Kreis Mettmann. Der Kreis Mettmann will die Radweg-Verbindungen im Neanderland und zu seinen Nachbarn attraktiver machen. Dafür sind jetzt Wegedetektive gefragt.

Der Kreis Mettmann sucht ab sofort Wegedetektive. Dabei geht es aber um kein Kinderspiel oder eine besondere Form der Schnitzeljagd, sondern um ein höchst nüchternes und ernstes Ziel. Der Kreis tritt jetzt nämlich an, die Radverkehrsverbindungen zwischen den zehn kreisangehörigen Städten attraktiver zu machen. Und der Blick geht ringsum über den eigenen Tellerrand hinaus: Die Anbindung an die Städte und Regionen rund ums Neanderland soll nämlich ebenfalls verbessert werden. Dabei setzen die Macher auf die Hilfe und Erfahrungen der Bürger.

Dauerstaus auflösen

Das Internetportal „Wegedetektiv“ ist freigeschaltet. Landrat Thomas Hendele (re.) und Michael Vieten (Büro IGS) erläuterten gemeinsam den Weg zu einem verbesserten Radwegenetz.
Das Internetportal „Wegedetektiv“ ist freigeschaltet. Landrat Thomas Hendele (re.) und Michael Vieten (Büro IGS) erläuterten gemeinsam den Weg zu einem verbesserten Radwegenetz. © Kreis Mettmann | Tanja Henkel

„Es ist an der Zeit, den Umstieg auf das Rad zu erleichtern“, sagt Thomas Hendele, „auch als ein wesentlicher Beitrag zum Klimaschutz.“ Nehme man sämtliche Ein- und Auspendler zusammen, so komme man auf täglich gut und gerne eine halbe Million Bewegungen. Hier sieht der Landrat durchaus Potenzial. Zudem hat er das Leiden unter den Dauerstaus im Blick, „die aufgelöst werden müssen“. Die Situation, dass Radfahrer wegen der Topographie nahezu ausschließlich im Kreissüden und in Ratingen unterwegs seien, habe sich „mit dem Pedelec-Aufkommen restlos geändert“. Und zwar nicht nur auf dem Panoramaradweg Niederbergbahn, sondern auch in die Städte hinein.

Projekt hat drei Phasen

„Die Menschen sollen bequem, viel und gerne radfahren“, sagt Michael Vieten. Er ist Geschäftsführer der beauftragten „Ingenieurgesellschaft Stolz“ („IGS“, Neuss), die sich im ersten Schritt nun mit der Grundlagenermittlung beschäftigt, anschließend eine Zielnetzkonzeption entwickelt und schließlich einen Maßnahmenkatalog mit Prioritäten nebst Umsetzungskonzept vorlegen wird. Etwa anderthalb Jahre dürften darüber ins Neanderland gehen.

Wegweiser und Tourismus

Neben dem eigentlichen Radwegekonzept geht es um die Optimierung der Wegweisung sowie die Erarbeitung eines touristischen Knotenpunktsystems. „Wir brauchen ganz viel Ortskenntnisse“, erklärt Vieten zum Vorgehen, „und wollen so viele Leute wie möglich einbinden.“ Damit schlägt gleich zum Start des Projektes die große Stunde der „Wegedetektive“.

Portal ist kein Mängelmelder

Vor Ort ist das Projekt bereits weiter fortgeschritten

Die Stadt Velbert ist an dem Thema bereits seit längerem dran. Der Rat hat schon im Februar vergangenen Jahres das Klimaschutz-Teilkonzept „Fuß- und Radverkehr“ beschlossen.

Für die Umsetzung ist vorrangig Rainer Jadjewski zuständig. Er ist Verkehrsplaner und Fahrradbeauftragter bei den Technischen Betrieben Velbert (TBV).

Das rund 100 Seiten umfassende Teil-Konzept kann auf der städtischen Homepage www.velbert.de im Bereich Stadtentwicklung/Umwelt/Bauen unter dem Stichwort „Klimaschutz“ aufgerufen und eingesehen werden.

Bis Ende November können Interessierte über das Internetportal www.wegedetektiv.de/kreis-mettmann Vorschläge zur Verbesserung des Radwegenetzes machen. In dem Portal „Wegedetektiv“ ist eine Karte hinterlegt, auf der die Bürger einen Punkt oder eine Strecke markieren, ein Foto hochladen und einen kurzen Kommentar schreiben können. Das geht unterwegs auf dem Handy oder auf dem heimischen Rechner.

Tatsächlichen Bedarf ermitteln

Auf diesem Wege sollen Netzlücken ermittelt und das Wegenetz sicherer und komfortabler gemacht werden. Dabei geht es jedoch nicht um die kurzfristige Behebung von Schadstellen – das Portal ist kein Mängelmelder. Die Hinweise sollen Aufschluss geben über den tatsächlichen Wegebedarf zwischen den Städten sowie mögliche Gefahrenstellen und Radwege mit unzureichender Breite oder schlechter Qualität aufzeigen. Kommentare, Fotos und Markierungen werden gesammelt, von „IGS“ anonym ausgewertet, gewichtet und fließen in die Erstellung des Konzeptes ein.

Starke Säule im Verkehrsmix

Die derzeitige Relation sieht so aus, dass das Hauptwegenetz rund 400 Kilometer umfasst, die die IGS-Leute übrigens auch komplett unter die Räder nehmen werden, und es etwas mehr als 100 Kilometer Kreisstraßen gibt. Georg Görtz, Amtsleiter der Unteren Naturschutzbehörde, kündigt an, dass man die jeweiligen Baulastträger bei den Priorisierungen eng einbeziehen wolle. „Stadt, Land, Kreis“, zählt Landrat Hendele auf. Er macht keinen Hehl daraus, dass die vorhandenen Radwege mitunter „einige gravierende Mängel“ aufweisen und es welche gibt, „die sind einfach in unerträglichem Zustand“. Vor allem jedoch sieht er „sehr sehr gute Chancen“, dass das Radfahren – ganz anders als noch vor 15 oder 20 Jahren – zu einer wirklich starken Säule im Verkehrsmix wird.

Weitere Informationen zum Radverkehrskonzept und zur IGS sind auf www.radverkehr-kreis-mettmann.de abrufbar.