Velbert. Spritpreise nähern sich dem Allzeithoch. Doch weniger fahren ist für Pflege und Tafel in Velbert keine Alternative. Drei Betroffene berichten.

Der Dieselpreis ist auf einem Allzeithoch und auch der Benzinpreis steigt in schwindelerregende Höhen: Rohöle und Kraftstoffe nehmen Rekordpreise an – unter anderem, weil die Nachfrage nach der Pandemie steigt. Eine höhere Nachfrage bedeutet einen höheren Preis. Jedoch führt der hohe Spritpreis dazu, dass Menschen, die in Velbert auf das Auto angewiesen sind, hohe Kosten tragen müssen, um ihre Tätigkeit auszuüben.

Für den mobilen Pflegedienst Schlipköter etwa sind die Kfz-Kosten auch ohne die Spritpreiserhöhung hinter den Gehältern die zweithöchsten. „Wir zahlen etwa 10.000 Euro im Monat an Sprit. Mit einem Anstieg von zehn Prozent würde dies schon einen großen Unterschied machen“, erklärt Geschäftsführer Jörg Steinmeyer.

Hohe Spritpreise in Velbert: Das Fahrrad ist keine Alternative

Als mobiler Pflegedienst würden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu den Menschen in Langenberg, Heiligenhaus und Velbert Mitte hinfahren – das Fahrrad sei dabei keine Alternative, da die Strecken nicht zu bewerkstelligen seien. „Natürlich wissen wir, dass Öl eine endliche Ressource ist. Deswegen möchten wir zukünftig verstärkt auf Elektromobilität setzten“, betont Steinmeyer und fährt fort: „Dafür wollen wir auf das Dach Photovoltaik-Anlagen anbringen, um zukünftig selbst in die Mobilität zu investieren.“ Dies sei zwar auch eine größere Investition, jedoch sieht der Geschäftsführer darin einen Weg aus der momentanen Situation

Betroffen von hohen Spritpreisen sind auch die beiden Cousins der Velberter Band Foss Doll, die in Düsseldorf, Brügge und Berlin ihre Instrumente, die Lichttechnik und den Flügel auspacken. „Wir sind auf unseren VW Bus angewiesen“, betont Matthias Bartylla und fährt fort: „Die Strecken sind zu lang und das Equipment zu unhandlich, um auf andere Verkehrsmittel umzusteigen.“

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Die Spritpreiserhöhung würde sich auf die Bilanz der Musiker auswirken. „Entweder müssen wir die Kosten selbst tragen und damit die Umsatzeinbußen oder wir geben die hohen Spritpreise an die Kundinnen und Kunden wieder“, erklärt Bartylla. Die Band Foss Doll würde auch immer noch die Corona-Auswirkungen spüren und die Spritpreiserhöhungen kämen erschwerend dazu.

Die Tafel-Mitarbeiter fahren mit ihren Autos hunderte Kilometer durch Niederberg, um unter anderem die Lebensmittel einzusammeln.
Die Tafel-Mitarbeiter fahren mit ihren Autos hunderte Kilometer durch Niederberg, um unter anderem die Lebensmittel einzusammeln. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

360 Kilometer in der Woche haben ihren Preis

Ähnlich geht es der Tafel Niederberg: In der Woche stünden die Fahrten zur Lebensmittelabholung und die Hauslieferungen an. „Die Spritpreise sorgen bei uns schon für Kopfzerbrechen“, räumt die Tafel-Koordinatorin Tanja Högström ein. Täglich hole die Tafel Lebensmittel in der Umgebung – in Essen, Ratingen, Velbert und Heiligenhaus – ab. Alle zwei Wochen sogar in Dormagen und Hilden. „Mit unseren drei Transportern und dem einen Caddy legen wir in der Woche knapp 360 Kilometer zurück“, betont Högström und ergänzt: „Die Hausbesuche kommen zusätzlich dazu.“

Spritpreiserhöhung

Die Ölpreise steigen tendenziell schon seit Monaten. Neben den Energiepreisen, die für eine hohe Inflationsrate sorgen, hat auch das Anfahren der Wirtschaft nach der Pandemie Einfluss auf die steigenden Preise.

Außerdem tragen die Fördermengen, die deutlich unter der Nachfrage liegen dazu bei, dass der Dieselpreis sein Allzeithoch erfährt.

Die Tafel funktioniert durch Spenden, jedoch seien diese seit Beginn der Pandemie rückläufig. „Das Spendenaufkommen kann die Fixkosten im Moment nicht decken – dazu kommen jetzt die Spritkosten“, erklärt Högström. Auch wenn es nicht zur Debatte stehe die Hauslieferungen zu kürzen, müsse die Tafel bei dem Fortlauf einer solchen Tendenz umplanen. „Die Menschen sind auf die Hauslieferungen, die letztes Jahr ins Leben gerufen wurden, angewiesen“, erklärt sie und fährt fort: „Jedoch gibt es auch zusätzliche Anfragen, aber die Ausweitungen können wir im Moment wegen der hohen Kosten nicht tragen.“