Langenberg. Nach dem Hochwasser von Mittwoch gehen die Aufräumarbeiten in Langenberg weiter. Betroffene danken für die große Hilfsbereitschaft.

Über der Altstadt liegt das tiefe Brummen der Stromgeneratoren, darunter mischt sich das Geräusch von Schaufeln, die über Stein kratzen und Besen, die über Asphalt fegen. Lieferwagen parken an allen Zugängen – von Stadtwerken, von den Technischen Betrieben (TBV), von lokalen Handwerkern. Und überall sind Menschen in Gummistiefeln und mit Arbeitskleidung unterwegs.

Was die Langenbergerinnen und Langenberger gemeinsam mit zahlreichen Helferinnen und Helfern seit dem Hochwasser geschafft haben, ist kaum zu beschreiben: Die Hellerstraße, die Kamper Straße, die Hauptstraße und auch die anderen betroffenen Straßen und Gässchen sind nahezu alle wieder vom Schlamm befreit.

TBV im Dauereinsatz

Diese Häuser an der Märkischen Straße und auch die Straße selbst sind besonders in Mitleidenschaft gezogen worden.
Diese Häuser an der Märkischen Straße und auch die Straße selbst sind besonders in Mitleidenschaft gezogen worden. © Sascha Döring

Eine hauchdünne Staubschicht erinnert an den Unrat, der hier bis vor Kurzem noch alles bedeckte. Jede Menge Sperrmüll haben die TBV auch am Wochenende abtransportiert, die Haufen mit kaputtem Hausrat sind kleiner und weniger geworden.

Besonders deutlich werden die Schäden allerdings in der Märkischen Straße: Das gesamte Kopfsteinpflaster ist weg, hier liegt nur noch Schotter. Und immer noch fließt das Wasser nur eine Handbreit unter den Kellerfenstern der Häuser vorbei.

Große Hilfsbereitschaft

Doch bei all dem Unglück, bei all den persönlichen Schicksalsschlägen, die dieses Unwetter mit sich gebracht hat – auch in dieser Misere gibt es einen Lichtblick, etwas Positives: den Zusammenhalt der Langenbergerinnen und Langenberger, die Hilfsbereitschaft.

„Überwältigend, einfach Gänsehaut“, beschreibt Arndt Schiller dieses Gefühl. „Am Freitag“, erzählt der Geschäftsführer des „Alt-Langenberg“. Denn: „Freitag standen mal eben 20 Mann vor der Tür und haben ihre Hilfe angeboten.“

Innerhalb eines halben Tages „haben wir dann den Keller ausgeräumt, davon habe ich nie zu träumen gewagt.“ Phänomenal, nennt er die Hilfsangebote. Auch von unerwarteter Seite. „Eine ältere Dame stand in Gummistiefeln und mit einer Schippe hier, gemeinsam mit ihrem Enkel. Das war einfach toll“, sagt er spürbar gerührt.

Lob für das Krisenmanagement

Die Mauer an der Villa Au ist vom Hochwasser weggedrückt worden. Die Straßen der Altstadt sind mittlerweile fast vollständig vom Schlamm befreit.
Die Mauer an der Villa Au ist vom Hochwasser weggedrückt worden. Die Straßen der Altstadt sind mittlerweile fast vollständig vom Schlamm befreit. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Und auch andere sind dankbar für die umfangreiche Hilfe. Peter Dreist, Inhaber des Rosenhauses, etwa möchte sich ganz ausdrücklich bei Stadtwerken und TBV bedanken. „Das Krisenmanagement war 1a“, sagt der Hotelier. „Hier sind auch am Sonntag die Kehrmaschinen gefahren, auch für die anderen Mitarbeiter war das ganz harte Arbeit, da hat keiner die Stunden gezählt. Das finde ich ganz toll.“

Zumal er den Vergleich habe, sagt Peter Dreist, der seit zwei Jahren in Bonn wohnt: „Seit ich dort lebe, weiß ich Velbert zu schätzen.“ Die Verwaltung hier sei „bürgerorientiert und hilfsbereit, es ist immer jemand erreichbar.“ In der ehemaligen Bundeshauptstadt sei das ganz anders.

Das sieht auch Arndt Schiller so: „Was die Stadtwerke und die TBV hier geleistet haben, das ist der Hammer“, sagt er. „Die sind rund um die Uhr im Einsatz, Wahnsinn.“

Unterkunft für Familien

Hotelier Peter Dreist, der selbst auch von den Fluten betroffen ist (Rosenkeller), hat in den vergangenen Tagen auch geholfen, so gut es geht, berichtet er: „Ich habe vier Familien hier gehabt, die nicht in ihre Wohnung konnten“, sagt er. Nicht ganz unentgeltlich, das sei aufgrund der Corona-Folgen für ihn nicht machbar gewesen, „aber zu deutlich reduzierten Preisen.“ Wer wollte, konnte gegen kleine Gebühr auch duschen oder Wäsche waschen.

