Langenberg. Die Awo muss sich auch in Langenberg mit dem zunehmenden Fachkräftemangel im Pflegebereich auseinandersetzen – und geht dabei neue Wege.
Dass es in der Pflege nicht rund läuft, ist kein neues Phänomen. Im Jahresdurchschnitt 2020/2021 fehlten laut einer Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft allein in Nordrhein-Westfalen mehr als 17.000 Fachkräfte in der Altenpflege und mehr als 14.000 Fachkräfte in der Gesundheits- und Krankenpflege.
Dies waren, so zeigt es diese Analyse, gleichzeitig die zwei Berufe, die bundesweit von allen Berufen die größten Fachkräfteengpässe aufwiesen. Betroffen davon ist auch die Arbeiterwohlfahrt (Awo). Seit mehr als 60 Jahren betreibt die Awo Niederrhein an 13 Standorten zwischen Voerde und Remscheid Senioreneinrichtungen. So auch im Kreis Mettmann – in Langenfeld mit dem Karl-Schröder-Haus und in Langenberg mit dem Haus Meyberg.
Awo startet Online-Kampagne
An beiden Standorten sieht sich der Wohlfahrtsverband mit diesem seit Jahren wachsenden Fachkräftemangel in der Pflege konfrontiert. Daher kämpfe die Awo „als Spitzenverband der Freien Wohlfahrtspflege politisch dafür, die Arbeitsbedingungen für die professionellen Mitarbeitenden in der Pflege zu verbessern“, teilt der Verband nun mit.
Zusätzlich gebe es nun eine Online-Kampagne, um Fachkräfte für sich zu gewinnen und offene Stellen zu besetzen. „Die Kampagne ist angelegt bis Mitte März und soll dabei unterstützen, die angespannte personelle Situation zu entschärfen und damit die Kolleginnen und Kollegen zu entlasten“, erläutert Ewa Woroch, Geschäftsführerin der Awo Seniorendienste Niederrhein.
„Denn um der älteren Generation ein würdiges Leben im Alter zu ermöglichen, brauchen wir Menschen, die sich in den Einrichtungen dieser gesellschaftlich wichtigen Aufgabe widmen“, führt Ewa Woroch weiter aus.
Werbung um Nachwuchs
Damit dies besser gelinge, habe sich die Awo Seniorendienste Niederrhein professionelle Unterstützung gesucht und mit der Agentur „KreativRealisten“ eine Kampagne erarbeitet, „um auf die besonderen Vorzüge der Awo als Arbeitgeberin aufmerksam zu machen“, heißt es in der Mitteilung.
Neben dem Tarifvertrag, der laut Awo „die Basis für eine angemessene Bezahlung und geregelte Arbeitszeiten legt“, werde vor allem die Unternehmenskultur „mit ihrer bunten Vielfalt in den Mittelpunkt gestellt“.
Professor Michael Isfort vom Deutschen Institut für angewandte Pflegeforschung sieht aber ein Problem: Allein über die Ausbildung lasse sich nämlich „eine Stabilität der Versorgungsstrukturen nicht sichern“, hat er festgestellt. Sorgen bereite dem Experten auch der Personalbedarf, der durch den Renteneintritt von Pflegefachkräften entstehe: 40 Prozent aller Pflegekräfte in ambulanten Diensten seien 50 Jahre oder älter, sagt Isfort.
Ministerien arbeiten zusammen
Vor diesem Hintergrund haben die Bundesministerien für Gesundheit, für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und das Bundesministerium für Arbeit und Soziales bereits 2018 die „Konzertierte Aktion Pflege“ (KAP) ins Leben gerufen.
Diese soll die Bedingungen, unter denen Pflegekräfte arbeiten, Stück für Stück verbessern. Das Ziel: Es sollen wieder mehr Menschen motiviert werden, diesen Beruf zu ergreifen, in ihn zurückzukehren oder ihren Teilzeitanteil aufzustocken.
Eine halbe Million fehlende Fachkräfte
Laut dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln könnten in Deutschland in der stationären Versorgung bis zum Jahr 2035 rund 307.000 Pflegekräfte fehlen.
Die Versorgungslücke im Pflegebereich insgesamt könnte sich bis zu diesem Jahr auf insgesamt knapp 500.000 Fachkräfte vergrößern.
Die Prognose zum Fachkräftemangel des IW Köln basiert dabei auf Berechnungen des Statistischen Bundesamtes zur Entwicklung der Pflegebedürftigkeit in Deutschland.
Interessierte finden die offenen Stellenausschreibungen der Awo auf der Internetseitewww.awo-seniorendienste-nr.de/team.