Neviges. . Mülleimer quellen über, Abfall ist achtlos daneben geworfen, der Boden ist mit Zigarettenkippen übersät, auf dreckige Kacheln wurden Graffiti gesprüht und Sticker geklebt. Das gläserne Wartehäuschen ist mit tiefen Kratzern versehen, die Sitze sind schmierig – dieses Bild bietet sich Fahrgästen am S-Bahnhof in Neviges.
Lena Steinhausen steht am Bahnsteig. Die 19-Jährige wirft einen Blick auf die Anzeigetafel, schaut das Gleis entlang und nimmt hastig noch einen Zug von ihrer Zigarette. Fast jeden Tag pendelt sie mit der S-Bahn ab Velbert-Neviges in Richtung Wuppertal zur Schule und zur Arbeit. Sie ist eine von rund 55 000 Fahrgästen, die täglich mit der Linie S 9 fahren. Nicht immer ist sie mit der Bahn und dem Haltepunkt zufrieden.
Trauriger Anblick
„Oftmals quellen die Abfalleimer vor Müll über, das sieht wirklich nicht schön aus“, beschwert sich die Auszubildende. „Die bunten Graffiti stören mich weniger – der Müll ist hier in meinen Augen das größte Problem“, meint Lena. Ihr Kumpel Jonathan Skup fährt nur gelegentlich mit der Bahn. Heute steigen sie zusammen in den Zug. Er pflichtet Lena bei: „Ja, es könnte definitiv schöner sein hier.“
In der Tat bietet sich den Fahrgästen auf dem Bahnsteig ein trauriges Bild: Mülleimer quellen über, Abfall ist achtlos daneben geworfen. Der Boden ist mit Zigarettenkippen übersät, auf dreckige Kacheln wurden Graffiti gesprüht und Sticker geklebt. Das gläserne Wartehäuschen ist mit tiefen Kratzern versehen, die Sitze sind schmierig, und in den Kasten, in dem der Fahrplan hängen sollte, werfen die Fahrgäste vergeblich einen Blick – er ist leer.
Haltepunkt ist „noch akzeptabel“
Erstaunlich: Laut dem Stationsbericht des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr (VRR) aus dem vergangenen Jahr erlangen sowohl der Zugang als auch der Bahnsteig in puncto Sauberkeit Bestnoten. Einzig die Funktion des Zugangs (unter anderem Fahrgastinformationseinrichtungen, Bahnsteigmöblierungen und Aufzüge) wurde als nicht akzeptabel eingestuft. Auch die Graffiti sorgten für Minuspunkte. Unterm Strich kommt der Qualitätsbericht zu dem Schluss, dass der Haltepunkt insgesamt „noch akzeptabel“ sei.
Das sieht auch Kirill Selenin so. Der 19-Jährige fährt jeden Tag mit der Bahn zur Schule. Zwar stören ihn Schmutz und Unrat am Gleis, aber: „Was die Verspätungen der Bahn angeht, liegt das alles im Rahmen. An manchen Tagen kommt die Bahn ein paar Minuten zu spät – aber damit kann man leben“, meint der Abiturient. Das deckt sich mit dem Qualitätsbericht des VRR aus dem Jahr 2013: Wenn sich die S 9 verspätete, dann durchschnittlich um drei Minuten.
So unzufrieden die Fahrgäste mit dem Haltepunkt sind: Über die Bahn selbst beschwert sich niemand. „Im Regelbetrieb und im Störungsfall wird man mit ausreichend Informationen versorgt. Und auch was den Preis angeht, kann ich mich mit meinem Monatsticket nicht beschweren“, meint Kirill Selenin. Und auch Lena Steinhausen ist im Großen und Ganzen zufrieden. Morgen wird sie wieder in die Bahn steigen.