Velbert. Ein neues Projekt soll internationale Facharbeiter nach Deutschland bringen. IHK und Arbeitsagentur helfen den Unternehmen bei der Umsetzung.

„Hand in Hand for International Talents“ heißt das vom Bundesministerium für Wirtschaft (BMWi) geförderte Pilotprojekt, zu dessen Partnern auch die IHK und Arbeitsagentur Düsseldorf gehören. Mit dem Projekt sollen vor allem für kleine und mittlere Unternehmen die Wege geebnet werden, um Fachkräfte aus dem Ausland zu gewinnen.

Nachwuchsprobleme in einigen Branchen

„Corona mag den Fachkräftebedarf teilweise in den Hintergrund gedrängt haben. Doch mit dem Abklingen der Pandemie steuern bestimmte Branchen und Berufsgruppen bereits wieder auf Nachwuchsprobleme zu, wie unsere jüngste Konjunkturumfrage zeigt“, erklärt Gregor Berghausen, Hauptgeschäftsführer der IHK Düsseldorf. Sehr deutlich zeige sich das schon jetzt in der Hotellerie und Gastronomie. Und bei einer erneuten IHK-Befragung von rund 250 Unternehmen im Frühsommer hätten 75 Prozent Fachkräftebedarf innerhalb eines Jahres, 40 Prozent ab sofort angemeldet.

Sven Köster, Personalchef bei Witte, könnte sich gut vorstellen Arbeitskräfte aus dem Ausland einzustellen.
Sven Köster, Personalchef bei Witte, könnte sich gut vorstellen Arbeitskräfte aus dem Ausland einzustellen. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

„Keine große Auswahl“

Der Arbeitsmarkt ist eng und gerade bei Fachkräften im Bereich ‚Software’ gibt es keine große Auswahl“, sagt Sven Köster, Personalchef beim Velberter Unternehmen „Witte Automotive“. Das liege daran, vermutet Köster, dass gerade in diesem Bereich viele junge Menschen in Start-Ups gehen wollen würden. „Die jungen Menschen für uns zu begeistern ist deutlich schwieriger als vor fünf Jahren.“

Mangel auch in der Fertigung

Doch nicht nur in der Software-Entwicklung spürt Witte den Druck, auch im Fertigungsbereich ist die Lage aktuell nicht allzu gut. „Wir haben ein Werk in der Eifel, aber dort Fachkräfte im Fertigungsbereich zu bekommen, ist extrem schwierig.“ Deshalb habe man schon öfter überlegt, wie man Fachkräfte aus dem Ausland anwerben könne.

Kooperationspartner

Da scheint das „Hand-in-Hand“-Projekt passend zu kommen: Im Fokus stehen dort zunächst die Länder Brasilien, Indien und Vietnam, in denen die Kooperationspartner im Auftrag der Unternehmen nach qualifizierten Fachkräften in verschiedenen Bereichen – zum Beispiel Bauelektrik, Softwareentwicklung oder Gastronomie – suchen.

Erster Ansprechpartner

„Mit unserem Kooperationsnetzwerk sorgen wir für ein zügiges Vorankommen der Verfahren. Die IHK und der Arbeitgeber-Service der Bundesagentur für Arbeit sind für interessierte Unternehmen erster An-sprechpartner und begleiten den Prozess von der Anfrage bis zur Integration der eingewanderten Fachkräfte“, sagt Birgitta Kubsch-von Harten, Vorsitzende der Geschäftsführung der Düsseldorfer Arbeitsagentur.

Netzwerk der Auslandshandelskammern

Bei der Suche nach geeigneten Fachkräften stützen sich IHK und Arbeitsagentur auf das Netzwerk der Auslandshandelskammern (AHK) und der Zentralen Auslands- und Fachvermittlung der Bundesagentur für Arbeit (ZAV). Die AHKs in Brasilien, Indien und Vietnam rekrutieren geeignete Fachkräfte und begleiten sie gemeinsam mit der ZAV durch das Verfahren, inklusive der Anerkennung des Berufsabschlusses und des Visaverfahrens. Kennenlernen können die Unternehmen ihre ausländischen Fachkräfte in drei digitalen Vorstellungsgesprächen, bei denen eine dolmetschende Person zunächst assistiert. Bis die ausländische Fachkraft ihre Reise nach Deutschland antritt, wird sichergestellt, dass diese neben ihrer fachlichen Qualifikation über gute Deutschkenntnisse (Level B1) verfügt.

Gregor Berghausen (l.), Hauptgeschäftsführer der IHK Düsseldorf – hier mit Marcus Stimler, Leiter der IHK-Zweigstelle Velbert -, wirbt für die Rekrutierung von Fachkräften aus dem Ausland.
Gregor Berghausen (l.), Hauptgeschäftsführer der IHK Düsseldorf – hier mit Marcus Stimler, Leiter der IHK-Zweigstelle Velbert -, wirbt für die Rekrutierung von Fachkräften aus dem Ausland. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Wichtige Deutschkenntnisse

„Was ich richtig gut finde, ist, dass sie bei dem Projekt an Deutschkenntnisse denken“, kommentiert Köster von „Witte“. „Unsere Unternehmenssprache ist Englisch, aber wenn man zum Beispiel zum Metzger gehen – also einfach hier leben möchte –, muss man Deutsch können. Dass die Menschen also mindestens B1-Kenntnisse erwerben sollen, finde ich eine ganz tolle Sache.“

Auswahl dauert

Die sorgfältige Auswahl der ausländischen Bewerberinnen und Bewerber kostet Zeit. „Aber das Warten lohnt sich: Wer sich heute schon um seine Fachkräfte von morgen kümmert, hat die Nase vorn, wenn unser Konjunktur-Motor im nächsten Jahr wieder auf Hochtouren läuft“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Berghausen. Und Köster von „Witte“ erklärt: „Das Projekt kann für uns interessant sein. Wir werden uns im Rahmen der Planung damit beschäftigen und ich könnte mir vorstellen, da Kontakt aufzunehmen – um Menschen aus dem Ausland für uns begeistern.“