Velbert. Die Tafel Niederberg führt trotz Pandemie ihren Betrieb fort – und plant sogar das Angebot auszuweiten. Demnächst soll es eine Abendtafel geben.

Die etwa zehn Leute in den Räumen des Evangelischen Gemeindehauses in Langenberg tragen Gemüsekisten, verteilen Brotlaibe und verpacken Wurst in Tüten. Es ist Freitagvormittag und um 12 Uhr werden die ersten Gäste der Tafel eintreffen. Die Standortleiterin Elke Steer hat einen Überblick über das routinierte Treiben. Sie koordiniert die Lebensmittelausgabe und achtet darauf, dass die Hygienevorschriften eingehalten werden.

Gäste in Gruppe eingeteilt

Um Ballungen zu vermeiden haben wir die Gäste nach Nachnamen in vier Gruppen eingeteilt. Für jede dieser Gruppen sind etwa 30 Minuten eingeplant“, erklärt Elke Steer. Sie steht am Eingang und deutet auf den Stehtisch, der sich dort befindet: „Hier melden sich die Besucherinnen und Besucher an und erklären welche Lebensmittel sie beispielsweise nicht vertragen.“ Vom Eingang aus gehen dann die Mitarbeitenden der Tafel in den Hauptraum und sammeln die entsprechenden Lebensmittel, je nach Familiengröße ein. So betreten die Gäste der Tafel die Räume nicht selbst und potenzielle Infektionen können vermieden werden.

Tafelmitarbeiter Jerome Trautmann bringt Lebensmittel zur Ausgabe.
Tafelmitarbeiter Jerome Trautmann bringt Lebensmittel zur Ausgabe. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Nicht geschenkt

Der Preis für eine Person beträgt 2 Euro und für jede weitere zu versorgende Person 50 Cent. „Dieser Preis gibt den Gästen Selbstbestimmtheit – das Gefühl, dass die Lebensmittel nicht geschenkt sind. Das hat auch was mit der Wertigkeit zu tun“, erklärt Elke Steer, die seit 2008 bei der Tafel ehrenamtlich hilft. Jeden Freitag findet die Tafel in Langenberg am Kreiersiepen 7 statt.

Eine Abendtafel in Mitte geplant

Die Tafel Niederberg hat im Umkreis sechs Standorte, an denen an unterschiedlichen Tagen gespendete Lebensmittel an geringverdienende Menschen, wie Studierende oder Beschäftigte in Kurzarbeit verteilt werden. Außerdem findet zweimal im Monat eine Hauslieferung für immobile Menschen statt. „Im Moment stecken wir in der Planung für eine Abendtafel“, erzählt Elke Steer. Freitagabends sollen dann zwischen 17 und 19 Uhr an der Mettmanner Straße 53 in Velbert Mitte Lebensmittel verteilt werden.

Caterer Linke spendierte Möhreneintopf, den die Tafelkunden sich zuhause warm machen können.
Caterer Linke spendierte Möhreneintopf, den die Tafelkunden sich zuhause warm machen können. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Aus den Nachbarstädten

An dem Standort in Langenberg versorgt die Tafel etwa 60-70 Personen. „Dazu zählen auch die Familienangehörigen von Menschen, die heute kommen“, betont Steer. Die Koordinatorin beobachtet, dass einige Gäste aus den Nachbarstädten zur Tafel in Langenberg kommen. Der Besuch bei der Tafel sei für einige schambelastet, weswegen sie die Begegnung mit Bekannten vermeiden möchten. An diesem Freitag kommt eine Sonderspende der Catering-Firma Linke an. „Wir haben Linke vor kurzem leere Gläser gegeben und haben gesagt: ,Die hätten wir gerne voll zurück‘“, erzählt Steer lachend. Das Unternehmen kam dem Wunsch nach und lieferte in den Gläsern Möhreneintopf, der an die Gäste verteilt wird.

Die Tafel Niederberg

Die Tafel Niederberg versorgt an allen sechs Standorten etwa 750 Haushalte mit gespendeten Lebensmitteln. Die Gäste sind Geringverdiener, wie Studierende oder Menschen in Kurzarbeit.

Unter www.tafel-niederberg,de finden Bedürftige sowie potenzielle Spender die entsprechenden Kontakte und Informationen

Mahlzeiten fallen aus

„Normalerweise saßen wir noch gemeinsam zusammen und haben gegessen – dieses Miteinander muss leider im Moment wegfallen“, bedauert die Standortleiterin. Was in den letzten Monaten ebenfalls ausfallen musste, waren die Besuche in den Grundschulen in Langenberg. „Ich erinnere mich daran, dass die Viertklässler den jüngeren Schülern begeistert von ihrem Besuch bei der Tafel erzählten“, erzählt Steer strahlend. Die Grundschüler konnten einen Arbeitstag begleiten und einen Einblick in die Tätigkeit der Tafel erhalten. Dabei lernten viele, dass ein voller Kühlschrank nicht selbstverständlich ist.