Neviges. Beim Dachdecker-Betrieb Schröder in Tönisheide steigt die ganze Familie aufs Dach. Der Laden brummt – doch Kurzarbeit ist nicht ausgeschlossen.

Fegen Sturmböen über die Dächer, wie so oft in den letzten Monaten, dann wissen die Schröders: Das könnte auch die Abfolge in den vollen Auftragsbüchern ordentlich durcheinander wirbeln. „Wir lassen niemanden im Regen stehen. Dringend nötige Reparaturarbeiten werden bei uns nicht abgewiesen.“ Mit „wir“ und „uns“ meint Dachdeckermeister Manfred Schröder den Betrieb an der Wimmersberger Straße und seine Familie – denn das ist bei den Schröders quasi das Gleiche. Um ihren Betrieb geht es in der aktuellen Folge: „In besten Händen. Handwerk in Neviges“.

Vater gab Betrieb an die Söhne ab

Nicht nur, dass die Brüder Ralf (62), Frank (59) und Manfred Schröder (55), den Betrieb 1995 gemeinsam von ihrem inzwischen verstorbenen Vater Wolfgang übernommen haben. Seit 2012 ist auch Manfred Schröders Tochter Saskia mit dabei, als eine der wenigen Meisterinnen der Innung im Kreis Mettmann. Nicht zu vergessen Ehefrau Daniela als Teilzeitkraft im Büro und Schwager Joso Pavlinusic, dessen Arbeitsplatz wiederum in luftiger Höhe ist. Ein paar Nicht-Verwandte gibt’s auch, insgesamt sind in dem Betrieb 20 Mitarbeiter beschäftigt – und alle haben ordentlich zu tun.

Aufträge ohne Ende

Ein luftiger Arbeitsplatz für die ganze Familie (v. l.) Dachdeckermeisterin Saskia Vitt, geborene Schröder, arbeitet Hand in Hand mit ihren Verwandten Joso Pavlinusic und Frank Schröder
Ein luftiger Arbeitsplatz für die ganze Familie (v. l.) Dachdeckermeisterin Saskia Vitt, geborene Schröder, arbeitet Hand in Hand mit ihren Verwandten Joso Pavlinusic und Frank Schröder © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

„Ja, der Laden brummt. Wir arbeiten wirklich an der Kapazitätsgrenze“, bilanziert Manfred Schröder. Was nicht nur daran liege, dass durch die Unwetter mehr zu reparieren sei, unter anderem der Starkregen in den letzten Jahren zugenommen habe. Es seien auch die Häuslebauer, die die Familie Schröder auf Trab hielten. „Die Zinsen sind niedrig, Bauen wird staatlich gefördert. Vor allem die Wärmedämmung.“ Und jetzt während der Corona-Pandemie hätten viele auch Zeit und Geld für eine Sanierung ihres in die Jahre gekommenen Hauses – Urlaube fallen seit einem Jahr flach, viele seien im Homeoffice. „Da fällt dann schon mal eher auf, dass mal ein neues Garagendach fällig ist.“

Es fehlt an Materialien

Ein gutes Team (v. l.) Geschäftsführer und Meister Manfred Schröder, Dachdeckermeisterin Saskia Vitt, Geschäftsführer Frank Schröder und Dachdecker Joso Pavlinusic haben jeden Tag ordentlich zu tun. Der dritte Geschäftsführer Ralf Schröder fehlt in der Riege.
Ein gutes Team (v. l.) Geschäftsführer und Meister Manfred Schröder, Dachdeckermeisterin Saskia Vitt, Geschäftsführer Frank Schröder und Dachdecker Joso Pavlinusic haben jeden Tag ordentlich zu tun. Der dritte Geschäftsführer Ralf Schröder fehlt in der Riege. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Doch wer jetzt ein Haus baut, muss Geduld haben – was wahrlich nicht an fehlender Motivation des Dachdecker-Teams liegt: „Wir leiden im Moment an Materialknappheit. Alles, was aus Holz ist, wie etwa Dachlatten, hat lange Wartezeiten. Der Weltmarkt wird von Amerika und China leergekauft“, so der Dachdeckermeister. Was auch daran liege, dass es in Deutschland bestimmte Anforderungen und Vorschriften an das Baumaterial Holz gebe.. „Für Deutschland ist es nicht gut genug, aber die Chinesen freuen sich.“ Durch die Lage auf dem Markt habe sich auch der Preis für Dachlatten verdreifacht.

Großes Spektrum

Gegründet 1888 von Johann Schröder

Firmengründer Johann Schröder, der Urgroßvater der drei geschäftsführenden Brüder, hat den Betrieb 1888 im Herzen von Neviges gegründet, im heutigen Koven.

1990 erfolgte der Umzug nach Tönisheide in die Wimmersberger Straße 8. Der Familienbetrieb beschäftigt 20 Mitarbeiter. Geöffnet von 7.30 bis 17 Uhr, 02053 923210.

Auch im Dämmstoff-Bereich gebe es Material-Engpässe. „Doch wenn wir das Material nicht haben, dann können wir die Arbeit nicht fortführen.“ Kurios: Einerseits gebe es Aufträge über Aufträge, andererseits könne man nicht so loslegen wie man wolle. „Wenn das so weitergeht, dann endet das noch in Kurzarbeit.“ Groß ist und bleibt das Arbeitsspektrum: „Flachdächer, Ziegel, Dachrinnen aus Metall, Fassaden mit Schiefer. Bei uns muss jeder alles können.“

Sicherheit steht an erster Stelle

Und für alle hier im Betrieb gilt: Sicherheit steht an oberster Stelle, die Vorgaben der Bauberufsgenossenschaft werden genau befolgt. „Arbeiten auf Leitern über fünf Meter ist nicht mehr erlaubt, dafür gibt es jetzt Arbeitsbühnen.“ Und wenn eine zu reparierende Stelle schwer zugängig sei, dann werde mit Gurten gesichert. Übrigens bildet der Betrieb auch regelmäßig aus, das ist ebenfalls Tradition. Die letzten Azubis seien alle übernommen worden, und das sei gut so, findet Bruder Frank Schröder: „Denn das sind wahre Schätze.“