Velbert. Ein Teil der kath. Gemeinde in Neviges zeigt Erzbischof Rainer Maria Woelki vor dem Dom die Rote Karte. Unmut gab es bereits im Vorfeld.

„Das Dach ist dicht, der Klerus nicht!“ Unter diesem Motto protestierten engagierte Mitglieder der Katholischen Kirchengemeinde Maria, Königin des Friedens am Sonntag, 29. August, vor dem Nevigeser Mariendom gegen den Besuch des Kölner Erzbischofs Rainer Maria Kardinal Woelki. Der 65-Jährige kam zur Einsegnung des neuen Domdachs nach Neviges. In einer Andacht wurde gemeinsam gedankt, dass die Arbeiten erfolgreich und vor allem unfallfrei verliefen. Auch gab es ein dickes „Dankeschön“ an alle, die zum Gelingen des Daches beigetragen haben, inklusive der geduldigen Baustellen-Nachbarn.

Keine Kritik an der Andacht

Die Idee einer Andacht selbst wurde von den Protestierenden als sehr positiv gewertet: „Das neue Domdach ist wichtig und es ist eine wirklich schöne Idee, diesen Dankgottesdienst anzubieten“, sagt Johanna Winzen, engagiertes Gemeindemitglied und Initiatorin der Aktion. Und sagt dann den entscheidenden Satz: „Aber bitte nicht mit Woelki“.

Gruppen sagten ab

Auch Michael Winzen (l.) und Hubert Rudolf schlossen sich dem Protest gegen den Besuch des Erzbischofs an.
Auch Michael Winzen (l.) und Hubert Rudolf schlossen sich dem Protest gegen den Besuch des Erzbischofs an. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Schon im Vorfeld habe man den drei Geistlichen der Glaubensgemeinschaft St. Martin mitgeteilt – sie stehen der Gemeinde voran – ,dass der Besuch des Erzbischofs bei vielen aus der Gemeinde auf Widerstand stoße. Das habe sich auch ganz offiziell gezeigt, so Johanna Winzen. Als der Pfarrgemeinderat angefragt habe, welche Gruppen bei der Segnungs-Andacht mit einer Fahne in den Dom ziehen wollen, habe es diverse Absagen gegeben. Etwa von den Pfadfindern, der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd), der Kolpingsfamilie und dem Pfarrcäcilienchor. „Ich weiß auch, dass etliche der Andacht fern bleiben“, so Winzen. Und dadurch passiv zum Ausdruck brächten, dass sie mit dem Besuch des Kölner Erzbischofs nicht einverstanden sind. „Wir wollten aktiv werden und Woelki die Rote Karte zeigen.“

Forderung nach Rücktritt

Man hätte ja auch einen anderen Vertreter der katholischen Kirche zur Segnung einladen können, so Johanna Winzen und fügt hinzu. „Wir wollen unseren Protest gegen das momentan desolate Erscheinungsbild des Erzbistums Köln zum Ausdruck bringen.“ Kern der Kritik ist unter anderem der Umgang Rainer Maria Woelkis mit den Fällen sexualisierter Gewalt in der katholischen Kirche. „Er unterlässt es, die Aufarbeitung in die Hand zu nehmen. Ich vermisse eine Akteneinsicht.“ Es sei „skandalös“, wie das Erzbistum mit den Missbrauchsfällen und deren Folgen umgehe. „Erzbischof Woelki hat ein Schuldanerkenntnis abgelegt, ohne die Konsequenzen zu ziehen. Ich habe kein Vertrauen zu dem Mann. Die ganzen Kirchenaustritte sind seinetwegen, sind wegen seines Regimes. Er sollte zurücktreten.“

Es ist nicht der erste Protest

Nicht zum ersten Mal legten Johanna Winzen und Teile der Gemeinde Protest gegen die Haltung des Erzbistums ein: Im Februar 2021 hefteten sie mit weiteren Anhängerinnen der Reform Gruppe „Maria 2.0“ ein Thesenpapier an die Tür der Pfarrkirche. Darin wurde eine lückenlose Aufarbeitung des Missbrauchsskandals und eine Gleichstellung von Frauen und Männern in der Kirche gefordert. Damals, so Johanna Winzen, habe es Tage nach der Aktion ein Gespräch mit dem leitenden Pfarrer Abbé Thomas gegeben. Redebedarf dürfte auch nach der „Roten Karte“ gegen den Erzbischof bestehen.