Langenberg. Apotheken liefern in Langenberg Medikamente unter Schutzmaßnahmen aus. Auch in den Verkaufsräumen gelten andere Regeln.
„Da kam die Tage ein Kunde herein“, erzählt Arndt Backhaus, Inhaber der Langenberger Adler-Apotheke, „und desinfiziert sich erstmal gründlich die Hände.“ So weit so gut. Doch dann sieht Backhaus: „Während er sich die Hände desinfiziert, hält er sein Rezept mit dem Mund fest!“ Es sind unglaubliche Szenen wie diese, die zeigen, in welch ungewöhnlichen Zeiten sich die Menschheit gerade befindet. „Wir müssen gemeinsam mit der Bevölkerung noch viel lernen“, sagt Backhaus.
Es sind ungewöhnliche Zeiten und die erfordern – wie der Volksmund weiß – ungewöhnliche Maßnahmen. Das gilt für alle im privaten Bereich, aber auch in der Wirtschaft muss durchaus improvisiert werden – auch in so lebenswichtigen Wirtschaftszweigen wie der Pharmazie. Deshalb haben die beiden Langenberger Apotheken vorgesorgt, so gut sie eben können. Die Gesundheitsvorschriften sind – wie sollte es in diesen Zeiten auch anders sein – deutlich verschärft worden.
Plexiglas als Spuckschutz im Verkaufsbereich
Neben dem Spender für Desinfektionsmittel, an dem sich die kurios-alarmierende Szene zutrug, hat die Adler-Apotheke weitere Vorsichtsmaßnahmen gegen eine Verbreitung des Coronavirus ergriffen. „Im so genannten ‚HV’, dem Verkaufsbereich, haben wir Plexiglasständer aufgestellt“, erklärt Backhaus, zudem ließe man nur noch zwei oder drei Kunden gleichzeitig in die Apotheke.
Ähnliches gilt für die Apotheke zur Post. „Unsere Verkaufsposten sind alle – und das waren sie auch schon vorher – zwei Meter auseinander“, sagt Ulrike Kuhlendahl, Inhaberin der Apotheke. „Wir haben zudem einen Spuckschutz aufgebaut. Den Desinfektionsmittelspender, den wir schon seit längerem haben, entdecken die Leute erst jetzt.“
Apotheker und Personal stehen unter enormem Druck
Generell gilt: Die Apotheker und ihre pharmazeutisch-technischen Assistenten stehen unter hohem Druck, weil sie wegen der steigenden Kundenzahlen eben viel Kundenkontakt haben. „Meine Mitarbeiter frustriert es, dass sie dafür kaum gewürdigt werden“, sagt Arndt Backhaus. „Sie gehen enorme Risiken ein.“
Besonders wichtig sind in diesen Zeiten die Botenfahrten: Kunden können noch immer Arzneimittel von Zuhause aus bestellen, die beiden Langenberger Apotheken liefern noch immer. „Um die gefährdeten Bevölkerungsgruppen zu schützen“, erklärt Ulrike Kuhlendahl.
Bestellprozess ist relativ unkompliziert
Improvisation gehört dazu
Laut einer Studie des Ifo-Instituts, die in den vergangenen Tagen von vielen großen Medien aufgegriffen worden war, könnte die Corona-Krise Deutschland zwischen 255 und 729 Milliarden Euro kosten.
Diese verhältnismäßig abstrakten Zahlen betreffen auf der Mikro-Ebene natürlich auch Langenberger Unternehmen. Deshalb versuchen sie, sich mit allen Mitteln über Wasser zu halten. Improvisation gehört dazu.
Der Prozess ist relativ einfach: Die Kunden bestellen über eine Apotheken-App, das Smartphone, per Fax, E-Mail oder Telefon. Dann fahren die Boten aus und bringen das Medikament vorbei. Dabei tragen sie Handschuhe und eine Atemmaske. „Manche Menschen nehmen die Arzneimittel direkt an, andere lassen sie sich vor die Tür legen“, erzählt Kuhlendahl. In diesem Fall müsse der Bote aber warten, bis die Tür geöffnet worden sei – um sicherzustellen, dass kein Kind die Mittel in Empfang nehme.
Das Buch liefern lassen
Botenfahrten gibt es mittlerweile auch an anderer Stelle, denn Improvisation gehört heute dazu: Langenbergs bekanntester Buchladen, die Buchhandlung Kape, hat das Geschäft nicht vollständig eingefroren. Stattdessen könnten Kunden, so erzählt es Inhaber Peter Kape, über zwei Wege an neue Bücher kommen: „Entweder sie bestellen die Bücher bei mir und holen sie an meiner Tür ab oder wir fahren die Bücher aus.“
Dafür müssten die Kunden die Bücher über die bekannten Wege bestellen, danach fährt Inhaber Kape die Schmöker persönlich vorbei. Bezahlt werden kann allerdings nur mit Bargeld. Improvisation ist in diesen Zeiten – in vielen Berufen – ein Kerngeschäft.