Velbert. Theoretisch können in den Unterkünften in Velbert noch etwas mehr als 200 Menschen unterkommen. Vertreter aus der Politik sprechen sich dafür aus
Kann und sollte die Stadt Velbert Personen, die vor Gewalt und Diskriminierung aus Afghanistan flüchten, aufnehmen? Ja – findet der Integrationsrat Velbert. Vorsitzender Ivo Simic möchte aktuell zwar noch keine genaueren Zahlen und Forderungen angeben, da das Thema erst bei der nächsten Sitzung des Integrationsrats am 21. September konkreter besprochen werden soll, doch ist er jetzt schon der Meinung: „Wir sollten uns auf jeden Fall dafür stark machen, Ortskräfte sowie anderen Hilfsbedürftigen aus dem Land zu helfen“.
Quote zu 96 Prozent erfüllt
Aktuell erfüllt Velbert zwar per Flüchtlingsaufnahmegesetz NRW die vorgegebene Aufnahmequote zu 96,11 Prozent, doch es sind theoretisch noch Kapazitäten vorhanden. In einer Mitteilung des Bürgermeisters vom Mai 2021 heißt es in Bezug auf noch freie Wohnungen: „Daraus ergibt sich für das laufende Jahr 2021 theoretisch eine freie Gesamtkapazität zur Unterbringung geflüchteter Personen bei maximaler Belegung von insgesamt maximal 223 Personen.“
70 Wohnungen im Stadtgebiet
Nach Angaben der Stadt verteilen sich die städtisch angemieteten Unterkünfte auf 70 Wohnungen in Velbert-Mitte, 15 in Langenberg und vier in Neviges – also auf das gesamte Stadtgebiet. Dazu gehören beispielsweise die Flüchtlingsunterkünfte an der Kuhler Straße, am Hixholzer Weg sowie die Reihenhäuser an der Siebeneicker- und der Hohlstraße.
Aus rein humanitärer Sicht ist es für den CDU-Fraktionsvorsitzenden Karsten Schneider selbstverständlich sich um Schutzsuchende, die nun aufgrund der Machtübernahme der Taliban das Land verlassen, zu helfen. „Prinzipiell ist richtig, diesen Personen zu helfen. Ich würde da auch gar nicht zwischen Ortskräften und anderen Hilfsbedürftigen differenzieren“, sagt er und verweist er vor allem auf die Bundesregierung, die nun aus seiner Sicht in der Verantwortung steht. „Wir können nur mehr Flüchtlinge aufnehmen, wenn wir von der Regierung dazu berechtigt werden“.
„Spüre große Bereitschaft“
Martin Zöllner, Fraktionsvorsitzender der Grünen, meint: „Es ist in unserer Verantwortung, diesen Menschen Hilfe und Schutz zu bieten.“ Seiner Meinung nach sei Velbert aufgrund der seit 2015 geschaffenen Strukturen gut vorbereitet, um weitere Menschen aufzunehmen. „Wir haben schon 2015 als Stadt gezeigt, dass wir mit Hilfe des großen Engagements von Bürgern und Vereinen gut aufgestellt sind“. Auch jetzt spüre er wieder die Bereitschaft vieler Bürger, Menschen aus Afghanistan zu helfen.
Und sogar aus den Reihen der AfD-Fraktion Velbert heißt es nun: „Grundsätzlich sollten wir den Personen helfen, die der Bundeswehr bei ihren Einsätzen geholfen haben“, so Uwe Matysik, Sprecher der Velberter AfD. Damit sich die „wahllose unkontrollierte Aufnahme von 2015“, wie er sagt, nicht wiederhole, ist Matysik der Meinung, man solle alle aufgenommen Personen im Vorfeld überprüfen.
Stadt ist „sicherer Hafen“
Zur Frage, ob man in Velbert in Zukunft vermehrt Flüchtlinge aufnehmen wird, gibt es bislang keine Beschlüsse. Velberts Bürgermeister Dirk Lukrafka verweist diesbezüglich jedoch auf den im letzten Jahr beschlossenen Beitritt in das Bündnis „Städte sicherer Häfen“. Das Bündnis aus mittlerweile 267 Kommunen und Städten macht sich für stärkere Programme zur legalen Aufnahme geflüchteter Menschen stark und fordert selbst mehr Kompetenzen, um auch eigenständig Menschen helfen zu können. Dazu signalisieren die „sicheren Häfen“, dass sie bereit sind, mehr Menschen als bisher aufzunehmen.
Keine Prognose möglich
Zwar wird seitens der Stadt Velbert mit einem Anstieg der Flüchtlingszahlen gerechnet, doch eine genaue zahlenmäßige Prognose kann sie zur Zeit nicht machen.
Im Jahr 2015 sind der Stadt Velbert 833 Flüchtlinge zugewiesen worden. Die meisten Geflüchteten kamen damals vor allem aus Syrien, Irak, Afghanistan, Serbien und Albanien.