Kreis Mettmann. Laut einer IHK-Befragung von 180 Betrieben im Kreis Mettmann setzt sich die Erholung der Wirtschaft fort – aber Risiken sorgen für Unsicherheit.

Der Motor springt wieder an, läuft vorerst jedoch nicht auf Hochtouren – mit dieser Botschaft stellte die IHK Düsseldorf am Dienstag in Velbert ihr Konjunktur-Update für den Herbst 2021 im Kreis Mettmann vor. 180 befragte Unternehmen mit rund 19.000 Beschäftigten von der Industrie bis zur Dienstleistungs-Branche blicken darin wieder optimistischer in die Zukunft, nennen aber auch eine ganze Reihe Risiken.

„Die wirtschaftliche Erholung, die schon im Mai sichtbar war, hält an.“ Die Vorstellung eröffnete IHK-Volkswirt Gerd Helmut Diestler am Dienstagmorgen mit einer guten Botschaft, die er an der Zahl 41,1 festmachte. So viel Prozent der Betriebe bewerten ihre aktuelle Geschäftslage als „gut“ (ein Plus von 6,5 Punkten zum Frühjahr), während nur etwa einer von zehn befragten Betrieben eine schlechte Beurteilung der Situation abgab.

IHK-Bericht in Velbert: Rohstoffengpässe, Energiepreise und andere Risiken

Der Einzelhandel freue sich nach Angaben von Diestler über gut gefüllte Portemonnaies und eine entsprechende Konsumlaune, die Industrie dagegen über die hohe, weltweite Nachfrage. Doch den guten Nachrichten schickte der Konjunkturexperte auch gleich die schlechten hinterher – die Liste ist lang.

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Das verarbeitende Gewerbe plagen Rohstoffengpässe und höhere Preise, Velberts IHK-Zweigstellenleiter Marcus Stimler zählte etwa Stahl, Halbleiter, Holz, Papier und Verpackungen auf. „Die Auftragsbücher sind voll, aber ohne Rohstoffe gibt es keine Produkte“, bilanzierte der Ansprechpartner für die heimische Wirtschaft. Auch die Energiepreise drücken auf die Stimmung. Während hier jeder zweite Industrie-Betrieb von einem Risiko für die kommenden zwölf Monate spricht (zu 37,8 Prozent im Frühjahr), sind es bei den Rohstoffpreisen gar 68 Prozent (zu 63,5 Prozent – Mehrfachnennung möglich).

Der Fachkräftemangel beschäftigt die Betriebe im Kreis Mettmann weiter

Gastronomen, Hoteliers und die Freizeit-Branche berichten Stimler außerdem vom Dauerbrenner Fachkräftemangel. Der nehme nach den Lockdowns jetzt wieder an Fahrt auf, so der IHK-Experte, auch Nachwuchs fänden die Unternehmer kaum. 83 Prozent der Betriebe mit Personalbedarf nennen Schwierigkeiten bei der Besetzung offener Stellen, 62 Prozent der Betriebe insgesamt. Auch bei den Risiken für 2022 schlägt jedes zweite Unternehmen Alarm.

Apropos Lockdowns: Die Corona-Pandemie ist noch längst nicht vorbei und sorgt für weitere Verunsicherung der Wirtschaft.

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Von einer Stimmung des Booms oder der Hochkonjunktur sieht Gerd Helmut Diestler die Unternehmen in 2022 deshalb weit entfernt, er spricht stattdessen von einer andauernden langsamen Aufwärtsbewegung. Denn die Auslastung der Produktionskapazitäten in Industrie und Bauwirtschaft stimmt und liegt im Schnitt bei 80 Prozent.

Marcus Stimler, Leiter der IHK-Zweigstelle in Velbert, stellte am Dienstag gemeinsam mit Gerd Helmut Diestler die neuste Befragung der Betriebe im Kreis Mettmann vor.
Marcus Stimler, Leiter der IHK-Zweigstelle in Velbert, stellte am Dienstag gemeinsam mit Gerd Helmut Diestler die neuste Befragung der Betriebe im Kreis Mettmann vor. © www.fotografie-wiese.de

Die allgemeine Geschäftserwartung der Wirtschaft im Kreis Mettmann für die kommenden Monate greift den Schwebezustand auf: Mehr Betriebe rechnen mit günstigeren Bedingungen (37,8 zu 28,1 Prozent im Frühjahr), jedoch auch mehr Betriebe mit ungünstigeren Bedingungen (18,9 zur 11,7 Prozent).

>> Marcus Stimler über den Einzelhandel

  • „Überraschend positiv“ nannte Marcus Stimler die Rückmeldung des Einzelhandels im Kreis Mettmann aus der Befragung.
  • Dennoch sieht der Leiter der Velberter IHK-Zweigstelle die Einzelhändler in Bedrängnis, wenn es um die Zukunft der Innenstädte geht. Er wirbt deshalb noch mal eindringlich für das Thema Digitalisierung, Auffindbarkeit und Vertrieb im Netz seien wichtig.