Velbert. Der 32. Band der Reihe „Historische Beiträge“ ist jetzt erschienen. Geschichtsverein in Velbert plant eine neue eigene Ausstellung.

Es gehört sich einfach so: In dem ersten Beitrag des jeweiligen Bandes in der Reihe „Historische Beiträge“ wird vor allem immer viel fürs Auge geboten. Im aktuellen Fall, dem nunmehr 32. Band, sind es digital restaurierte und mit Computer-Hilfe kolorierte Schwarzweißfotos aus der ehemaligen Altstadt von Velbert. „Einer der Anfangsskandale dieser Stadt und eine der größten Sünden“, sagt Autor Elmar Zielke zu dem längst verjährten, aber unvergessenen Abriss des „Milchstraßen-Viertels“. In den 1960er Jahren wurde diese Maßnahme als „Entrümpelung des Stadtkerns“ bezeichnet. Herausgeber der lokalhistorischen Schriftenreihe sind die Stadt Velbert – konkret: ihr Archiv – und der Bergische Geschichtsverein (bgv, Abteilung Velbert-Hardenberg), der schon bald mit einer Exkursion in sein 2022er Jahresprogramm einsteigt.

Lohbeck führt jetzt den Verein in Velbert

Die Häuser hießen damals „Aufm Stück“, „Vorm Thurm“, „Hinterm Thurm“ oder auch „Im Palmbaum“ und umsäumten eng den Kirchplatz. Hier stehen Jürgen Lohbeck (li.) und Elmar Zielke vor einem historischen Foto am Offersplatz.
Die Häuser hießen damals „Aufm Stück“, „Vorm Thurm“, „Hinterm Thurm“ oder auch „Im Palmbaum“ und umsäumten eng den Kirchplatz. Hier stehen Jürgen Lohbeck (li.) und Elmar Zielke vor einem historischen Foto am Offersplatz. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Unter der Ägide der langjährigen bgv-Vorsitzenden Dr. Jutta Scheidsteger, die nunmehr Ehrenvorsitzende ist und dem Beirat des rührigen, 230 Mitglieder zählenden Vereins angehört, ist am 22. Januar ein Besuch der Sonderausstellung „Bewegtes Leben“ im Oberschlesischen Landesmuseum (Ratingen-Hösel) terminiert. Ihr Nachfolger ist als neuer Vorsitzender Jürgen Lohbeck (59), der – natürlich mit Blick auf Corona-Unwägbarkeiten – ankündigt, möglichst bald mehr anbieten zu wollen. Im Februar soll ein Vortrag „Das Neandertal als Schauplatz nationalsozialistischer Verbrechen“ beleuchten; im März rückt das „Alte Handwerk aus archäologischer Perspektive“ in den Fokus. Das passiert in beiden Fällen erstens mit externen Dozenten und zweitens im neuen Schloss- und Beschlägemuseum. Eine Zusammenarbeit, über die sich Lohbeck erklärtermaßen sehr freut.

Wieder eine eigene Ausstellung

Im April folgen Vortrag und Wanderung zur Velberter Bergbaugeschichte von und mit Rolf Knop sowie dann im Mai/Juni vier, wegen der Pandemie zuletzt allesamt ausgefallene Vorträge und Wanderungen, bei denen es mit Frank Overhoff auf Spurensuche zum Judentum vor Ort geht. Wieder im Programm sind selbstverständlich auch die beliebten genealogischen Stammtisch mit Hans-Joachim Lünenschloss (weitere Details und Infos auf www.bgv-velbert-hardenberg.de). Einen Ausblick auf die zweite Jahreshälfte gibt Lohbeck, der selbst wiederholt schon lokalhistorisch geforscht bzw. recherchiert und veröffentlicht hat, auch schon. Dafür bereitet der bgv eine eigene, dreimonatige Ausstellung zur Burg und zum Schloss Hardenberg vor.

Die Menschen zeigen

Jutta Scheidsteger ist jetzt Ehrenvorsitzende und Jürgen Lohbeck neuer Vorsitzender des Geschichtsvereins.
Jutta Scheidsteger ist jetzt Ehrenvorsitzende und Jürgen Lohbeck neuer Vorsitzender des Geschichtsvereins. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Elmar Zielke hat sich einerseits aufgrund der Anregung von Dr. Ulrich Morgenroth – dem Stadtarchivar obliegt die Redaktion und die Auswahl für die Historischen Beiträge – mit dem Milchstraßen-Viertel beschäftigt. Andererseits ist das lokalgeschichtliche Interesse des 43-Jährigen, der bereits mit Foto-Blogs und Doku-Filmen auf sich aufmerksam gemacht hat, vor etlichen Jahren durch Fotos von Verwandten von eben diesem alten Kern geweckt worden. Ihm war vor allem daran gelegen, die Menschen zu zeigen, die damals dort gewohnt haben.

Epidemie sorgt für Ängste

Bei den anderen Themen schaut Neele Holfort auf „Eine andere Epidemie in Neviges“ und erzählt, wie 1925 Diphterie, Tuberkulose, Scharlach und vor allem Typhus die Nevigeser beunruhigt haben. Chiara Kannert knöpft sich in „Endlich gleichberechtigt! Oder?“ die Situation unmittelbar nach Einführung des Frauenwahlrechts vor. Tja, und bei Klaus Saeger tauchen dann – neben anderen – auch wieder Motive aus Alt-Velbert auf. Allerdings nicht wie gehabt Fotos, sondern in Öl auf Hartfaser und auf Sperrholz. Der Autor thematisiert nämlich „Velbert aus künstlerischer Sicht“.

INFOBOX:

Verkauf läuft im Museum und im Stadtarchiv

  • Erhältlich ist der neue 32. Band für 8,50 Euro im Stadtarchiv im Rathaus. Gut erreichbar über den Nebeneingang an der Thomasstraße direkt neben der Parkhaus-Zufahrt (mo - fr 8 bis 12, zudem mo 13 - 16 und do 13 - 18 Uhr).
  • Eine weitere Bezugsquelle ist das Deutsche Schloss- und Beschlägemuseum an der Ost-/Ecke Kolpingstraße (di - so 10 bis 18 Uhr).