Langenberg. Anja Bötzel-Hirsch wollte die Boutique vergrößern, fand aber in der Altstadt keinen geeigneten Laden – doch sie wollte Langenberg nicht verlassen
Die „Froschkönigin“ hat ihr Schlösschen gefunden: Vor einer Woche ist Anja Bötzel-Hirsch mit ihrer Boutique von der Kamperstraße an die Bonsfelder Straße 57 umgezogen. „Ich war schon länger damit schwanger gegangen, einen größeren Laden zu mieten, aber in der Langenberger Innenstadt habe ich kein geeignetes Objekt gefunden“, so das Langenberger Mädchen, das unbedingt in der Senderstadt bleiben wollte.
Die Liebe hat sie zwar nach Sprockhövel verschlagen – daher fuhr sie täglich am Jahnhaus vorbei und es kam ihr eine Idee: „Warum dort nicht einen Laden aufmachen, wo ich früher immer sonntags mit den Eltern Essen gegangen bin.“
Charakter des Gebäudes erhalten
Die Glanzzeiten der einst angesagten Bonsfelder Gaststätte sind längst vorbei, vor drei Jahren schloss ein italienischer Gastronom ab. „Als ich meinen Vorschlag dem Besitzer Mark Timmerhaus unterbreitete, wusste er zunächst nichts damit anzufangen, hat dann richtig Feuer gefangen und uns kräftig unterstützt“, freut sich Anja Bötzel-Hirsch, die findet, dass das Jahnhaus eine Langenberger Institution ist, deren Charakter weitgehend erhalten bleiben soll.
„Die Ziegel der Gewölbe stammen von einer alten Scheune aus Belgien, die von den ehemaligen jugoslawischen Wirten auf dem Parkplatz gesäubert und dann verbaut wurden“, erinnert sie sich. Besonders freut es sie, dass im Foyer der Brunnen mit dem Yoga-Frosch wieder plätschert.
In den ehemaligen Gasträumen ist reichlich Platz für die Kleiderständer, die Kegelbahnen sind zum Lager geworden, die ehemalige Wohnung des Kochs mutierte zum Büro und den Aufenthaltsräumen für die sechs Vollzeit- und drei Teilzeitkräfte. „Dazu habe ich einen Chillraum, wo Frauen sich eine Auszeit nehmen oder ein Umstyling buchen können.“
Ansteckender Optimismus
Anja Bötzel-Hirsch ist gelernte Erzieherin, evangelische Diakonin und leitete jahrelang den CVJM Tönisheide, bis zwei Herzinfarkte ihr Leben umkrempelten und ihr einen neuen Fokus gaben. „Ich hätte den Kopf in den Sand stecken und sagen können: ,Das Leben ist vorbei’. Dabei ist das Leben so schön, jeder Tag hält schöne Momente bereit.“
Der lebensbejahende Optimismus der Powerfrau ist ansteckend, das überträgt sich auf die Kundschaft. „Wir haben Bock auf Menschen. Ich will hier einen kleinen Treffpunkt schaffen, wo es auch einen Kaffee oder ein Sektchen gibt.“
Versand bis nach Rio
Die Mode der Froschkönigin wurde bereits in dem vorherigen Laden an der Kamperstraße sehr geschätzt: „Ich habe keine Massenware, ich möchte meine Kundinnen nicht uniformieren, sondern kleiden. Deshalb kommen viele von weit her, einige mieten sich im Carpe Diem oder dem Deutschen Eck ein, um hier zu shoppen.“
Zusammen mit ihren Ehemann Martin Bötzel versendet sie auf Wunsch auch ihre Ware, sogar bis Rio de Janeiro. „Die Kundin, die gebürtig aus Essen stammt, orderte einen Wintermantel, denn sie hatte nichts Warmes für einen Besuch in Deutschland.“
Die „Froschkönigin“ setzt dabei ausschließlich auf kleine Hersteller, die in Europa zu fairen Löhnen für die Mitarbeiter produzieren. „Wir designen auch selber, wir liefern unsere Schnittmuster an.“ So hängt an den Kleiderbügeln Mode, die länger als nur eine Saison angesagt ist. „Der Stil reicht von sportlich-elegant über festlich bis zu avantgardistisch. Für jede Preisklasse und für jede Frau ist was dabei. Gerade Damen, die nicht den üblichen Modelmaßen entsprechen, finden das passende Outfit in den Größen von 38 bis 56, manches bis Größe 60.“
„Du hast mich geküsst“
Zu ihren Namen kam die Froschkönigin ganz am Anfang ihrer Modetätigkeit: „Da erschien eine Kundin, die hatte eine schwere OP hinter sich, sie konnte sich nicht leicht einkleiden. Da habe ich die Tür abgeschlossen, nach zwei Stunden war ein tolles Outfit zusammengestellt und die Kundin sagte: ,Du hast mich geküsst, ich fühle mich wie eine Froschkönigin!’“
Männer sind natürlich auch willkommen
Männer sollen sich bei der Froschkönigin auch wohlfühlen: Für sie gibt es Freizeit- und Bikermode.Während sich die Damen mit einem Sektchen erfrischen können, gibt es für die Herren ein Bierchen. „Die Zapfanlage ist zwar stillgelegt, aber es steht immer etwas im Kühlschrank“, verspricht Martin Bötzel.