Heiligenhaus.. Wilfried Schmickler schoß in seinem Programm „Das Letzte“ eine Pointe nach der anderen ab. Hirn und Ohren liefen beim Publikum auf Höchstleistung.
„Hin und wieder sollten wir uns ein paar ernsthafte Gedanken über die Zukunft machen. Wir schaffen das!“ Mit diesen Worten verabschiedete Kabarettist Wilfried Schmickler augenzwinkernd sein Publikum nach zwei Stunden kurzweiliger Unterhaltung in der Aula des IKG.
Komisch, bissig, mit viel Tempo, Wortwitz und Scharfsinn präsentierte er sein Programm „Das Letzte“, die seitens Schmickler gewünschte gute Unterhaltung war jederzeit gegeben. „Schlimmer als das Fernsehprogramm von heute kann der Abend nicht werden“, stimmte Schmickler sein Publikum ein und legte dann gewohnt wortgewaltig los: Mit seinen An- und Einsichten zu einer „nie dagewesenen Beschleunigung der Welt“, zu „Informationstsunamis und Pixelfluten“, und vor allem zum Menschen, der sich abgehängt fühlt bei diesem Wandel.
Zuletzt kommt der Mensch
Kaum ein Thema, das Schmickler nicht streifte bei seinem kabarettistischen Rundumschlag durch die aktuellen politischen und gesellschaftlichen Gegebenheiten. Sei es der Köttbullar, „ein massiver Angriff auf die deutsche Esskultur“, seien es die Online-Petitionen, „wo ich schon gar nicht mehr wusste, welche ich zuerst unterschreiben sollte“, oder gar die Überlegungen, was denn nun zuerst komme: Das Wort, die Wirtschaft oder der Frieden? Zuletzt, das sei auf jeden Fall klar, „zuletzt kommt der Mensch“. Schmickler, im Rampenlicht auf der sonst völlig dunklen Bühne, redete, sang, tanzte, das Publikum lachte, schmunzelte und applaudierte.
Auch bei ernsteren Themen gab es Applaus: Zur Flüchtlingskrise stellte Schmickler nur Fragen. Sind Flüchtlingsströme Naturgewalten? Fallen Waffen vom Himmel? Und wenn die Deutschen nicht das Sozialamt der Welt sein wollen, dürfen dann Brasilianer sagen, dass sie nicht das Gewächshaus der Welt sein wollen? Die Antworten durfte sich jeder selbst geben. Hirn und Ohren mussten sowieso ständig auf Höchstleistung laufen, denn Schmickler redete gewohnt schnell, schoss Pointe nach Pointe ab, legte satirisch den Finger in die Wunden der Zeit und forderte die volle Aufmerksamkeit der Zuschauer.
Abwechslungsreich ging es in der Aula des Gymnasiums zu: Lesungen aus dem „Tagebuch eines Gratwanderers“ folgten Betrachtungen zum Untergang des Abendlandes, für den irgendwie keiner Zeit hat, zur Gesundheit, zum Glück und schließlich auch zum Thema Essen. „Wir fressen den Planeten leer, dann haben wir wieder Platz“ sang Wilfried Schmickler und vermutete, das letzte Geräusch der Menschheit werde ein großer Rülpser sein.
Schlechte Laune dürfte nach dem Besuch beim „kleinen Mann“ und den großen Politikern dann wohl wirklich niemand mehr gehabt haben.