets-Städten, wie Bottrop oder auch an der Limbecker Straße in Essen, wo H&M seit 1984 ansässig war, wurden jüngst Filialen geschlossen. Die Begründung? Die gleiche wie jetzt für Velbert. Insgesamt hat der Textilkonzern im Jahr 2021 mehr als 300 Filialen von seinen derzeit rund 4.800 Filialen weltweit geschlossen und etwa 100 neu eröffnet.