An Rhein und Ruhr. . Klein, kuschelig und billig: Der illegale Handel mit Welpen boomt, das Leid der Tiere ist zweitrangig. 2017 wurden mehr als 100 Fälle bekannt.
In Deutschland sind im Jahr 2017 laut einer Auswertung des Deutschen Tierschutzbundes 107 Fälle von illegalem Heimtierhandel aufgedeckt worden – 48 mehr als im Vorjahr. Oft handelte es sich um aus Osteuropa importierte Hundewelpen, die häufig krank waren oder zu früh von der Mutter getrennt wurden, seltener um Kleintiere wie Kaninchen. Die Gesamtzahl der bei diesen Fällen beschlagnahmten Tiere geht in die Tausende. Die Tierschützer haben Medienberichte ausgewertet und Tierheime befragt.
75% der Fälle wurden in Bayern aufgedeckt, weil das Gros der Transporte – etwa aus Rumänien oder Bulgarien – dort entlangführt. Zwei Fälle wurden auch aus NRW bekannt. In Siegburg drehte es sich um eine größere Anzahl Kleintiere, in Aachen um vier Welpen, die übers Internet vermittelt werden sollten. Positiv vermerken Tierschützer, dass die Tiere in fast allen bekannt gewordenen Fällen von Behörden beschlagnahmt wurden. Dass Tiere an die Händler zurückgegeben wurden, kam kaum vor.
Enorme Herausforderungen für Tierheime
Ausgewertet haben die Tierschützer auch die Angaben zur Hunderasse, sofern vorhanden. Angeführt wird die Liste vom Zwergspitz (47 Hunde), gefolgt vom Chihuahua (31 Hunde) und dem American Stafforshire-Bullterrier (28 Hunde), wobei letzterer gar nicht so einfach eingeführt werden darf. Insgesamt wurden 641 Hunde bei illegalen Tiertransporten entdeckt (Vorjahr: 550)
Die im Internet aufgeführten Niedrigpreise für illegal eingeführte Hunde seien häufig ein Trugschluss, warnte eine Sprecherin des in Bonn ansässigen Tierschutzbundes gegenüber der NRZ. Oft kämen noch beträchtliche Arztkosten hinzu, weil die Tiere in einem ganz schlechten Zustand seien.
Das spüren auch die Tierheime. Die aufwändigen Behandlungen und die intensive Betreuung der beschlagnahmten Tiere stellen sie vor enorme Herausforderungen – „an den Rand des Machbaren“, wie die Verbandssprecherin sagt. Der Tierschutzbund rechnet vor: Bei einen „normalen“ Fundhund lägen die Kosten bei durchschnittlich 12 bis 15 Euro, bei einem beschlagnahmten Welpen bei etwa 34. Hochgerechnet auf die Gesamtheit der sichergestellten Hunde im vergangenen Jahr ergeben sich Kosten im fünfstelligen Eurobereich.
Rassetier für wenig Geld: „Der Geiz besteht fort“
Was die Tierschützer unheimlich ärgert: Dass es noch immer einen Markt für solche Billig-Hunde aus Osteuropa gibt, auch nach der intensiven Berichterstattung der vergangenen Jahre noch. „Es scheint, dass der Geiz der Interessenten immer noch besteht, dass sie sich ein Rassetier für sehr wenig Geld zu legen wollen“, so die Sprecherin. Noch immer finde man verdächtig günstige Angebote auf einschlägigen Internetportalen.