Langenberg. Das Bürgerhausorchester Collegium musicum stellte im Programm „Wiener Melange“ vier Komponisten in den Fokus. Zwölfjähriger begeistert Publikum

Eigentlich ist ein Kaffee Melange eine besondere Spezialität, die man mit der österreichischen Hauptstadt Wien in Verbindung bringt. Dass diese Köstlichkeit aber auch zum Motto eines Konzertabends werden kann, war kürzlich beim Auftritt des Bürgerhausorchester Collegium musicum Velbert zu erleben.

Rein klassisch orientiertes Konzert

„Wiener Melange“ hieß das Programm, im Fokus standen vier Komponisten, die alle einen Bezug zur österreichischen Hauptstadt hatten.
„Wiener Melange“ hieß das Programm, im Fokus standen vier Komponisten, die alle einen Bezug zur österreichischen Hauptstadt hatten. © FUNKE Foto Services | Ulrich Bangert

Mit einem rein klassisch orientierten Programm stellte sich das Ensemble unter seinem bewährten Leiter Claus Tinnes der Öffentlichkeit vor (Konzertmeisterin: Cornelia Bühne), und es lief wirklich auf eine „Wiener Melange“ hinaus, was da an Werken von bekannten und unbekannten Komponisten zu hören war, denn es galt zu wissen: Jeder von ihnen hatte in Wien, dem musikalischen Schmelztiegel des 18. Jahrhunderts, für längere Zeit gearbeitet. So entstand ein Kaleidoskop unterhaltsamer, bisweilen liebenswürdiger Tonwerke.

Sehr gespannt war der Zuhörer auf den noch sehr jungen Solisten des Abends, Josef Schatz, ein Spross des Bergischen Landes (geboren in Wuppertal). Der erst zwölfjährige Geiger ist seit 2015 Jungstudent bei Prof. Boris Gerlitzky an der Essener Folkwang Universität. Er gewann 2017 bereits den 3. Preis beim Internationalen Arthur Grumiaux Wettbewerb in Brüssel. Die Anzahl seiner Auftritte ist jetzt schon beachtlich.

Talent stellt sich dem Publikum mit Mozart vor

Mit einer Interpretation von Mozarts Violinkonzert Nr. 1, B-Dur, KV 207 stellte er sich nun dem Velberter Publikum vor und löste dabei alle (neugierigen) Erwartungen auf das Schönste ein. Doch der Reihe nach. Im Eröffnungsstück des Abends, der 1. Sinfonie von Kozeluch spiegelt sich die hohe Kultur sinfonischer Musik des 18. Jahrhunderts wieder. Kozeluch verfällt oft in die Tonsprache seines berühmten Kollegen Haydn, besitzt aber durchaus auch seine eigene Handschrift, die dem Orchester reichlich Gelegenheit bot, dieses zum Ausdruck zu bringen.

Man denke hier nur an das tiefe Empfinden für Kantabilität, das im Satz „Poco Adagio“ hervortrat. Dass Tinnes mit großem Gespür für das, was seine Musiker ihm liefern können, an die Profilgestaltung der Musik herangeht, zeigte er auch jetzt wieder. Der satte, volle Klang der Streicher liegt ihm am Herzen, und der kommt bei diesem Orchester immer wieder gut heraus, wenn auch manche Tuttistelle in Dittersdorfs Sinfonie D-Dur etwas bläserlastig daherkam.

Oboen und Hörner setzen Glanzlichter

Die Wiener Melange

Die Wiener Melange ist eine österreichische Kaffeespezialität. Sie besteht aus einem Teil Kaffee (etwa Espresso) sowie einem Teil Milch und einer Haube aus geschäumter Milch. Sie wurde erstmals um 1830 in Wien angeboten.

In den Niederlanden wird unter Wiener Melange entweder ein Kaffeegetränk verstanden, das mit gezuckertem Eigelb zubereitet wird, oder ein Kaffeegetränk ähnlich der österreichischen Variante, aber statt Milch wird heißer Kakao verwendet.

Schön, wie auch die gesanglichen Stellen der langsamen Sinfoniesätze sein Augenmerk bekommen. Gleiches gilt für Haydns Sinfonie Nr. 40, ein frühes Werk (1763) aus der Zeit, als Haydn sich gerade als Musikchef und Hauskomponist des Fürsten Nikolaus II. von Esterhazy etabliert hatte. Mit der Fuge im 4. Satz gelang es Tinnes das dramatische Moment zu heben. Kleine Glanzlichter setzten hier und da Oboen und Hörner.

Einen sehr beeindruckenden Auftritt legte der zwölfjährige Violinsolist Josef Schatz mit Mozarts erstem Violinkonzert hin. Wie er mit technischem Bravour alle Anforderungen schaffte, dürfte doch manchen der Anwesenden in Erstaunen versetzt haben. Nirgendwo blieb der Reichtum an Nuancen dieser Musik von ihm unbeachtet, auch fehlte nicht das Empfinden für den großen musikalischen Bogen im „Adagio“, vom Orchester bisweilen etwas zu laut begleitet. Hier stehen wir zweifellos vor einem außerordentlichen Talent, das vielleicht schon bald seine musikalische Reife erlangt haben wird. Ein kurzes Interview von der Bühne herab gab Einblicke in die „normale“ Lebenswelt des jungen Solisten.