Neviges. Premiere in der Tagespflege Meronow in Velbert: Ein Diakon feiert einen ökumenischen Weihnachts-Gottesdienst – und alle Gäste sind begeistert.

Die meisten kommen zwei- bis dreimal in der Woche, einige auch täglich. „Hier ist immer etwas los, die bemühen sich wirklich sehr. Und denken sich immer etwas anderes aus.“ Ingrid Coenen, 83 Jahre alt, besucht jeden Mittwoch und Freitag die „Tagespflege Meronow“ in der Elberfelder Straße, direkt neben der Sparkasse. „Ich bin schon beim Frühstück dabei, das ist immer schön, dann das Gedächtnistraining, ach, mir gefällt hier alles.“ Klar, dass Ingrid Coenen auch bei der Premiere nicht fehlt: Diakon Joachim Krause vom Seelsorgebereich der Katholischen Kirche Barmen-Nordost hält in dem lichtdurchfluteten Speiseraum einen ökumenisch-weihnachtlichen Gottesdienst ab. „Ich finde das richtig gut“, sagt die 83-Jährige, die sich jedes Jahr auf Weihnachten freut: „Ich hab drei Kinder, vier Enkel und vier Urenkel. Und am ersten Feiertag kommen alle zu mir, das werden mit der Zeit ja immer mehr, die bringen ihre Freunde und Freundinnen mit.“

Ein besonderer Baumschmuck

Auf jedem goldenen Stern steht der Name eines Menschen, der den Besucherinnen und Besuchern besonders am Herzen liegt.
Auf jedem goldenen Stern steht der Name eines Menschen, der den Besucherinnen und Besuchern besonders am Herzen liegt. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Kurz darauf ertönt Glockengeläut vom Band, wer mag, kann „Alle Jahre wieder“ nicht nur singen, sondern rhythmisch mit Rasseln begleiten. Die Weihnachtsgeschichte trägt Edyta Nitz, Geschäftsführerin der Einrichtung vor, unterstützt von Pflegedienst-Leiterin Ursula Krause und Diakon Joachim Krause vor. Es ist ein sehr fröhlicher, aber auch besinnlicher Gottesdienst, was auch an dem besonderen Tannenbaum-Schmuck liegt. Auf jedem Stern im Baum steht ein Name – Menschen, die den Tagesgästen besonders am Herzen liegen, die sie vor allem an Tagen wie diesen oft auch schmerzlich vermissen.

Krippe gerettet und restauriert

Es gibt noch freie Plätze

In der Tagespflege Meronow, Elberfelder Straße 71, gibt es noch einige freie Plätze. 13 Tagesgäste können betreut werden. Fünf Mitarbeiterinnen, Geschäftsführerin Edyta Nitz inbegriffen, kümmern sich um die Senioren. Zum Service gehört die medizinische Versorgung und Pflege, ein Beschäftigungsprogramm sowie ein hauseigener Fahrdienst.Öffnungszeiten: Täglich Montag bis Freitag von 8 bis 16 Uhr, auch Heiligabend und Silvester. An den beiden Weihnachtsfeiertagen und Neujahr bleibt die Einrichtung geschlossen. Kontakt unter 02053 8498333 oder per Mail: velbert@meronow.de.

Die Stimmung ist heiter und gelöst, es wird viel gesungen, ein besonderer Moment ist auch die Segnung der Krippe. Denn, dass die hier steht, ist ein kleines Wunder: „Frau Krause, unsere Pflegedienstleitung, hat sie vom Sperrmüll gerettet und mitgebracht. Vor allem unsere männlichen Besucher haben sie dann von Grund auf renoviert. Das Dach ist ganz neu, die Figuren haben wir dazu gekauft“, erzählt Edyta Nitz, die sich freut, dass der Gottesdienst so viel Anklang findet. So sagt etwa Rosalinde Seipenbusch: „Ich finde das toll, dass die das hier machen. Ich kann nicht mehr laufen und komme sonst nicht gut in die Kirche.“

Alle schätzen die gute Betreuung

Diakon Joachim Krause und Edyta Nitz, Geschäftsführerin der Tagespflege Meronow, begrüßen die Gäste zum ökumenischen Weihnachtsgottesdienst
Diakon Joachim Krause und Edyta Nitz, Geschäftsführerin der Tagespflege Meronow, begrüßen die Gäste zum ökumenischen Weihnachtsgottesdienst © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Seit drei Monaten besucht die 88-Jährige zweimal wöchentlich die „Tagespflege Meronow“, dessen Bezeichnung ein bisschen zu eng gefasst ist. Natürlich gibt es hier von Montag bis Freitag eine qualifizierte Betreuung für Pflegebedürftige, wenn sie nicht gerade bettlägerig sind. Doch viele kommen, wie auch Rosalinde Seipenbusch, aus einem, anderen Grund: „Ich bin seit 30 Jahren Witwe, sitze sonst allein zu Hause. Mein Sohn und meine Schwiegertochter haben ja auch nicht immer Zeit, das ist ja klar.“ Was sie hier schätze, das sei „die Unterhaltung, die Kameradschaft, Sachen wie das Gedächtnistraining“, zählt Roselinde Seipenbusch auf, und vom Nebentisch ruft Ingrid Coenen: „Und das Essen ist lecker.“ Täglich frisch vor Ort gekocht, dieses Mal gibt’s Rinderroulade mit Klößen und Rotkohl.

Das gute Essen und vieles mehr genießt Anna Neukirch sogar jeden Tag. „Ich wohne bei meiner Cousine, morgens bin ich immer die Erste, besser geht’s nicht“, sagt die 89-Jährige vergnügt. Auf diesen Tag in der Tagespflege hat sie sich ganz besonders gefreut. „Ich gehe sonst auch jeden Sonntag in die Kirche. Ja, Weihnachten ist ein besonderes Fest, das Jesuskind ist geboren. Später wird sie die Heilige Kommunion empfangen, die evangelischen Gäste bekommen einen persönlichen Segen.

Vorfreude auf das Wiedersehen

Dankbarkeit, dass sie hier überhaupt sitzen kann, empfindet Charlotte Papies an diesem Tag. „Ich wohne nämlich in der Heidestraße, bei uns hat es ja kürzlich gebrannt, ich kam mit der Drehleiter herunter“, erzählt die 84-Jährige. Auf so viel Aufregung kann Tischnachbarin Hanna Reinelt gern verzichten. Dreimal in der Woche kommt sie mit Begeisterung in die Tagespflege. „Ich würde ja gern jeden Tag kommen“, sagt die fitte 87-Jährige, „aber dann bleibt zuhause zu viel liegen.“ Zu jenen Gästen, die auch Heiligabend kommen, gehört sie nicht: „Ich habe eine große Familie mit vielen Enkeln und Urenkeln, Heiligabend bin ich bei den Kindern, das geht jedes Jahr reihum.“ Und am 27. Dezember ist dann großes Wiedersehen in der Tagespflege.