Neviges. Seit über 30 Jahren richtet der Tönisheider Lothar Jäger Bingo-Nachmittage in Velbert aus. Einst mit seiner Frau, nun alleine.
Wenn sich die Kugel dreht, steigt Lothar Jägers Adrenalinspiegel. Der 81-Jährige Tönisheider ist leidenschaftlicher Bingospieler und veranstaltet seit über 30 Jahren einmal im Monat einen Bingonachmittag in Tönisheide.
Angesteckt hat er sich mit dem „Spielfieber“ auf einer Kreuzfahrt, die erste, die er mit seiner Frau Doris machte. Es war ein russisches Schiff und „nachmittags wurde zum Zeitvertreib Bingo gespielt“, erinnert sich der lebhafte Rentner. Fortan hatte ihn die Leidenschaft gepackt. „Es gab da keine großen Gewinne“, sagt er. „Einen Piccolo oder so, aber ich war direkt angetan von dem Spiel.“ Und die Idee war geboren, das Bingospielen daheim selbst ins Leben zu rufen.
Die Leidenschaft begann auf der ersten Kreuzfahrt
„Aller Anfang ist schwer“, erinnert sich Lothar Jäger. „Wo bekomme ich die Preise her“, überlegte er. „Schließlich muss ich genug zusammenbekommen.“ Aber der Tönisheider ist gut in der Geschäftswelt vernetzt, rief Firmen an und schon bald war es ein Selbstläufer: „Jetzt rufen die Firmen mich an und fragen mich, ob ich was haben möchte.“
Anfangs veranstaltete das Ehepaar Bingonachmittage in altersgerechten Wohnungen, dann fand die erste richtige Veranstaltung im damaligen ASV-Vereinsheim auf dem ehemaligen Wimmersberger Sportplatz statt. Schon immer, das war den Jägers wichtig, war die Teilnahme kostenlos. „Man kann also nur gewinnen“, freut sich Lothar Jäger. Immer mehr Menschen nahmen an seinem Bingo teil. „Es waren auch schon mal 48 dabei“, erinnert er sich. „Das war damals im Café am Kirchplatz.“
Mittlerweile finden seine Nachmittage aber im Café Inside statt. Immer noch dienstags. „Das ist der umsatzschwächste Tag für die Wirte“, sagt er - und so freuen sich alle, denn beim Bingo-Nachmittag wird auch was verzehrt.
Einige Bingo-Räder sind verschlissen worden
In den 30 Jahren sind einige Bingo-Räder und -Kugeln zerschlissen worden und auch die technischen Neuerungen, wie batteriebetriebene Kurbeln hielten den Nachmittagen nicht Stand. „Das hat einfach ewig gedauert, da hätten wir niemals fünf Spiele machen können.“ Dafür setzt Jäger nun aber Bingotafeln ein. „Das ewige Kopieren und Auseinanderschnibbeln der Bingokarten hatte ich leid.“
Auch nach den 30 Jahren und nach dem Tod seiner Frau Doris vor einigen Jahren, hat Lothar Jäger die Leidenschaft am Bingo-Spiel nicht verlassen. Einmal in der Woche fährt er selbst zum Kulturverein nach Ratingen zum Spielen. „Es ist wie mit den Lottozahlen“, erklärt er. „Wenn Sie drei Richtige haben, werden Sie nervös, dann kommen vier und bei fünf Richtigen wird es noch schlimmer“, die Lust am Gewinnen vergeht nie. Auch daheim freuen sich seine Kinder und Enkel immer auf eine Partie Bingo mit dem Opa. „Dann sagt mein Enkel, komm Opa, wir gehen in den Keller und suchen Preise raus.“
Dort lagern die Preise- sortiert. „Ich mache ja auch noch die Tombola für die Kinder, also habe ich den einen Keller fürs Bingo und den anderen für die Tombola“.
Einmal im Monat Spiel und Unterhaltung
Wer zu Lothar Jägers Bingonachmittag kommt, der weiß, hier gibt es auch ein Unterhaltungsprogramm. „Ich tu’ den anderen damit was Gutes und gerade jetzt ist es natürlich schön, auch mal von zu Hause rauszukommen.“ Aber: Ohne Regeln geht es nicht. Und da ist Jäger streng. „Früher hieß es, wer falsch Bingo ruft, muss mir ein Bier ausgeben.“ Da lacht der Rentner: „Oft haben sie dann extra falsch Bingo geschrien, um mir einen ausgeben zu können, oft musste ich dann das Auto nach dem Nachmittag stehen lassen.“ Heute aber gibt das Spendenglas: „Ein Euro für jeden falschen Bingo“, heißt es.
Lothar Jäger wünscht sich, den Bingonachmittag noch lange weiter ausrichten zu können. „Aber so lange ich klar denken und einigermaßen gehen kann, mache ich weiter.“ Denn auch ihn hält die Veranstaltung fit bereitet ihm, jeden ersten Dienstag im Monat, große Freude.