Velbert. Anna Levina-Mejeritski begeisterte beim ersten Sommerkonzert in der Apostelkirche das Velberter Publikum. Eine Meisterin der Gestaltung.

Mit der Reihe „Sommerkonzerte ‘Am Berg’“ meldete sich die Ev. Kirchengemeinde Velbert-Dalbecksbaum als Veranstalter von Kammerkonzerten nun auch wieder in der heimischen Kulturszene zurück. Für den 1. Abend, der noch coronabedingt mit gewissen Einschränkungen in der Apostelkirche stattfand, war die Pianistin Anna Lovina-Mejeritzki verpflichtet worden, eine den Zuhörern bereits aus wiederholten Auftritten auf diesem Forum bekannte Künstlerin, deren große musikalische Darstellungskraft vielen in guter Erinnerung ist. So war man auf den Klavierabend gespannt, an dem ausschließlich Werke von Bach, Beethoven und Chopin zur Aufführung gelangten.

Weitere Termine

Das nächste Sommerkonzert steht am Sonntag, 11. Juli, ab 18 Uhr in der Apostelkirche auf dem Programm. Sigrid Wagner-Schluckebier und Helfried Waleszek spielen auf Orgel und Blockflöte Werke von Telemann, Vivaldi und Bach.

Am Sonntag 25. Juli, gibt es dann ein Akkordeonkonzert. Zutritt nur für getestete, geimpfte oder genesene Personen. Anmeldung: 02051 65069 .

Strenge Tonsprache

Wie sehr verflüchtigte sich doch die strenge Tonsprache des Barock in J. S. Bachs Toccata e-moll, als ihr die Pianistin eine merklich romantische Interpretation angedeihen ließ und das Werk in ein Gewand kleidete, das zu großen Teilen fast verspielt daherkam. Zudem stand hinter allem ein klug durchdachtes Konzept, welches das Werk in ein neues Licht rückte, bei dem aber trotzdem nicht das Konstruktivistische seiner Struktur verloren ging.

Glanzpunkte der Interpration

Dann Beethovens letzte Sonate op. 111 - reduziert auf den 1. Satz - als Spiegelung des Seelenlebens eines über alle formalen Zwänge erhabenen Meisters. Beeindruckend überlegen in Zugriff und Ausdruck ausmodelliert und ja, auch ein Feuerwerk der Läufe, welche die fernen Anklänge an Bach hörbar machten, womit eine Brücke zu J. S. Bach Toccata geschlagen war. Anna Levine-Mejeritztki zeigte sich schon hier als Meisterin der Gestaltung abrupter Wechsel zwischen äußerster Dramatik und zartester Empfindung. Zu Glanzpunkten ihrer Interpretation wurden Chopins Werke, die im übrigen raumgreifend den zweiten Teil des Klavierabends ausfüllten, wo die Pianistin in bemerkenswerter Art und Weise ihre Stärken im wahrsten Wortsinn auszuspielen vermochte.

Nicht frei von Dramatik

Chopins Ballade Nr. 4 f-moll stand da als ein in weiten Partien elegischer Gesang, weltenentfernt dahinströmend und den Hörer dem Unendlichen entgegentragend, bleibt aber nicht frei von Dramatik. Gern, allzu gern geht diese Pianistin das Dramatische dann mit überzogenem Elan an, legt sich mit aller Kraft in die Tasten, lässt den Gestus in Überreaktion explodieren. Da fühlte man sich in den lyrischen Teilen besser aufgehoben.

Die Zuschauer freuten sich über das erste Konzert in der Apostelkirche,
Die Zuschauer freuten sich über das erste Konzert in der Apostelkirche, © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Wegmarken

Chopins Scherzi gelten als pianistische Wegmarken romantischer Klaviermusik, gleichwohl sind sie Prüfsteine der Interpretationskunst. Beide von der Künstlerin ausgewählte Werke (op. 20 und op. 31) konnten in ihrer Gegensätzlichkeit nicht adäquater dargestellt werden.

Lang anhaltender Applaus

Lang anhaltender, verdienter Applaus wurde mit zwei Zugaben belohnt, einer modernen Paraphrase über Mozarts „Alla turca“ und einer Polonaise von Chopin. Bleibt die Erinnerung an einen sehr beeindruckenden Klavierabend, dem durchaus Fortsetzungen folgen dürfen.