Langenberg. Der Kabarettist Konrad Beikircher präsentierte bei Alldiekunst in Langenberg sein Programm „Kirche, Pest und neue Seuchen“.

Vor ausverkauftem Hause präsentierte der Kabarettist Konrad Beikircher im Alldie-Kunsthaus sein neues Programm „Kirche, Pest und Seuchen“ – und erntete viel Applaus. Weder die aktuelle Pandemie noch die zahlreichen Verschwörungstheorien seien historisch gesehen etwas Neues – mit dieser Gewissheit konnten die Besucher des Kabarettabends nach Hause gehen.

Beikircher hatte ihnen mal amüsant, mal mit spitzer Zunge aufgezeigt, was die Weltgeschichte in Sachen Seuchen so hergab und -gibt. Und auch die aktuell prominenten Kirchenmänner bekamen die Leviten gelesen.

Lokaler Bezug fehlt nicht

Begrüßt wurde der Altmeister des Kabaretts, der direkt zu Beginn versprach, in Langenberg das Wort „Velbert“ den Abend über zu vermeiden, mit großem Applaus. Und erzählte, bevor es zu den Seuchen ging, erst einmal von seinem Kaffee-Besuch bei Kardinal Meisner, der die „Protestantenpirsch und Evangelen-Safari“ eingeleitet habe, die nun von Kardinal Woelki fortgesetzt werde, der ins selbe Horn tute.

Woelki, der als „kölscher Jung“ immerhin eine kölsche Regel verinnerlicht habe: „Nur, was unterm Teppich ist, ist auch vom Tisch.“ Beikircher, der selbst acht Jahre lang bei den Franziskanern zur Schule gegangen ist, sei angesichts der zahlreichen Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche und der Tatsache, dass ihm nie etwas passiert sei, ins Grübeln gekommen: „Da fragt man sich doch, war ich nicht hübsch genug?“

Mäandern, ohne den roten Faden zu verlieren

Ausverkauftes Alldiekunst-Haus: 160 Plätze bietet der Saal momentan, kein Stuhl war mehr frei.
Ausverkauftes Alldiekunst-Haus: 160 Plätze bietet der Saal momentan, kein Stuhl war mehr frei. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Beeindruckend ist immer wieder, wie Beikircher durch seine Themen mäandert, gedankliche Schleifen dreht und wortgewaltig ausholt, um doch den roten Faden wiederzufinden. Bei ihm haben Karl Lauterbach („erst war er sehr für die Bekämpfung des Virus und jetzt hat er gemerkt, mit Cannabis kann man auch viel machen“) und das Gendern genauso Platz wie „uns Herrjott“, der sich die Seuchen ursprünglich mal als „biologischen Reset-Knopf“ ausgedacht haben müsse, damit die Menschen klüger werden.

„Werden wir aber nicht“, stellte Beikircher klar, der auch Einwürfe aus dem Publikum aufnahm und elegant in sein Programm einflocht. In die zweite Hälfte des Abends startete er dann mit den interessantesten und absurdesten Verschwörungstheorien zum Thema Corona.

Sei es, dass der Virus per Lieferando in einer Pekingente geliefert worden sei, sei es, dass Kim Jong Un sich auf diese Weise an der Schweiz für seinen dortigen Internatsaufenthalt habe rächen wollen und das Paket falsch adressiert nach Ischgl umgeleitet worden sei.

Die schlimmste Seuche der Menschheit

Sehr ernsthaft machte der 75-Jährige aber deutlich, dass die schlimmste Seuche aller Zeiten wohl die Lepra sei, die schon lange vor Christus und bis heute existiere. Die meisten Neuerkrankungen gibt es in Indien, Indonesien und Brasilien, in Europa gilt die Lepra als ausgerottet.

Die Kirche, so Beikircher, habe im Mittelalter finanziell von der Ausgrenzung der für tot erklärten Betroffenen profitiert, für die die Angehörigen Messen lesen ließen. Und auch Fake News seien keine neue Erfindung, sondern bereits genutzt worden, um die Israeliten aus Ägypten zu vertreiben.

Kurzweilig, informativ und immer wieder auch sehr komisch war der Abend, der in die Geschichte der Seuchen ent- und klar vor Augen führte, dass es uns „alles in allem doch recht gut geht“.