Velbert-Mitte. Die TBV fällen im Offerbusch 13 Gefahrenbäume. Eine Ende der Verluste ist nicht absehbar: 80 weitere Exemplare sind vorgeschädigt.

Der Offerbusch ist und bleibt gebeutelt. Die massiven Wunden infolge des Kyrill-Orkans vom Januar 2007 sind zwar inzwischen schon gehörig zugewachsen, aber immer noch leicht auszumachen. Auf einer Fläche, wo zuletzt über drei Jahre hinweg und nacheinander etliche massiv geschädigte Buchen gefällt werden mussten, reckt sich so langsam der Nachwuchs in die Höhe, kämpft mit Brombeeren und Co. darum, wer sich hier letztlich behauptet. Und jetzt müssen die Technischen Betriebe Velbert (TBV) schon wieder ran, müssen sie 13, im Wesentlichen alte, von der Größe her stattliche Buchen fällen, die allerdings geradezu erbärmlich aussehen.

Totholz und Pilzbefall

Hier kämpft sich so langsam der Nachwuchs durch. Dazu zählt auch die Kirsche, die Oberforstrat Peter Tunecke schon vor geraumer Zeit entdeckt hat.
Hier kämpft sich so langsam der Nachwuchs durch. Dazu zählt auch die Kirsche, die Oberforstrat Peter Tunecke schon vor geraumer Zeit entdeckt hat. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Ihre Belaubung ist nicht oder allenfalls bloß noch stellenweise vorhanden, es gibt unübersehbar und ausgeprägt Totholz in Form abgestorbener Äste und Zweige, ferner fortschreitenden Pilzbefall und eine Zersetzung der Holzstruktur. So die Diagnose von zwei Fachleuten. „Der Offerbusch macht uns große Sorgen“, sagt Peter Tunecke beim gemeinsamen Rundgang auf Anfrage der WAZ. Man beobachte seit Jahren zunehmende Vitalitätsverluste und -schäden, aber in einem solch erschreckenden Tempo wie jetzt habe er sie bislang noch nie erlebt, so der Oberforstrat und TBV-Geschäftsbereichsleiter.

Sperren wäre keine Lösung

Und dann erzählt er, wie die TBV erst im vergangenen Jahr – nach Abschluss der notwendigen Fällmaßnahmen – extra einen Baumkletterer engagiert haben, um längs der Wege sämtliches Gefahrholz entfernen zu lassen. „Und jetzt haben wir hier doch wieder nahezu vollständig abgestorbene Bäume festzustellen.“ Wenn man nichts unternehme, müsse man den Offerbusch, den neben Gassigehern vor allem viele Schüler – sowohl von der Gesamtschule Velbert-Mitte als auch vom Kreis-Förderzentrum Nord – sowie Hockey- und weitere Sportler durchqueren, aus Sicherheitsgründen vorsorglich sperren. Das reiche allerdings eigentlich nicht, weil nämlich auch ringsum am Saum ebenfalls Gefahrenbäume stünden: „Wir hatten ja schon eine Buche in einem Garagenhof an der Blumenstraße liegen.“

Mit anderen Augen durch die Natur

Auch wichtig für das Klima in der Stadt

Der Offerbusch – früher Kaiser-Friedrich-Hain – umfasst 3,9 Hektar, davon 2,6 mit Baum-Altbestand. Das sind zum Großteil 170 Jahre alte Buchen und lediglich zu fünf Prozent Stieleichen. Darüber hinaus gibt es viele Mischbaum-Arten wie Kirsche, Spitz- und Bergahorn in der neuen Waldgeneration.

Im nordöstlichen Bereich befindet sich auf einer ehemaligen Kyrill-Fläche Buchen-Nachwuchs, der im Schnitt etwa 17 Jahre alt ist. Das innenstadtnahe Waldstück gilt als landschaftsprägend; ihm wird eine wichtige Schutz- und Erholungsfunktion und Klima-Relevanz attestiert.

„Das ist zwar traurig, aber es hilft nix, führt ja kein Weg dran vorbei. Für mich ist das plausibel“, sagt Wilbert Hager zu der Maßnahme der TBV. Der UVB-Mann gehört zu der AG Wald, von der einige Mitglieder vor fast zwei Wochen bereits vor Ort gewesen sind, um sich die Situation im Offerbusch anzuschauen und sich kundig zu machen. Die AG ist eine noch recht neue Arbeitsgruppe des TBV-Verwaltungsrates und kommt regelmäßig zusammen. „Ich gehe seither mit anderen Augen durch die Natur“, so Hager weiter, „und entdecke überall wahnsinnige Schäden.“

Im Herbst neue Kontrollen

Von zwei Bäumen, in denen sich Specht-Höhlen befinden, werden mit Rücksicht auf den Artenschutz nur die Kronen abgetragen.
Von zwei Bäumen, in denen sich Specht-Höhlen befinden, werden mit Rücksicht auf den Artenschutz nur die Kronen abgetragen. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Die TBV-Leute wollen nun die Sommerferien zum Fällen der unmittelbaren Gefahrenbäume nutzen, die zum Beispiel auch über der Treppenanlage in Richtung Sport-Anlage und Gesamtschule aufragen. „Das macht uns allen keinen Spaß. Den Verlust-Prozess halten Sie aber nicht auf“, sagt Peter Tunecke. Das Kronen-Material bleibe als Windschutz für die jungen Pflanzen liegen. Zudem werde man aus Artenschutz-Gründen bei zwei Bäumen mit Specht-Höhlen nur die Kronen abtragen, die Stämme aber stehen lassen, „solange wie sie standsicher seien“. Für den Herbst sind erneut Kontrollen vorgesehen und „vermutlich weitere Maßnahmen. 80 Bäume sind vorgeschädigt“.

TBV bewirtschaften das Waldstück

Der Offerbusch gehört dem Velberter Verschönerungsverein und wird von den TBV bewirtschaftet. Das ist in 2007 vertraglich so geregelt worden, als der Verein nach Kyrill dessen Schäden weder organisatorisch, noch personell, noch finanziell bewältigen konnte. Die TBV haben damals alleine 1,4 Kilometer Wege neu angelegt bzw. instand gesetzt. Erklärtes Ziel der TBV-Forstleute ist es seither, diesen Wald zu erhalten. Und zwar durch einen standortgerechten Aufbau eines dazu passenden Mischwaldes.