Langenberg. Gegründet, um den Leerstand in der Altstadt zu bekämpfen, ist der Bücherstadtverein Langenberg fester Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens.

„In 20 Jahren wirst du mehr enttäuscht sein über die Dinge, die du nicht getan hast, als über die Dinge, die du getan hast“, soll Mark Twain gesagt haben. Ob Isolde Marx jemals davon gehört hat, oder nicht, enttäuscht ist sie jedenfalls sicherlich nicht – sie hat Dinge getan, damals, vor zwanzig Jahren.

Denn gemeinsam mit 30 anderen Langenbergerinnen und Langenbergern hat sie 2001 den Verein zur Förderung der Bücherstadt Langenberg gegründet. „Wir haben uns zusammengetan, um dem drohenden Leerstand etwas Besonderes entgegenzusetzen“, erzählt sie.

Antiquariate, Büchercafés und eine Kalligraphin

Uta Lüdtke, Isolde Marx und Erni Wohlmann (v.l.) bekamen als Dankeschön für ihr Engagement einen Blumenstrauß überreicht.
Uta Lüdtke, Isolde Marx und Erni Wohlmann (v.l.) bekamen als Dankeschön für ihr Engagement einen Blumenstrauß überreicht. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Und da kam die Gruppe eben recht schnell auf Bücher: „Sie fangen Menschen und sie können sie festhalten.“ Menschen fangen: Touristen wollte der Klub also in die Stadt locken, die im besten Falle auch ihr Geld dalassen sollten.

Also entstanden Antiquariate, Büchercafés und sogar eine Kalligraphin ließ sich im Ort nieder. „Wir haben zusammengehalten“, sagt Marx, obwohl es auch unschöne Episoden gegeben habe. „Ich glaube, der Grund, warum wir zwanzig Jahre lang durchgehalten haben, ist der, dass es bei uns keine Hierarchie gibt.“

Nachwuchs gesucht

Niemals, sagt sie, würde ihr einfallen, den Mitgliedern „zu befehlen, was sie im Verein zu tun hätten“ – obwohl sie Vorsitzende ist. „Es gibt einige, die dekorieren, andere, die putzen, und wieder andere, die Bücher katalogisieren – und manche lesen einfach nur; jeder ist sein eigener Chef.“

Damit der Verein nicht irgendwann zugrunde geht, bedarf es aber dringend Nachwuchs. „Wir brauchen jüngere Leute.“ Wenn Isolde Marx nachdenkt, blickt sie mit ihren stahlblauen Augen in die Ferne. Kurz überlegt sie, dann sagt sie: „Denn ich will auf gar keinen Fall an meinem Stuhl kleben.“ Pause. Blick in die Ferne. „Und Urgestein soll mich auch keiner nennen.“

Häppchen und Blumen

Es ist ein warmer Spätsommertag, als sich der Verein zu seiner monatlichen Sitzung trifft, diesmal aber noch zusätzlich seinen Geburtstag feiert. Es gibt Häppchen und jemand hat für Isolde Marx Blumen mitgebracht.

„Die sind von Rewe“, sagt die Dame kokett, „einen Blumenladen gibt es in Langenberg ja gerade nicht“. Ein Lachen schwappt durch den Raum. Marx bedankt sich und hält eine kleine Rede, über die Anfänge und die Gegenwart.

Als sie über all jene Mitglieder spricht, die nicht mehr unter ihnen seien, muss sie schlucken. Den Bücherverein gibt es zwanzig Jahre lang, eine Zeit, in der Leben erblühen und verwelken. Was bleibt: Enttäuscht sein wird Isolde Marx nicht über die Gründung des Büchervereins, damals, vor zwanzig Jahren.

Büchermarkt am Sonntag

Viele weitere Informationen zur Bücherstadt Langenberg gibt es auf der Webseite des Vereins: http://www.buecherstadt-langenberg.de.Die nächste große Veranstaltung ist der Büchermarkt: Am kommenden Sonntag, 12. September, von 11 bis 18 Uhr in der Langenberger Altstadt.