Neviges. Ein Bochumer Büro hat den Landschaftsarchitekten-Wettbewerb der Außenanlagen Schloss Hardenberg gewonnen. Vieles bleibt, einiges kommt neu hinzu.

Es war eine lange Sitzung der Jury am 12. Mai um die Frage: Wie soll der Schlosspark aussehen, der eine ganz wichtige Rolle spielt, wenn Herrenhaus, Mühlengebäude und Vorburg zum „Erlebniszentrum Natur“ umgestaltet werden? „Wir haben zehn Stunden diskutiert. Sie merken vielleicht, ich bin noch immer ganz begeistert“, sagt Bürgermeister Dirk Lukrafka am Donnerstag. Zehn Entwürfe aus ganz Deutschland galt es zu prüfen, dazu kamen die insgesamt 160 Kommentare, die die Bürgerinnen und Bürger im Internet zu den diversen Entwürfen abgegeben haben, wie Stadtplanerin Katrin Neumann erläuterte. Gewinnen konnte am Ende nur einer: Das Büro wbp Landschaftsarchitekten aus Bochum wird den Außenanlagen des Schlosse ein neues Gesicht geben – wobei die Bochumer damit punkteten, dass viel Liebgewonnenes bleibt.

Minigolf bleibt

Auch die Wiese hinter der Vorburg, also Richtung Bahn, spielt bei dem Siegerentwurf eine Rolle. Eine kleine Tribüne lädt zum Verweilen ein.
Auch die Wiese hinter der Vorburg, also Richtung Bahn, spielt bei dem Siegerentwurf eine Rolle. Eine kleine Tribüne lädt zum Verweilen ein. © Foto: wbp

Der Preisträger aus Bochum überzeugte die Jury vor allem dadurch, dass die gesamte Schlossanlage genutzt wird. „Uns hat auch der Umgang mit der Fläche zwischen Vorburg und Schloss gefallen, das wird das Herz der Anlage“, so Heike Möller, Fachbereichsleiterin Stadtentwicklung. Auch kam gut an, dass der Schlossgarten künftig mehr in das Stadtbild eingebunden werden soll: So ist ein Rundweg zwischen dem Ortszentrum und der historischen Anlage sowie ein Lehrgarten und ein Wasserbecken vor dem Schloss vorgesehen. „Dieser Rundweg war uns wichtig. Und wir wollten einen Schwerpunkt auf die wunderschöne Naturlandschaft legen“, sagt Christine Wolf vom Siegerbüro wbp. Der Baumbestand bleibt, auch vieles andere, wie zum Beispiel der Minigolfplatz. Den möchte wbp gerne völlig anders gestalten, wann und wie das geschehe, da sei noch nicht das letzte Wort gesprochen, so Bürgermeister Dirk Lukrafka.

Viele Spielmöglichkeiten

Jury beriet den ganzen Tag

Die Jury hat am 12. Mai hat aufgrund der Corona-Pandemie digital beraten. Die Sitzung sei intensiv gewesen und dauerte laut Bürgermeister Dirk Lukrafka ganzen Tag.

Das Preisgericht setzte sich aus sieben Fach- und Sachpreisrichterinnen und Richtern, also Landschaftsplanern. Dazu kommen unter anderem beratende Mitglieder, wie etwa die politischen Vertretungen der Ratsfraktionen.

Insgesamt hatten sich 31 Landschaftsarchitekten-Büros aus ganz Europa bei dem EU-weiten Wettbewerb beworben. Zehn blieben am Schluss übrig: Drei davon hatte das Büro ISR, das den Wettbewerb begleitet, der Stadt empfohlen. Die restlichen sieben wurden ausgelost.

Ein Abenteuerspielplatz, Spielen am Wasser und ein Spielplatz am Mühlengebäude – bei diesem Entwurf liegt der Schwerpunkt darauf, dass die ganze Familie eine gute Zeit rund um das Erlebniszentrum Natur verbringt. Und das sei auch bei den Bürgerinnen und Bürgern gut angekommen, so erläuterte Stadtplanerin Katrin Neumann. Außerdem habe gefallen, dass der alte Baumbestand erhalten bleibe. Kritik gab es aber auch seitens der Öffentlichkeit, unter anderem fanden einige diesen Entwurf „zu überladen“, so die Stadtplanerin.

Platz zwei für viel Wasser

Auf viel Wasser setzte das Berliner Büro POLA. Dafür gab es den zweiten Platz. Unter anderem sollte der Schlossteich vergrößert werden.
Auf viel Wasser setzte das Berliner Büro POLA. Dafür gab es den zweiten Platz. Unter anderem sollte der Schlossteich vergrößert werden. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Den zweiten Platz belegte der Entwurf des Büros POLA Landschaftsarchitekten aus Berlin: „Dieser Entwurf hat einiges verändert, unter anderem soll hier die Minigolfanlage versetzt werden“, erläutert Heike Möller. Die Verknüpfung mit dem Bachlauf des Hardenberger Bachs sei gut gelungen, bemängelt hatte die Jury dagegen, dass die Spielplätze zu nah an der Straße und am Teich liegen. Heike Möller: „Aber es ist ein sehr schöner zweiter Platz.“

Weitere Details: Die Veranstaltungsfläche im Wirtschaftshof soll in den südlichen Hangbereich des Schlossteiches verlagert werden, dabei sind einzelne Sitzstufen mit Blick auf den Teich geplant. Außerdem gibt es nach diesen Plänen einen historischen Brunnen, um den herum man auch sitzen kann. „Wir wollten den Schlossteich vergrößern und ansonsten ruhig mit der Schlossanlage umgehen“, sagt Landschaftsarchitekt Jörg Michel von POLA. Dass der Fokus hier auf dem Bereich Wasser fiel, fanden auch die Bürger gut. Punktabzug dagegen bei den Spielmöglichkeiten, davon gebe es zu wenig.

Keine Bäume fällen

Der Platz zwischen Vorburg und Herrenhaus spielt in dem Siegerentwurf eine zentrale Rolle.
Der Platz zwischen Vorburg und Herrenhaus spielt in dem Siegerentwurf eine zentrale Rolle. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Der dritte Platz geht an das Büro querfeldeins aus Dresden. Hier spielte die Ökologie eine große Rolle, was auch der Jury gefallen habe, so Heike Möller. In diesen Plänen gibt es einen Teich-Biotop, einen ökologischen Gemeinschaftsgarten, Obstbaumwiese, Wildblumenparterre. „Das Thema Ökologie wurde hier konsequent umgesetzt“, sagt Heike Möller. Allerdings sollte nach diesen Plänen auch die alten Bäume vor dem Schloss gefällt werden – was auch bei den Bürgern auf Kritik stieß. Auch bei der Jury gab es dafür Punktabzug sowie für die zahlreichen Spielangebote und die Begrünung der inneren Wehrmauer. „Wir wollten mehrere kleine Spielelemente einbauen“, erläutert Annegret Stoecker von dem Dresdner Büro die Pläne. Und wie geht es jetzt weiter? Der Domparkplatz wird umgebaut, auch die Fördermittelakquise steht noch an. Die Pläne der ersten drei Plätze sind zu sehen auf der Homepage der Stadt www.velbert.de.