Velbert. Auf seine Leser, Betrachter und Entdecker wartet jetzt der 31. Band der Historischen Beiträge. Er steckt voller Stadtgeschichte(n) aus Velbert.

Na? Hätten Sie das gewusst? Etwa, dass zu der wechselvollen Geschichte des Hofs und später des Steinbruchs Wasserfall über eine relativ kürzere Zeitspanne auch eine Theater(freilicht)bühne mit großer Anziehungskraft gehört hat? Oder dass die Postkarte bei ihrer offiziellen Einführung vor 150 Jahren erst einmal auf Bedenken – von einer „unanständigen Art der Mitteilung“ bis hin zur Sorge vor „drohendem Sittenverfall“ – gestoßen ist? Das und noch mehr bewahrt und offenbart der 31. Band in der Reihe „Historische Beiträge“ vor dem Vergessenwerden, der jetzt neu auf dem Markt ist und auf seine Leser, Betrachter und Entdecker wartet.

Möglichst jeden ansprechen

Das Ehrenmal an der Poststraße, das mit Hilfe von Fördermitteln saniert werden soll, rückt Neele Holfort in den Blick und ins Bewusstsein. Sie ist Schülerin am Nikolaus-Ehlen-Gymnasium.
Das Ehrenmal an der Poststraße, das mit Hilfe von Fördermitteln saniert werden soll, rückt Neele Holfort in den Blick und ins Bewusstsein. Sie ist Schülerin am Nikolaus-Ehlen-Gymnasium. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Basis dieser zuverlässig alle Jahre wieder liebevoll und engagiert zusammengestellten „Zeitschrift zur Geschichte von Langenberg, Neviges und Velbert“ ist die gewachsene, enge Kooperation zwischen dem Bergischen Geschichtsverein (bgv, Abteilung Velbert-Hardenberg) und der Stadt Velbert, genauer gesagt: ihrem Stadtarchiv. Als Herausgeber fungieren namentlich die Historikerin Andrea Niewerth, die sich ums Lektorat gekümmert hat, und Stadtarchivar (seit 1987) Christoph Schotten. Letzterer hat aktuell selbst über die Einführung der Postkarte in Deutschland anno 1870 geschrieben – „Kurzer Text auf wenig Raum“ – und benennt als Adressaten der Reihe „alle geschichtlich interessierten Bürger der Stadt: Wir versuchen immer jeden anzusprechen.“

Erinnerungen wecken und Gesprächsstoff bieten

Christoph Schotten hat für seinen Beitrag „Kurzer Text auf wenig Raum“ neun verschiedene Ansichtskarten aus alter Zeit ausgewählt. Im Stadtarchiv gibt’s davon 2000.
Christoph Schotten hat für seinen Beitrag „Kurzer Text auf wenig Raum“ neun verschiedene Ansichtskarten aus alter Zeit ausgewählt. Im Stadtarchiv gibt’s davon 2000. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Bei der Zusammenstellung der Zeitschrift verfolge man ganz bewusst den Trend, (schon gar) nicht ausschließlich sehr lang Zurückliegendes aufzugreifen und zu thematisieren, erklärt Schotten, der beim bgv als Schriftführer fungiert. Vielmehr wolle man auch Erinnerungen, gerne auch durch Erzähltes tradierte wecken und anregenden Gesprächsstoff liefern. Dazu tragen dieses Mal der ehemalige Feuerwehrchef Wolfgang Menne mit dem Hof und Kalkabbau-Steinbruch Wasserfall bei, Jürgen Lohbeck mit dem Eisenbahn-Ausbesserungswerk in Langenberg, wo einst auch der Lazarettzug „Y 3“ aufs Gleis gestellt wurde. Und über ihre jüngste Autorin freuen sich Verein und Herausgeber ganz besonders: Neele Holfort, die in diesem Jahr ihr Abi machen will, beschäftigt sich „sehr ambitioniert“ – so das Lob aus berufenem Munde – mit dem Kriegerdenkmal an der Poststraße, das bei seiner Einweihung 1930 fast ganz Velbert auf die Beine gebracht haben soll, dessen Schicksal aktuell aber bislang nicht wirklich geklärt ist. Die Technischen Betriebe Velbert haben einen Förderantrag für die Sanierung der Gedenkstätte gestellt. Mehr Bilder und Berichte aus Velbert gibt es hier.

2000 Karten im Archiv

Es gibt zwei Bezugsquellen

Erhältlich ist der neue Band für 8,50 Euro im Stadtarchiv im Rathaus, gut und schnell erreichbar über den Nebeneingang an der Thomassstraße gleich neben der Parkhaus-Zufahrt (mo - fr 8 bis 12, zudem mo 13 - 16 und do 13 - 18 Uhr.Eine weitere Bezugsquelle ist der Scala-Shop, Werdener Straße 45 (mo - do 8 bis 17, außerdem fr 8 bis 14 Uhr).

Das Titelblatt des mit 90 Seiten etwas umfangreicher als sonst gewohnt ausgefallenen Büchleins ziert eine farbige Postkarte als „Gruss aus Langenberg, Rheinland“. Christoph Schotten findet es schon alleine interessant, welche Motive die Menschen damals ausgewählt und verschickt haben. Zum Beispiel die Teilansicht der Poststraße mit Industrie-Schornsteinen „Man war damals stolz auf die Schlote. Die Fabriken haben der Stadt ja schließlich auch Wohlstand gebracht.“ Ebenso das ehemalige Krankenhaus „Kaiser Wilhelm Stift“ an der heutigen Günther-Weisenborn-Straße: „Erstaunlich. Wer würde heute die Ansicht vom Klinikum versenden? Oder überhaupt ein Krankenhaus?“ Das Stadtarchiv hat aktuell übrigens eine Sammlung von gut und gerne 2000 Postkarten in seinem Archiv. Und zwar wohlgemerkt aus allen drei ehemaligen niederbergische Städten. Deren ganz alte Namen stehen ganz oben auf dem Deckblatt: nämlich Feldbrahti, Langenberge und Nevegis. Aber die sind eigentlich schon wieder eine Geschichte für sich.