Langenberg. Christel Bluhm berät Langenbergerinnen und Langenberger, deren Häuser und Wohnung von dem Hochwasser vor drei Wochen getroffen wurden.
Christel Bluhm hält eine Taschenlampe in der Hand, als sie den Keller eines Wohnhauses an der Märkischen Straße betritt. Sie leuchtet durch die dunklen Räume, während sie sich an zahlreichen laut wirbelnden Ventilatoren vorbei manövriert und bemerkt sofort: „Hier riecht es sehr nass“.
Als Diplom-Biologin und Leiterin des Instituts für Umwelt und Baubiologie in Langenberg ist sie aktuell öfter im Einsatz, um sich ein Bild von Häusern zu machen, die von den verheerenden Überschwemmungen betroffen sind.
Haus direkt am Deilbach
Das alte Fachwerkhaus, das sie heute besucht, liegt direkt am Deilbach. Dieser trat während des Hochwassers mehre Meter übers Ufer und floss somit auch direkt in den Keller der dortigen Anwohner. „Die Wassermassen haben die Türen aus dem Erdgeschoss gedrängt“, berichtet Hauseigentümerin Nicola Hafemeister.
Nach der Überschwemmung konnten dort zwar mithilfe von Kompressoren und Pumpen das stehende Wasser und der Schlamm entfernt werden, doch nun steht Hafemeister – wie auch viele andere – vor einem weiteren Problem.
Rigips und Holzverdeck entfernt
„Die ganzen Kellerwände sind von Feuchtigkeit betroffen“, erläutert Expertin Bluhm. An vielen Stellen wurden bereits die Rigipsplatten und das Holzverdeck herausgerissen, doch nun geht es um das Gerüst des Hauses.
Um zu erkennen, wie feucht die unterschiedlichen Wände und Decken sind, hat Christel Bluhm ein Feuchtemessgerät dabei. Dieses zeigt auf einer Skala und mithilfe von verschiedenen Farben wie bei einer Ampel an, wie schwer die Holzbalken und das Mauerwerk betroffen sind.
Wände sind noch feucht
Immer wieder hält die Biologin ihr Messgerät an unterschiedliche Stellen und erkennt: „Das ist alles noch sehr feucht“. Und das, obwohl in dem Keller zahlreiche Trocknungsgeräte und Ventilatoren ununterbrochen seit Tagen in Betrieb sind.
Hauseigentümerin Hafemeister will sich trotz der aktuellen Situation nicht unterkriegen lassen. Die Trocknungsgeräte hat sie glücklicherweise sehr rasch von der Versicherung erhalten. „Wir haben Glück, dass wir eine Elementarversicherung haben. Auf welche Gesamtsumme sich unser Schaden letztendlich beläuft, können wir aktuell nicht sagen, aber man weiß ja von anderen Betroffenen in der Umgebung. Da gehen die Schäden in den Bereich von 100.000 Euro und mehr.“
Weitere Kontrollen nötig
Um zu wissen, wie schwerwiegend sich die Feuchtigkeit in den Wänden auswirkt, wird Bluhm in den nächsten Wochen noch einige Male zur Kontrolle erscheinen. „Die Trocknungsgeräte werden mindestens drei Wochen durchlaufen müssen“, weiß die Expertin. Das sei notwendig, da die Geräte die Feuchtigkeit aus den oberen Schichten rausziehen, dann allerdings neue Nässe aus den tieferliegenden Schichten nachkomme.
Aber es gibt auch weitere Folgeschäden, die nun lauern. Denn die feuchte Umgebung kann nicht selten auch zu Schimmelpilzen oder Hausschwamm führen, die die Gesundheit und die Bausubstanz schädigen können. Der Hausschwamm stellt eine besondere Gefahr dar, da er als Holz zerstörender Pilz auch tragende Holzbalken angreifen kann.
Material durchläuft Prozesse
Erkennen lässt sich der Pilz an seiner braunen Farbe und an Rissen, die sich quer und längs zur Holzfaser bilden. Das Holz zerfällt durch den Pilz würfelartig. „Wir hoffen sehr, dass am Ende keine tragenden Wände und Balken beschädigt werden“ so Hafemeister. Schlussendlich wird sich auch ein Statiker noch einmal ein Bild von der Lage vor Ort machen müssen.
Auch wenn es nun immens wichtig sei für Trockenheit in den betroffenen Räumen zu sorgen, warnt Lea Fernau von der unteren Denkmalschutzbehörde der Stadt Velbert zur Vorsicht bei Fachwerkhäusern: „Man sollte die Trocknungsgeräte nicht auf voller Intensität laufen lassen, da das Material aus Lehm, Holz und Stroh auch einen eigenen Trocknungsprozess durchläuft“. Zu starke Intensität durch die Maschinen könnte zu viel Druck auf das Material ausüben, wodurch wiederum Risse entstehen könnten.
Kontakt zu Christel Bluhm
Wenn auch Sie vom Hochwasser betroffen sind: Dr. Christel Bluhm möchte auch anderen Flutopfer in Langenberg hinsichtlich der erforderlichen Maßnahmen beraten.Für Betroffene ohne eine Versicherung bietet sie ihren Dienst aktuell kostenlos an. Ihre Telefonnummer:02052 815779 oder 0177 8048234. Weitere Infos gibt es auch auf ihrer Webseite: www.imwl.de.