Langenberg. Auch die Handwerker aus Velbert-Langenberg bekommen die Materialknappheit zu spüren: Holz und Dämmmaterial sind kaum noch zu bekommen.

„Hätten Sie mich vor einem Jahr gefragt, ob wir irgendwann mal eine Rohstoffknappheit in diesem Bereich haben würden – ich hätte laut gelacht.“ Doch nach Lachen ist Sebastian Schulz derzeit kaum zu Mute. Dem Bauunternehmer geht es da genauso, wie zahlreichen anderen ortsansässigen Handwerkern.

Denn: In einigen Bereichen wird das Material knapp. Holz und Dämmmaterial sind kaum noch zu bekommen, auch bei Stahl sieht es nicht gut aus. Und mit sinkenden Angebot werden Wartezeiten länger und gleichzeitig steigen die Preise.

Doppelte bis dreifache Wartezeit

„Ich merke das an den Bestellzeiten“, sagt dazu Zimmermann Nils Kajak. „Was früher zwei, drei Wochen gedauert hat, dauert jetzt sieben oder acht Wochen.“ Zum Glück sei das aber nicht flächendeckend bei allen Materialien so, „es gibt auch Bereiche, in denen es gut geht.“

Vor allem Holz und – wie hier – Dämmmaterial sind knapp, Wartezeiten von zwei, drei oder mehr Monaten sind momentan normal.
Vor allem Holz und – wie hier – Dämmmaterial sind knapp, Wartezeiten von zwei, drei oder mehr Monaten sind momentan normal. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

„Holz geht noch“, sagt Dachdeckermeisterin Petra Rosenburger von der Wilfried Mertins GmbH. „Aber bei der Dämmung müssen wir zehn bis zwölf Wochen warten.“ Kollege Frank Mensing spricht sogar von bis zu 18 Wochen. Dazu komme: Wenn es Material gibt, dann nur zu Tagespreisen, erläutern die beiden.

Tagesaktuelle Preise

„Das ist für die Kunden gar nicht schön“, erläutert Dachdecker Frank Mensing. „Wer seine Baustelle über einen KfW-Kredit finanzieren möchte, dem kann ich gar kein authentisches Angebot machen.“ Denn der Preis, den er für Material aufführe, sei eben tagesaktuell. „Der kann dann, wenn das Material kommt, längst wieder gestiegen sein.“

Aber, sagt Frank Mensing: „Wir spielen mit offenen Karten, wir sagen das unseren Kunden auch genau so.“ Sein Glück: „Meine Kunden verstehen das. Die haben das Thema über die Medien mitbekommen und wissen, dass das keine Ausrede ist.“

Kunden wissen Bescheid

So sieht das auch bei Sebastian Schulz aus: „Die meisten Leute wissen Bescheid und nehmen das so hin.“ Wenn auch zähneknirschend. „Aber die wollen ihre Baustellen ja auch fertig bekommen.“ Weil es aber der ganzen Baubranche so ergehe, hätte die Konkurrenz die gleichen Probleme. Auch deswegen hätten die Kunden mehr Verständnis.

Problematisch seien hingegen öffentliche Aufträge: Wenn da während der Ausführung des Auftrags die Preise für Material steigen sind Anpassungen in der Regel nicht möglich, erläutert Bauunternehmer Sebastian Schulz. „Entweder muss man dann als Betrieb den Verlust irgendwie ausgleichen. oder man geht den unschönen Weg über einen Rechtsstreit.“ Allerdings habe er solche Aufträge eher selten.

Aufträge umschichten

Baufertigstellungen, so fürchten es die Fachverbände aus der Baubranche und dem Handwerk, könnten sich durch die Materialknappheit deutlich verzögern.
Baufertigstellungen, so fürchten es die Fachverbände aus der Baubranche und dem Handwerk, könnten sich durch die Materialknappheit deutlich verzögern. © Funke foto Services | Jörg Schimmel

Stattdessen versuchen er und Dachdecker Mensing derweil, ihre Aufträge neu zu sortieren. „Wir ziehen Reparaturen vor oder bauen Velux-Fenster ein“, sagt Frank Mensing. „Wir haben ja genug Aufträge, so dass wir weiter arbeiten können.“

Genauso mache er es, sagt auch Sebastian Schulz. „In meinem Betrieb geht das“, sagt der Unternehmer. „Ich habe zwei bis vier Mitarbeiter plus mich. Da können wir recht unproblematisch umschichten.“ Doch nicht jeder könne das einfach so machen: „Ich habe Kollegen, für die ist die Lage existenzbedrohend.“ Die hätten zwar auch volle Auftragsbücher, müssten aber die Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken, weil es kein Material gibt.

Ende der Knappheit nicht in Sicht

Ein Ende der Knappheit sei noch nicht in Sicht, sagen die Unternehmer. „Bei Dämmmaterial wird es wohl noch so drei Monate dauern“, sagt Frank Mensing, „aber beim Holz?“ Auch Sebastian Schulz hofft, „dass sich die Lage bis zum frühen bis mittleren Sommer wieder normalisiert.“

Experten führen nach Angaben des Bundesverbandes Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW) die Engpässe bei Holz, Stahl sowie Dämm- und Kunststoffen unter anderem auf die stark gestiegene Nachfrage in China und den USA zurück. Gleichzeitig ging die Produktion von Bauholz in Deutschland unter anderem wegen der Dürresommer in den vergangenen Jahren zurück.

„Bei Corona waren wir ja noch dankbar, dass wir überhaupt weiter arbeiten durften“, sagt Dachdecker Frank Mensing, „das hat uns demütig gemacht.“ Die Materialknappheit, fügt er sarkastisch an, „die ist jetzt noch das ,Zückerchen’ oben drauf.“

Produktionsstopp und Lieferengpässe

Ein weiterer Grund für den Materialmangel ist nach Angaben von Fachverbänden die in der ersten Phase der Pandemie heruntergefahrene Produktion. Nachdem nun in China die Konjunktur wieder angezogen habe, sei die Nachfrage nach Baustoffen erheblich schneller gewachsen als die nur langsam steigenden Produktionskapazitäten.Aus Kanada und Skandinavien ebenso wie aus Russland werden zudem Lieferengpässe beim Bauholz durch veränderte klimatische Bedingungen und Missernten gemeldet. Internationale Versorgungs- und Lieferketten können die erhöhte Nachfrage derzeit nicht mehr zufriedenstellen, berichtet das Online-Portal nachrichten-handwerk.de.