Velbert-Langenberg. Kabarettist Wilfried Schmickler lässt bekanntlich nichts und niemanden aus, wenn er sich auf der Bühne Politik und Zeitgeschehen vornimmt.
Der Veranstalter Alldiekunst in Langenberg freut sich über die erste Veranstaltung nach eineinhalb Jahren: Das Kabarett-Urgestein Wilfried Schmickler war für nachmittags und abends mit je 100 Zuschauern ausgebucht. Gemäß dem Motto „übertreiben macht anschaulich“, gibt es immer wieder viele Publikumslacher und Applaus.
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Manchmal kann man dem eloquenten Wortwitz-Verdreher kaum folgen, ist er schon wieder eine Nasenlänge weiter. Direkt zu Beginn überrascht Schmickler mit Sprüchen wie „Rechts vor links klappt am besten, wenn von rechts kein Auto kommt“ oder „manche Handtücher sind so schön, da möchte man sich abtrocknen, auch wenn man nicht nass ist.“
Schmickler wechselt in Rekordzeit die Themen
Schnell wechselt er von einem Thema zum nächsten und keiner wird verschont. So werden Politiker auf die Schippe genommen, wie Armin Laschet. Er sei ein Urururururururururu-Enkel von Kaiser Karl dem Großen. Und Adel verpflichte zu gar nichts. Manche verstünden keinen Spaß und seien auf der Pirsch nach geistigem Eigentum. Wilfried Schmickler wechselt zwischen verschiedenen Themen, die er mal bissig und stets überspitzt anprangert – wie Politik, Corona, soziale Ungerechtigkeit –, und Gedichten sowie Gesang hin und her.
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Die Gedichte liest er stets links am Tisch sitzend, mal im „Max und Moritz-Stil“ mit „Im Korb, da kräht ein toter Hahn“ oder „Jeder Witz ein Wahnsinnsknüller“ und „Rette sich, wer kann und nichts wie weg“, aber stets gereimt. Stehend mit Mikro in der Hand, im Hintergrund eingespielte Gitarrenmusik, erzählt er singend Geschichten: „Das Virus hat den Zapfenstreich vergeigt. Auch wenn Sie die Hand nicht vor Augen sehen, muss es doch trotzdem weiter gehen. Weiter, weiter, der Taube führt den Lahmen, der Blinde sagt wohin, die Angst kommt von hinten gekrochen, und wenn sie mit Latein am Ende sind, dann wird eben Griechisch gesprochen.“
Sarkasmus kommt nicht zu kurz
Die Bundeskanzlerin imitierend verstellt der Komiker mit Merkelraute auch mal die Stimme. Sogar auf Chinesisch wird bezüglich Christian Lindner zitiert: „Eine uralte chinesische Weisheit besagt: Wenn dir das Wasser deiner Kritiker bis zum Halse steht, solltest du dir nicht die Schnürsenkel binden.“ Mit Wörtern spielend, dreht er sich diese wortgewandt zurecht. „Es muss nach vorne gehen. Vorwärts. Run for your life. Fitnessbolzen. Moderne Powerjogger, Multitasker schieben den Kinderwagen, schreiben Nachrichten an sich selbst, lauschen dem Motivationstrainer.“
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Sarkasmus kommt nicht zu kurz. „Die Geisterspiele während des Lockdowns, der absolute Tiefpunkt. Da geh ich doch lieber auf den Friedhof und guck mir eine Beerdigung an.“ Und noch eine Schippe obendrauf: „Es wird gespielt auf Knete komm raus. Was haben der Fußball und das Virus gemeinsam? Hauptsache, es wird übertragen.“
Zuschauer sind begeistert
Zuschauerin Andrea aus Velbert ist begeistert: „Mir hat es sehr gut gefallen. Ein Stück weit Normalität. Ich kannte ihn bisher nur aus dem Fernsehen. Mit den Sprüchen, das kannte ich, und auch, dass er sehr ehrlich ist. Das kommt mir sehr gelegen.“ Birgit Lenz aus Wuppertal ergänzt: „Ich hab das genauso empfunden. Ich war schon bei diversen Veranstaltungen von ihm. Er ist sehr eloquent und rasselt hintereinander die Worte runter. Manchmal ist das so ein ,after burner’, bis bei mir was angekommen ist. Und dann ist er schon weiter. Er hat von seiner Bissigkeit nichts verloren.“