Apotheken sind erreichbar

Hussein Munawar ist einer von zahlreichen freiwilligen Helfern, die die Langenbergerinnen und Langenberger nach der Hochwasser-Katastrophe tatkräftig unterstützen.
Hussein Munawar ist einer von zahlreichen freiwilligen Helfern, die die Langenbergerinnen und Langenberger nach der Hochwasser-Katastrophe tatkräftig unterstützen. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Vor der Adler-Apotheke, die mitten im ärgsten Hochwasser gestanden hat, stehen mittlerweile zwei Zelte. „Wir versuchen, unsere Kunden über unsere Apotheke in Essen zu versorgen“, sagt Ivonne Backhaus. Wer etwas benötige, solle entweder die 0201 344847 anrufen oder an der Apotheke vorbei kommen und das Rezept abgeben.

Die Apotheke „Zur Post“ hat sogar ab Dienstag wieder geöffnet, in einem Kraftakt haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das Ladenlokal wieder so weit hergerichtet. Zudem wird die Apotheke vier Mal am Tag beliefert, auch hier ist die Versorgung also sichergestellt.

100 Haushalte ohne Strom

Durchhalten heißt hingegen die Parole für gut 100 Haushalte, das teilen die Stadtwerke Velbert mit. Denn für sie bleibt der Strom erst einmal abgestellt. Duschmöglichkeiten für vom Stromausfall betroffene Menschen gibt es nach Auskunft des städtischen Versorgers in der Turnhalle an der Donnerstraße 13. Die ist täglich geöffnet von 16 bis 20 Uhr.

Die Gelsenwasser AG hat am Montag einen Wasserwagen auf dem Froweinplatz bereitgestellt, der den vom Hochwasser betroffenen Menschen und den zahlreichen Helferinnen und Helfern Trinkwasser kostenfrei zur Verfügung stellt.

Gemeinde richtet Spendenkonto ein

Carsten Will vom AS Glas- und Gebäudereinigungsservice übergibt Putzmittel an Isolde Marx von der Bücherstadt. Nur ein Aspekt der Hilfe, die aktuell Langenberg erreicht.
Carsten Will vom AS Glas- und Gebäudereinigungsservice übergibt Putzmittel an Isolde Marx von der Bücherstadt. Nur ein Aspekt der Hilfe, die aktuell Langenberg erreicht. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Ausdrücklich weist die Stadt Velbert darauf hin, dass „das Abkochgebot des Leitungswassers nicht für Velbert-Langenberg gilt, sondern nur für die Stadtbezirke Mitte und Neviges“. Der erste Beigeordnete Gerno Böll war in seiner Funktion als Krisenstabsleiter auch am vergangenen Wochenende vor Ort in Langenberg und hat mit Betroffenen gesprochen.

Wer etwas spenden kann, wendet sich an die Evangelische Kirchengemeinde: Im Alten Vereinshaus Am Kreiersiepen können diese Spenden montags bis freitags jeweils zwischen 9 und 12 Uhr und zwischen 14 und 17 Uhr abgegeben werden. Die Evangelische Gemeinde hat zudem ein Spendenkonto eingerichtet: Sparkasse HRV, IBAN DE08 3345 0000 0026 0860 66, Verwendungszweck „Fluthilfe“.

Stadt hilft bei Unterbringung

Laut Gerno Böll sei positiv anzumerken, „dass derzeit keine Familien in einer Ersatzwohnung untergebracht werden muss.“ Die Stadt Velbert halte jedoch weiterhin zur Unterbringung von Menschen, die vom Hochwasser betroffen sind und ihre Wohnung vorübergehend nicht bewohnen können, Ersatzwohnungen bereit. Im Bedarfsfalle ist die Stadtverwaltung unter 02051 26-2497 erreichbar.

Dank an die Helferinnen und Helfer

Nach dem Hochwasser haben zahlreiche Helferinnen und Helfer den Betroffenen in Langenberg unter die Arme gegriffen – sei es mit Sachspenden, sei es mit Schippe und Schubkarre, sei es mit Material zum Aufräumen, beim Sortieren von gespendeter Kleidung oder mit Verpflegung für die, die gerackert haben, um die Folgen der Flut zu beseitigen. Großes Lob von allen Seiten bekommen auch die vielen Einsatzkräfte von Feuerwehr und Stadtwerken, THW und TBV.

Wir von der WAZ Langenberg möchten diesen Helferinnen und Helfern gerne „Danke“ sagen – und den enormen Zusammenhalt der Langenbergerinnen und Langenberger mit einer Fotoseite in der Samstagsausgabe würdigen. Damit das gelingt brauchen wir Ihre Fotos, liebe Leserinnen und Leser: Schicken Sie und Ihr Bild an redaktion.langenberg@waz.de (jpg-Format, mindestens 1 MB Dateigröße). Gerne auch mit einem kurzen Text, wo die Aufnahme entstanden ist.