Heiligenhaus/Kreis Mettmann. Jessica Malisch will am 26. September für die AfD in den Bundestag einziehen. Themenschwerpunkt ist u. a. der Umgang mit dem Klimawandel.
Sie ist ein alter Hase, zumindest, was die Parteizugehörigkeit anbelangt. Und jemand, den man durchaus als Polit-Profi bezeichnen könnte. Jessica Malisch, 38, kandidiert im Wahlkreis 105 für die Alternative für Deutschland (AfD) und möchte bei der Wahl im September gerne in den Bundestag einziehen.
Wobei sie da eigentlich schon länger ist: Sie arbeitet im deutschen Parlament für den AfD-Abgeordneten Fabian Jacobi und kennt daher den Betrieb in Berlin schon aus erster Hand. Auch die AfD kennt sie von Beginn an, ist sie doch schon im Jahr der Gründung – 2013 – Mitglied geworden.
Programme der Parteien durchgearbeitet
„Ich war wütend“, sagt die Wahl-Heiligenhauserin im Rückblick. „Wütend auf die damalige Politik.“ Gemeint ist die Euro-Rettungspolitik. Sie sei ohnehin schon immer ein politischer Mensch gewesen, „aber bis dahin war ich nie aktiv.“ Dann habe sie sich die Programme der deutschen Parteien angeschaut – der großen wie auch der kleinen.
„Aber ich habe keines gefunden, hinter dem ich voll stehen konnte“, sagt die gelernet Chemielaborantin und Speditionskauffrau. „Aber die wirtschaftspolitischen Aspekte im Programm der AfD haben mich angesprochen.“ Auch die damals bekannten Köpfe um Parteimitgründer Bernd Lucke „habe ich mir angeschaut. Die hatten meiner Meinung nach gute Ansichten. Und seit dem bin ich dabei.“
Von Gelsenkirchen nach Berlin
Und hat in den acht Jahren einiges erreicht: Zunächst Fraktionsgeschäftsführerin der AfD im Gelsenkirchener Stadtrat, dann angestellt in der Landesgeschäftsstelle in Düsseldorf (daher auch der Umzug nach Heiligenhaus), seit 2017 im Team des MdB und seit 2020 Ratsmitglied in ihrer Wahlheimat Heiligenhaus.
Thematisch setzt die passionierte Wanderin ihre Schwerpunkte unter anderem auf Umwelt- und Agrarpolitik: „Wie gehen wir mit dem Klimawandel um?“, fragt sich die 38-Jährige, die der Auffassung ist, dass „das Thema zu sehr zum Angstthema gemacht wird.“
„Auf die Wissenschaft hören“
„Wir müssen den Bereich wieder nüchterner betrachten“, sagt sie. „Ich würde mir wünschen, dass wir wieder mehr auf die Wissenschaft hören.“ Außerdem sei ihr wichtig, dass schon Kinder im Grundschulalter wieder eine andere Beziehung zur Natur aufbauen.
„Mehr Exkursionen“ könne sie sich vorstellen, „zum Beispiel zusammen mit einem Förster.“ Oder einem Jäger, der dann den Kindern erläutert, dass er nicht „nur der böse Mann ist, der Bambi abknallt“, sagt Jessica Malisch schmunzelnd. „Sondern der erläutert, welch wichtige Aufgabe er in seinem Gebiet übernimmt.“
Einfuhr kontrollieren
Sie würde sich wünschen, „dass Kinder wieder lernen, wo unsere Nahrung herkommt. Und dass das Grünzeug am Straßenrand nicht bloß Unkraut ist.“ Ein bewussterer Umgang mit Lebensmitteln gehöre auch dazu – etwa beim Fleischkonsum. „Regional und nachhaltig“, bevorzuge sie. Auch wenn das teurer werde. „Aber es muss ja nicht jeden Tag Fleisch auf den Teller kommen.“
Und damit wäre sie beim Thema Agrarpolitik. „Die Landwirte haben es nicht leicht“, sagt sie. „Die müssen schon subventioniert werden und bekommen zusätzlich die Daumenschrauben angezogen.“ Statt die Landwirte weiter zu reglementieren, „soll man sich lieber mal um die Einfuhr kümmern“, fordert die AfD-Kandidatin.
„Wir müssen regionale Produkte fördern“, sagt Jessica Malisch, die in Gelsenkirchen groß geworden ist. „Es geht um Qualität und Nachhaltigkeit. Da bringt es nichts, wenn wir Produkte aus Nicht-EU-Ländern importieren, die nicht nach unseren Standards hergestellt werden.“
Frauenquote lehnt Malisch ab
Was liegt ihr noch auf dem Herzen? „Das Thema Frauenquote“, sagt sie bestimmt. „Da stellen sich bei mir die Nackenhaare auf.“ Sie habe immer für das gekämpft, was sie erreichen wollte. „Und meistens habe ich das geschafft, weil ich durch Leistung überzeigt habe.“
Und nicht, weil sie eine Frau ist. „Das Selbstbewusstsein bekommen Frauen nicht dadurch, dass sie eine Stelle auf dem goldenen Tablett serviert bekommen.“ Vielmehr bestehe dann die Gefahr, dass es heißt: „Du hast den Job ja bloß bekommen, weil Du eine Frau bist.“
Da müsse es andere Wege geben, Frauen zu fördern, findet Jessica Malisch. „Betriebskindergärten wären zum Beispiel ein guter Ansatz.“
„Liberaler Teil weggebrochen“
Die internen Flügelkämpfe in der Partei sieht Jessica Malisch kritisch. „2015 ist der liberale Teil der Partei weggebrochen“, blickt sie zurück. „Aktuell wird dieser Teil aber wieder stärker“.
Stattdessen habe die Partei in dem Jahr viele aufgenommen, „die mit der Einwanderungspolitik nicht zufrieden waren.“ Leider, sagt Jessica Malisch, „waren da auch viele bei, die wir im Nachhinein besser nicht aufgenommen hätten.“
Sie würde sich bei ihrem Job im Bundestag intern dafür einsetzen, dass der liberale Flügel wieder mehr Gewicht bekommt. „Ich glaube“, sagt Jessica Malisch, „dass Leute wie ich die Partei wesentlich besser abbilden, als Leute wie Andreas Kallwitz.“