Neviges. . Saskia Schröder hat sich gegen Vorurteile durchgesetzt und ihren Meister gemacht – als Dachdeckerin. Ihre Stärke ist ihre Vielseitigkeit
Saskia Schröder reitet gerne. Mit ihrem Pferd verbringt die 20-Jährige so viel Zeit wie möglich. Ein typisches Mädchen eben – wenn man von ihrem Beruf absieht. Saskia Schröder ist nämlich Dachdeckerin – es ist ihr Traumberuf. Mittlerweile hat sie sogar die Meisterschule geschafft. Dass sie heute Dächer abreißt und Fassaden saniert, hätte sie sich früher nie vorstellen können: Den Beruf Dachdeckerin entdeckte sie durch einen Zufall.
Bürojob war zu langweilig
Im Jahr 2008 wechselte sie vom Gymnasium auf die Realschule. Dort machte man aber schon in der neunten Klasse ein Praktikum. „Und ich hatte mir bis dahin natürlich noch gar keine Gedanken gemacht“, sagt Saskia Schröder. In der Not nahm sie einen Praktikumsplatz in der Dachdecker-Firma ihres Vaters an. Damals allerdings noch als Bürokauffrau im Büro. „Das war mir viel zu langweilig. Mehr aus Spaß bin ich dann einmal mit auf eine Baustelle gefahren“, erinnert sich die 20-Jährige. „Da habe ich dann gemerkt, dass das genau das Richtige für mich ist!“
Besonders begeistert war ihre Familie von dem Berufswunsch der Tochter nicht gerade. „Meine Mama hat mich gefragt, ob ich spinne“, erzählt die Dachdeckermeisterin. Und auch Freunde und Bekannte waren von ihrer Entscheidung zunächst überrascht. Nach einiger Zeit konnten sich aber alle damit anfreunden. Nur auf Partys sei es manchmal komisch, in so einem Beruf zu arbeiten. „Wenn ich ein bisschen gestylt bin und dann erzähle, dass ich Dachdeckerin bin, dann glaubt mir das erstmal keiner“, sagt Saskia Schröder. Nach einem weiteren dreiwöchigen Praktikum im Sommer war dann aber klar, dass sie die Ausbildung zur Dachdeckerin machen möchte.
Die war am Anfang ziemlich hart. „Es herrscht schon ein raues Klima. Daran musste ich mich erst gewöhnen“, berichtet Schröder. Viele Männer hätten auch ganz klar gesagt, dass Frauen hier nichts zu suchen hätten. Mittlerweile hätten das aber alle akzeptiert. Obwohl man als Frau natürlich auch Nachteile in dem Beruf hat. „Ich bin nicht so stark wie die Männer. Aber das war es dann auch schon. Dafür bin ich sehr vielseitig. Das ist mein Vorteil“, sagt die 20-Jährige selbstbewusst.
Besonders gut gefällt ihr, dass man als Dachdeckerin fast jeden Tag etwas Neues erlebt. Außerdem sei man meist an der frischen Luft. Nicht so schön sei das frühe Aufstehen. Im Sommer geht es um 7 Uhr mit der Arbeit los. Um viertel nach vier ist wieder Schluss. „Dafür habe ich nach der Arbeit noch den ganzen Tag vor mir“, sagt Saskia Schröder, „außerdem geht so ein Arbeitstag immer sehr schnell rum.“