Neviges. . Für Dachdeckermeister Wolfgang Schröder (77) war es sonnenklar, dass er das Unternehmen seines Großvaters weiterleitet: Jetzt bekommt er von der Kreishandwerkskammer den Goldenen Meisterbrief verliehen, vor 50 Jahren machte der Nevigeser seinen Meister. Mittlerweile führen die Söhne die Firma.

Eigentlich wollte Dachdeckermeister Wolfgang Schröder heute zum Wochenende mit Ehefrau Ingrid und Hund Max nach Holland fahren, ins Sommerhäuschen. Aber, wie so oft, das Geschäft geht vor – auch wenn es seit 15 Jahren „ganz vorzüglich“ von seinen drei Söhnen geleitet wird. Doch heute, da steht der 77-Jährige noch einmal im Mittelpunkt, was dem bescheidenem Senior-Chef gar nicht so recht ist: Die Kreishandwerkerschaft des Kreises Mettmann verleiht ihm den Goldenen Meisterbrief.

Ein gesundes Unternehmen

Für Wolfgang Schröder ein Tag wie jeder andere, auch, wenn er diese Auszeichnung schon zu schätzen weiß: „Ich habe mal nachgeguckt. Von den 29, die mit mir auf der Meisterschule in Esslohe waren, leben nur noch neun.“ Ob er Dankbarkeit empfindet? Kurzes Nachdenken. Ja, schon. Vor allem dafür, dass nicht eingetreten ist, was ihm 1999 so viele prophezeit hatten. „Das geht nie gut“, hieß es, als der damals 62-Jährige die Firmenführung an alle drei Söhne weitergab. Doch es ist gut gegangen, sogar sehr gut. Man sei „gesund und schuldenfrei“, meint Sohn Manfred (49), der die Zügel in Tönisheide in den Büroräumen an der Wimmersberger Straße 8 fest in dem Händen hält, während die Brüder Frank (54) und Ralf (56) nach wie vor am liebsten draußen arbeiten. Dafür sei er schon besonders dankbar, erzählt Vater Wolfgang: „Wenn man etwas hinterlässt, darf man nicht weinen. Sondern es in einem solchen Zustand hinterlassen, dass es anderen Freude macht.“

Damals, 1999, ist ein Kapitel in der Erfolgsgeschichte der Familie geschrieben worden, das es ganz ähnlich schon einmal gab: „Mein Großvater hatte die Firma 1888 in Neviges in der Friedrichstraße, heute Im Koven, gegründet, da waren auch drei Söhne“, sinniert Wolfgang Schröder. Etwas anderes zu werden als Dachdecker, das sei ihm nie in den Sinn gekommen. „Man war schließlich stolz, auf den Namen, auf die Tradition.“ Was den 77-Jährigen besonders freut: Enkelin Saskia Isabel ist mit 21 Jahren auch Meisterin geworden, als eine der ganz wenigen Frauen in dem Gewerbe.

Was waren das für Zeiten, 1964, als der junge Familienvater die Woche über im sauerländischen Esslohe büffelte: „Ich hatte damals keinen Führerschein, bin montags morgens mit dem Bus bis Hattingen gefahren, da hat mich ein Schulkamerad mitgenommen.“

Was folgten, waren „goldene Jahre“, so der 77-Jährige, der auch viel Glück im Leben hatte: „Bin zweimal vom Dach gefallen, immer nur mit Verstauchungen und Quetschungen.“ Raus aus der Klinik, rauf aufs Dach. Zwei Dinge seien seinem Vater stets wichtig gewesen, die habe er auch der Familie eingebläut, merkt Sohn Manfred an: „Ehrlichkeit und Sparsamkeit.“ Mit dem Finger zeigt er auf ein Foto an der Wand, es zeigt einen Kran: „Das da, das ist unser Ferrari.“